Der Doppelangriff gegen die Hisbollah war nicht das erste Mal, dass Israels Geheimdienste Sprengstoff einsetzten. Wie sie vorgehen.

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist den israelischen Geheimdiensten Komplettversagen vorgeworfen worden. Jäh und unvermittelt war ihr Ruf ramponiert.

Der Doppelschlag gegen die Hisbollah in dieser Woche – erst explodierten Tausende Pager, anderntags dann die Walkie-Talkies der Miliz – passt nun wieder zum Bild des Auslandsgeheimdienstes Mossad, der stets für eine spektakuläre Aktion gut ist.

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Sprengstoff spielt eine entscheidende Rolle

Gewöhnlich schweigen die Israelis zu solchen Aktionen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie die Urheber der aktuellen Angriffe sind. Schließlich wurden die USA vorab über eine Operation informiert. Der Mossad ist zum Inbegriff eines Geheimdienstes geworden. Aber in Wahrheit gibt es noch einen Inlandsgeheimdienst und einen Militärgeheimdienst.

Benjamin Netanjahu (r), Ministerpräsident von Israel, und Mossad-Direktor David Barnea.
Benjamin Netanjahu (r), Ministerpräsident von Israel, und Mossad-Direktor David Barnea. © DPA Images | Koby Gideon

Im Schattenkrieg des Mossad hat Sprengstoff schon immer eine große Rolle gespielt. 1973 präparierte man in Paris das Telefon des damaligen PLO-Führers Mahmoud Hamshari. Als er abhob, explodierte ein Sprengsatz. Der Mann starb im Krankenhaus.

1996 ermordete diesmal der Inlandsgeheimdienst Shin Bet einen Bombenbauer der Hamas. Er schmuggelte einen Sprengsatz in sein Mobiltelefon, der dann ferngezündet wurde.

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Cyberkompetenz gefragt

2008 wurde in Zusammenarbeit mit der CIA (oder im Auftrag?) der Terrorist Imad Mughniyeh in Damaskus (Syrien) getötet: Die Israelis platzierten eine Bombe im Reserveradfach seines Autos; wohlwissend, dass, der Bereich nie von seinen Bodyguards kontrolliert wurde.

Etwas unklarer war die Lage bei der Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija in diesem Sommer mitten in Teheran. Offiziell wurde er Opfer eines Raketenangriffs. Aber es gab auch die These, dass die Israelis einen Sprengsatz im Gästehaus untergebracht hatten, wo Hanija übernachtete.

Mit langer Hand geplant

Bei der aktuellen Aktion gegen die Hisbollah spielten Israels Geheimdienste alle ihre Stärken aus: Den raffinierten Umgang mit Sprengstoff, die gute Informationsgewinnung und eine hohe Cyberkompetenz; wie beim Computervirus Stuxnet, mit dem einst das iranische Atomprogramm sabotiert wurde.

Über den Coup gegen die Hisbollah ist wenig bekannt. Doch schon erste Recherchen beim Lieferanten vor Ort in Ungarn legen den Verdacht nahe, dass BAC Consulting eine Briefkasten-Firma war, die mit dem Zweck gegründet wurde, ins Geschäft mit dem taiwanesischen Hersteller von Pagern zu kommen, sein Vertrauen zu gewinnen und einen Zugriff auf die Lieferkette zu bekommen. Der Mossad plante die Attacken mit langem Atem.

Der Doppelangriff von dieser Woche war eine Demonstration der Macht und der Überlegenheit. Und beim Geheimdienst haben sie noch nicht alle Mittel ausgereizt. General Herzi Halevi, Generalstabschef der israelischen Armee, sagt: „Wir verfügen über viele Möglichkeiten, die wir noch nicht aktiviert haben.“