Berlin. Ein Ministerpräsident ohne Abgeordnetenmandat? Kaum vorstellbar. Doch AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke muss zittern. Warum das so ist.
Thüringen steht nach der Landtagswahl am 1. September vor einem Machtwechsel. Laut aktueller Umfragen könnte die AfD mit 30 Prozent der Stimmen stärkste Partei werden, deutlich vor der CDU (22 Prozent) und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (18 Prozent). Gute Aussichten also für AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke – wenn es da nicht noch ein ziemlich großes Problem gäbe.
Die in Thüringen als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD könnte nämlich Opfer ihres eigenen Erfolges werden und Höcke sein Mandat im Erfurter Landtag verlieren. Höcke steht zwar auf Platz eins der AfD-Landesliste, doch das könnte ihm nicht helfen, wenn – wie zu erwarten – die AfD am 1. September mit ihren Direktkandidaten mehr Wahlkreise gewinnt, als ihr nach dem Zweitstimmen-Ergebnis zustehen.
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44 der 88 Sitze im Landtag gehen an die Gewinner im jeweiligen Wahlkreis. Falls annähernd 30 AfD-Kandidaten ihren Wahlkreis gewinnen, was angesichts der aktuellen Werte nicht unwahrscheinlich ist, zieht die AfD-Landesliste nicht mehr, Höcke bekäme kein Mandat und wäre draußen. Das gleiche Schicksal droht auch seinem Co-Vorsitzenden Stefan Möller, der auf der Landesliste auf Platz zwei rangiert.
Beide, sowohl Höcke als auch Möller, müssten also ihre Wahlkreise direkt gewinnen, um in den Landtag einzuziehen. Um dies zu gewährleisten, wechselte Höcke sogar seinen Wahlkreis. 2014 und 2019 trat er im Wahlkreis Eichsfeld I an. Beide Male unterlag der AfD-Politiker klar dem CDU-Kandidaten, 2019 erhielt Höcke dort lediglich 21,4 Prozent der Erststimmen.
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Höcke sichert sich mit schmutzigem Manöver zusätzlich ab
Um seine Chancen zu verbessern, tritt Höcke diesmal 250 Kilometer von seinem Wohnort Bornhagen im Wahlkreis Greiz II an. Doch auch dort hat es der AfD-Spitzenkandidat mit starker Konkurrenz von der CDU zu tun. Deren Kandidat Christian Tischner spottete bereits. Der Greizer Wahlkreis müsse nun für die Karriereziele eines zugereisten Westdeutschen herhalten, sagte Tischner dem MDR. Höcke haben keinen Bezug zu den Menschen vor Ort.
Sollte Höcke auch in Greiz nicht zum Zug kommen, greift Plan B, für den Höcke bereits harte Kritik vom eigenen Landesverband einstecken musste. Der AfD-Landesvorstand verweigerte zwei AfD-Kandidaten im Wartburgkreis kurzerhand die notwendige Zustimmung. Beide dürfen nun nicht bei der Landtagswahl antreten. Die Wahlkreise dürften damit an die CDU gehen. Mit diesem selbst nach Einschätzung von AfD-Politikern schmutzigen Manöver hat Höcke dafür gesorgt, dass er im Fall der Fälle doch noch über die Landesliste in den Landtag einziehen könnte. tok