Berlin/Erfurt. Thüringens AfD-Chef Björn Höcke nimmt vorübergehend nicht mehr am Wahlkampf teil. Sein Sprecher machte „gesundheitliche Gründe“ geltend.

Die heiße Phase des Wahlkampfs in Thüringen muss vorübergehend ohne AfD-Chef Björn Höcke auskommen. Der Spitzenkandidat der Partei wird nicht an einer Diskussionsrunde aller sieben Spitzenkandidaten teilnehmen, die bei den Sendern NTV und Antenne Thüringen übertragen wird. In einer Mitteilung von RTL, zu dem NTV gehört, heißt es, ein Sprecher Höckes habe „gesundheitliche Gründe“ geltend gemacht.

Demnach habe Höcke bereits am Montag versucht, die Teilnahme abzusagen, offenbar zunächst aus „privaten Gründen“, die er nicht präzisieren wollte. Am Dienstag dann habe der AfD-Vorsitzende wieder zugesagt, bevor er Mittwochs erneut absagte. Für Höcke springt nun Co-Landessprecher der AfD Thüringen, Stefan Möller, ein.

Der Deutschen Presse-Agentur sagte Möller, der 52-Jährige sei „gesundheitlich ein bisschen angeschlagen“. Daher wolle man die Arbeit verteilen. Er habe noch viele Aufgaben bis zur Wahl vor sich „und das muss er noch durchstehen können“. Der Pressesprecher der Thüringer AfD, Torben Braga, sagte, Höcke habe alle Termine am Mittwoch abgesagt, die übrigen Termine werde er wie geplant wahrnehmen. „Er wird auch morgen wieder gesund sein.“

AfD-Chefin Alice Weidel postete am Mittwoch ein Bild von sich und Höcke, im Hintergrund der Erfurter Dom. Geplant ist ein gemeinsamer Auftritt zum Wahlkampfabschluss auf dem Domplatz im Zentrum der Thüringer Landeshauptstadt am Samstag. Möller bestätigte, dass Höcke diesen Auftritt wahrnehmen wolle.

Kein TV-Auftritt: Höcke wirkte unsouverän

Die AfD liegt in Thüringen konstant bei rund 30 Prozent Wählerzustimmung und dürfte damit stärkste Kraft im Landtag werden. Zuletzt machte ihr Vorsitzender Höcke aber keine gute Figur mehr, wirkte in TV-Auftritten fahrig und wenig schlagfertig.  Am Montag hatte der AfD-Rechtsaußen an der „Wahlarena“ im Fernsehen des Mitteldeutschen Rundfunks teilgenommen.

Der Verfassungsschutz stuft die AfD Thüringen als gesichtert rechtsextrem ein. Gegen Höcke läuft derzeit ein Verfahren, weil er eine verfassungswidrige Parole der Nationalsozialisten verwendet hatte. Einmal wurde der 52-Jährige wegen Verwendung dieser SA-Losung bereits zu einer Geldstrafe verurteilt, das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.

Höcke in Thüringen: Rechtsextremer ohne Partner

Dass Höcke nach der Wahl am Sonntag den Ministerpräsidenten in Thüringen stellt, ist hingegen nicht zu erwarten. Zwar lassen die Umfragewerte einen Wahlsieg der AfD erwarten. Doch Höcke fehlen für eine Regierungskoalition die Partner.

Weder die in Umfragen zweitplatzierte CDU noch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf dem dritten Platz oder eine der anderen maßgeblichen Parteien wollen mit der AfD koalieren, wenngleich BSW-Spitzenkandidatin Katja Wolf „vernünftige“ AfD-Anträge durchaus für zustimmenswert hält.

Tatsächlich ist es sogar möglich, dass sich in Thüringen ein Landtag bildet, der ganz ohne Höcke auskommt. Der rechtsextreme Politiker muss in seinem Wahlkreis Greiz das Direktmandat holen, um ganz sicher Erfurter Parlament zu sitzen. Die Stärke seiner Partei kann ihm dabei zum Verhängnis werden – in dem Fall, dass die AfD so viele Stimmen holt, dass es für Höcke selbst mit Listenplatz eins auf der Landesliste nicht mehr für den Einzug in den Landtag reicht. Greiz war in den letzten beiden Landtagswahlen fest in der Hand der CDU.

pcl