Washington. Trump will nichts sagen, Harris gibt bereitwillig Auskunft: Wie fit sind die Kandidaten? Der Gesundheitscheck vor der US-Wahl.
- Kamala Harris ist bei bester Gesundheit
- Wie es bei Donald Trump aussieht: unklar
- Körperlich scheint er einigermaßen fit – doch wie sieht es bei der mentalen Gesundheit aus?
Als Joe Biden (81) noch sein Rivale war, genoss Donald Trump, obwohl nur drei Jahre jünger, einen erheblichen Vorteil: Er wurde physisch wie mental weit weniger gebrechlich wahrgenommen als der demokratische Amtsinhaber. Perdu. Seit die am vergangenen Sonntag 60 Jahre alte gewordene Kamala Harris im Rennen um das Weiße Haus steht, hält eine überwiegende Mehrheit der Amerikaner die Demokratin für deutlich fitter, um das höchste Staatsamt zu bewältigen.
Mit der Veröffentlichung ihres medizinischen Bulletins, das ihr eine exzellente Gesundheit bescheinigt, will Harris aus der Situation Kapital schlagen. Zumal Donald Trump, mittlerweile 78 Jahre alt und am Ende einer eventuellen zweiten Amtszeit 82 wäre, bei seinen Gesundheitsdaten mauert. Wie es wirklich um ihn steht, bleibt zwei Wochen vor der Wahl ein Rätsel. Die wichtigsten Fakten:
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Wie gesund ist Kamala Harris?
Blutdruck 128/74. Puls: 78 Schläge pro Minute. Schilddrüse, Lunge, Leber, Herz, Cholesterin-Werte – alles im Normbereich: Nach Angaben ihres Leibarztes Dr. Joshua Simmons, der sie zuletzt im April untersuchte, verfügt Kamala Harris „über die körperliche und geistige Belastbarkeit, die erforderlich ist, um die Aufgaben des Präsidentenamtes, einschließlich der Aufgaben als Chef der Exekutive, Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber, erfolgreich zu erfüllen“. Ihr Gesamtzustand sei „exzellent“.
In einem offiziellen Schreiben des Weißen Hauses listet Simmons für die Vize-Präsidentin Kleinigkeiten auf: Allergien, die mit Nasenspray und Augentropfen behandelt werden. Gelegentlichen Nesselausschlag. Vitamin-D3-Mangel, dem mit Nahrungsergänzungsmitteln begegnet wird. Blutwerte: „unauffällig“. Alkoholkonsum: „moderat“. Ernährung: „sehr gesund“. Tägliches Sportprogramm (Aerobic). Nichtraucherin. Weil ihre Mutter 2009 an Darmkrebs starb, wird Harris regelmäßig gescreent. Harris trägt wegen Kurzsichtigkeit Kontaktlinsen. Ihren bisher einzigen chirurgischen Eingriff erlebte sie als Dreijährige: Blinddarm.
Wie steht es um Donald Trump?
Offizielle Informationen aus der Zeit nach seinem Amtsausscheiden 2021 liegen nicht vor. Trump verweigert bisher seine Krankenakte. Daher gibt es nur Rückblicke: Ronny Jackson, sein erster Leibarzt im Weißen Haus, sagte 2018, Donald Trump könne 200 Jahre alt werden, wenn er auf Fastfood von „McDonald`s“ & Co. verzichten würde. Damals wog Trump bei einer Körpergröße von 1,90 Meter 109 Kilogramm. Sein Body-Mass-Index lag bei über 30 – also adipös.
Jacksons Appelle für mehr Sport und weniger Junkfood fruchteten nicht. Ein Jahr später brachte Trump nach offiziellem Bulletin 110,2 kg auf die Waage. Wobei die Herzkreislauf-Daten altersadäquat in Ordnung gewesen seien: Blutdruck (122/74). Ruhepuls (70). Jacksons Nachfolger Sean Conley stimmte in die Bestandsaufnahme ein. Trump sei in puncto Herz-Kreislauf leistungsfähig und gesund, sagte er.
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Trotzdem musste Trump 2020 wegen Corona stationär im Militärkrankenhaus Walter Reed bei Washington auch mit Sauerstoff behandelt werden. Damals erinnerte man sich an die Lobeshymne von Trumps Hausarzt Harold Bornstein von vor der Wahl 2016. Der Gastroenterologe hatte gesagt: „Sollte Mr. Trump gewählt werden, kann ich unmissverständlich sagen, wird er die gesündeste Person sein, die jemals zum Präsidenten gewählt wurde.“ Später räumte Bornstein ein, dass Trump ihm die Sätze diktiert hatte. Bei der Anklageerhebung gegen Trump 2023 in Atlanta (Georgia) wurde Trumps Gewicht mit 97,7 Kilo angegeben; dem Vernehmen nach das Resultat von Abnehmspritzen. Zuletzt gab Trump seinen Cholesterinspiegel mit 180 an.
Warum gibt es Zweifel an der mentalen Verfassung Trumps?
In puncto Geisteskraft verweist Trump immer noch auf einen Jahre zurückliegenden Früherkennungstest für Demenz. Dabei musste er nach einem Standardverfahren (Montreal) gezeichnete Tiere wie einen Löwen oder ein Nashorn unterscheiden und einen Würfel nachzeichnen. Trump sagt, er habe mit Bestnote abgeschlossen („I aced it“). Belege dafür gibt es nicht. An der Aussage wurde zuletzt häufiger gezweifelt, weil Trump bei öffentlichen Auftritten Personen und Schauplätze verwechselt, falsche Bezüge herstellt, Artikulationsschwierigkeiten offenbart und den roten Faden bei seinen Ausführungen verliert. Fachärzte erklärten in Ferndiagnosen, es gebe Anzeichen von Demenz; eine Diagnose, die in den 90er Jahren bereits bei Trumps Vater Fred gestellt worden war.
Kamala Harris und Joe Biden erklärten zuletzt, mit Trump „stimmt etwas nicht“. Er wirke „zunehmend instabil und verwirrt“. Nach dem Attentatsversuch auf ihn im Juli gab die Wahlkampagne von Trump ein knappes Statement heraus, das auf Aktenauswertung von Ex-Leibarzt Ronny Jackson beruhte. Tenor: Alles in Ordnung. Harris wirft Trump „mangelnde Transparenz“ vor. Trumps Sprecher bügelt das ab: „Präsident Trump hat mehr Energie und mehr Ausdauer als jeder andere in der Politik und ist der klügste Anführer, den dieses Land je gesehen hat. Er nimmt jeden Tag an mehreren öffentlichen Veranstaltungen teil und die Öffentlichkeit kann sehen, dass er scharfsinniger und fokussierter ist als je zuvor, weil die Zukunft Amerikas auf dem Spiel steht.“ Bei Trump selber hört sich das so an: „Ich bin viel gesünder als Clinton, Bush, Obama, Biden, aber vor allem Kamala.“ Hunderte Ärzte, die einen offenen Brief unterzeichnet haben, sehen das anders. Sie machen „alarmierende Anzeichen nachlassender Scharfsinnigkeit“ geltend.