Berlin. Wollten die Grünen eine geheime Botschaft senden? Auf einem Bild mit Robert Habeck taucht das Logo der „Letzten Generation“ auf. Zufall?

  • Robert Habeck will für die Grünen als Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2024 antreten
  • Verkündet hat er das in einem Video
  • Ein Detail auf einem zugehörigen Bild überrascht: Ist der Vizekanzler plötzlich Fan der „Letzten Generation“?

Mehr Klimaschutz, das ist das große Ziel der Grünen – und der „Letzten Generation“. Ein Ziel, das die beiden Gruppen eint? Von wegen! Auch wenn Teile der Partei sich zeitweise hinter die Aktivisten stellten, haben sich prominente Grünen-Politiker in der Vergangenheit wiederholt kritisch zu deren umstrittenen Aktionen geäußert. Sie würden dem Anliegen Klimaschutz „massiv schaden“, mahnte Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Habeck dreht Kanzler-Video in der Küche von Freunden

Zumindest Freunde Habecks scheinen Sympathien für die „Letzte Generation“ zu hegen. In der Küche dieser Freunde hat der Vizekanzler laut eigener Aussage das vielleicht bislang wichtigste Video seiner politischen Karriere aufgenommen: Den rund achtminütigen Clip, in dem er verkündet, für die Grünen als Kanzlerkandidat in die kommende Bundestagswahl ziehen zu wollen – auch wenn Habeck das Wort Kanzlerkandidat selbst nicht in den Mund nimmt.

Wer diese Freunde sind, die Habeck ihren Küchentisch zur Verfügung gestellt haben, sagt Habeck nicht. Die Grünen betonen auf Anfrage unserer Redaktion jedoch, der Vizekanzler sei „in einer privaten Wohnung“ zu Gast gewesen. In den kommenden Wochen wolle er sich immer wieder am Küchentisch mit Bürgerinnen und Bürgern treffen, um über die Zukunft Deutschlands zu sprechen.

Hinter Habeck klebt am Kühlschrank das Logo der „Letzten Generation“

Auch wenn in Habecks Video alles ganz spontan und natürlich wirken soll: Die Veröffentlichung des Clips dürfte genau vorbereitet worden sein. Habeck geht für eine Partei ins Rennen, die zuletzt viel Kritik abgekommen hat – da wird nichts dem Zufall überlassen. Umso überraschender ist ein Detail in der Küche, das zunächst von vielen Beobachtern übersehen, wurde: Im Hintergrund klebt am Kühlschrank ein kleiner Zettel.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
Kaum zu übersehen: Links oben am Kühlschrank hängt hinter Robert Habeck das Logo der „Letzten Generation“. © DPA Images | Elias Keilhauer

Auf ihm zu sehen: das Logo der „Letzten Generation“. Wer dieses Detail allerdings im Video selbst sucht, sucht vergeblich. Lediglich auf einem Foto ist es zu sehen. Verbreitet wurde es unter anderem von der Deutschen Presse-Agentur; Quelle: die Grünen. Der Bildausschnitt des Videos endet unter dem „Letzte Generation“-Zettel.

„Letzte Generation“ will mit Habeck über das Wahlprogramm der Grünen sprechen

Will Habeck hier eine versteckte Botschaft senden? Derselbe Habeck, dem zufolge die „Letzten Generation“ dem Klimaschutz doch Schaden zufügt? Der Gruppe ist das Logo jedenfalls bereits aufgefallen. Die Klima-Aktivisten posteten das Bild auf Instagram – verbunden mit einer Einladung an den designierten Kanzlerkandidaten: Man würde gerne mit ihm über das Wahlprogramm der Grünen sprechen. Ideen habe man viele.

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Von den Grünen heißt es auf Anfrage, dass im Video eine private Wohnung zu sehen sei und die Einrichtung keine Rückschlüsse über die politischen Positionen des Vizekanzlers zulasse. „Robert Habeck hat sich zur Letzten Generation immer sehr klar geäußert“, betont ein Pressesprecher der Partei. „An seiner Haltung hat sich nichts geändert.“

Der Wahlkampf hat begonnen – und die Grünen brauchen Stimmen

Ob es sich also tatsächlich um ein Versehen handelt? Oder wurde der Hintergrund einfach nicht genau beachtet? Möglich. Doch abwegig ist der Gedanke, dass das Logo dort bewusst platziert oder schlicht nicht entfernt wurde, nicht. Denn auch wenn die Grünen sich – mitunter auch durch den öffentlichen Druck bedingt – von der „Letzten Generation“ distanzieren: Eine inhaltliche Nähe gibt es eben doch.

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#1 Folge mit Robert Habeck

Meine schwerste Entscheidung

Nimmt man die Perspektive der Partei ein, mag es durchaus sinnvoll sein, die Brücken zur „Letzten Generation“ nicht komplett einzureißen. Schließlich sind Menschen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen, die Kernklientel der Partei. Und zu dieser Gruppe gehört eben auch die „Letzte Generation“. Hinzu kommt: Innerhalb der Bevölkerung gibt es durchaus Menschen, die das Vorgehen der Gruppe gutheißen.

Auf deren Stimmen dürfte man bei den Grünen hoffen, wenn man solche Botschaften sendet – ob bewusst oder unbewusst. Und die Stimmen sind wichtig, denn zuletzt hatten sich auch Menschen, denen Klimaschutz wichtig ist, von der Partei abgewendet. Der Vorwurf: In der Koalition mit SPD und FDP sei man zu viele Kompromisse eingegangen, habe das eigentliche Ziel aus den Augen verloren. Will die Klima-Partei ein Wahldebakel vermeiden, muss sie das Vertrauen dieser Menschen zurückgewinnen.