Berlin. Die Ukraine will militärische Ziele auf russischem Gebiet angreifen. Nach dem Einverständnis der USA folgte nun ein Raketenbeschuss.

Die Ukraine hat zum ersten Mal von den USA gelieferte ATACMS-Raketen auf Russland abgefeuert. Ziel des Angriffs war ein russisches Waffenlager in der Oblast Brjansk, berichtet die Nachrichtenagentur RBC unter Berufung auf eine mit den Vorgängen Vertraute Person. Russische staatliche Nachrichtenagenturen bestätigten den Angriff am Dienstagnachmittag. Insgesamt seien sechs Raketen abgefeuert worden, heißt es.

Laut ukrainischen Berichten wurde das Ziel – eine Militäreinrichtung – nahe der Stadt Karatschew in der Nacht zu Dienstag getroffen. Russland meldet hingegen, fünf Raketen seien abgefangen worden, Trümmerteile der sechsten seien auf die Militäreinrichtung gefallen. Der Ort liegt etwa 130 Kilometer von der ukrainisch-russischen Grenze entfernt. Dort sollen Bomben, Flugabwehrraketen und nordkoreanische Granaten gelagert worden sein. Die Ukraine hatte das Lager bereits im Oktober mit Drohnen angegriffen.

Die USA haben ihr Einverständnis erteilt: Die Ukraine darf Russland künftig mit weitreichenden US-Waffen angreifen.
Die USA haben ihr Einverständnis erteilt: Die Ukraine darf Russland künftig mit weitreichenden US-Waffen angreifen. © AFP | JOHN HAMILTON

Ukraine-Krieg vor Eskalation: Putin mit neuer Drohgebärde

Der russische Präsident Wladimir Putin unterzeichnete unterdessen einen Erlass, der es seinem Land erlaubt, Atomwaffen gegen einen Nicht-Atomstaat einzusetzen, falls dieser von Atommächten unterstützt wird. „Es war notwendig, unsere Grundsätze mit der aktuellen Situation in Einklang zu bringen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Der Erlass sei ein „sehr wichtiges“ Dokument, mit dem das Ausland sich befassen sollte, fügte er hinzu.

„Die Aggression eines nicht-nuklearen Staates unter Beteiligung eines nuklearen Staates wird als gemeinsamer Angriff betrachtet“, erklärte Kremlsprecher Peskow. Russland habe Atomwaffen stets als „Abschreckungsmaßnahme“ verstanden und werde diese nur einsetzen, wenn es sich dazu „gezwungen“ sehe.

Die neue Doktrin erlaubt auch eine atomare Antwort auf „massive“ Luftangriffe, selbst wenn bei diesen nur herkömmliche Waffen eingesetzt werden. Unter Moskaus nuklearen Schutzschirm wird mit dem neuen Erlass auch der Verbündete Belarus aufgenommen. Seit Beginn des russischen Feldzugs in der Ukraine im Februar 2022 droht Putin immer wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen. Die jetzt vorgenommenen Änderungen waren erstmals im September vorgestellt worden.

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Am Sonntag hatten US-Medien übereinstimmend berichtet, dass der scheidende Präsident Joe Biden der Ukraine erstmals erlaubt, taktische Raketen des Typs ATACMS mit einer Reichweite von mehreren Hundert Kilometern gegen Ziele in Russland einzusetzen. Dies soll vor allem bei der Abwehr der Gegenoffensive russischer und möglicherweise nordkoreanischer Truppen gegen den ukrainischen Brückenkopf im Gebiet Kursk helfen.

lro/AFP