Wien. Die Aktivistengruppe stellt ihre Aktionen ein. Man sehe keine Aussicht auf Erfolg, heißt es. Ein Ende des Widerstands sei das nicht.

So verbissen ihre Proteste, so überraschend die Aussendung der Letzten Generation Österreich am Dienstag: „Wir sehen keine Perspektive für Erfolg mehr“, so die Klimabewegung in einem Schreiben, in dem sie das Ende ihrer Proteste ankündigt. Denn: „Wir sehen ein, dass Österreich weiter in fossiler Ignoranz bleiben will und damit in Kauf nimmt, für den Tod von Milliarden von Menschen mitverantwortlich zu sein.“

Die Gesellschaft habe versagt. Man mache Platz, damit Neues entstehen könne. „Wir haben mehr Menschen als je zuvor politisiert und Samen für einen friedlichen Aufstand gepflanzt“, heißt es in dem Schreiben. Menschen würden sich weiter organisieren und „gegen das zerstörerische System auflehnen“. In welcher Form das stattfinden soll, ist nicht bekannt.

Letzte Generation: Mitglieder, Strafen, Gelder – Alle Infos

Nicht jedenfalls in der bisherigen Form. Operativ bleiben würden nur die Spendenkonten der Gruppe – aus einem konkreten Grund: „Unsere Spendenkanäle bleiben offen, weil immer noch hohe Geldstrafen und hohe Prozesskosten ausständig sind“, heißt es.

Letzte Generation: Österreich war hartes Pflaster

Österreich war von Anfang an ein hartes Pflaster für die Bewegung: Ein Kanzler, der das Land zum Autoland erklärt hat und entgegen der wissenschaftlichen Allgemeinmeinung auf Verbrenner-Motoren und E-Fuels setz, ein Innenminister, der „radikale Klimaaktivisten“ wiederholte Male mit terroristischen Vereinigungen verglich und sich über Rekordstrafen gegen Aktivisten freute.

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Die Debatte im Land der Berge, Seen und Bodenversiegelung (Österreich ist darin Europameister) war von Anfang an in Richtung Kriminalisierung sowie Abgrenzung gerichtet und nicht auf Inhaltliches – und das unterstützt von einem breiten Boulevard. Entsprechend fielen die Reaktionen auch aus.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), eine langjährige Intimfeindin jeglichen Klimaaktivismus, sprach in einer Aussendung von „einer guten Nachricht für unsere Mitmenschen und den Klimaschutz.“ Mikl-Leitner regiert in Niederösterreich in Koalition mit der FPÖ. Und die schrieb in Person von Landeshaupfrau-Stellvertreter sowie Verkehrslandesrat Udo Landbauer: „Der Wahnsinn hat ein Ende! Das ist die erste gute Aktion der Klima-Aktivsten überhaupt.“

Klima-Aktivisten: „Der Widerstand geht weiter“

Das entspricht in etwa der Tonalität der Debatte rund um Klimaaktivismus in Österreich der vergangenen Jahre: Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) forderte „schweres Gerät“ gegen Klimakleber, diese Form des Protests sei „nicht normal“ nannte es Mikl-Leitner, die zusammen mit dem Innenminister eine Lex-Klimakleber mitsamt Anwendung des Strafrechts gegen die Aktivisten gefordert hatte.

In Wien attackierten Klima-Aktivisten 2022 ein Gemälde von Gustav Klimt.
In Wien attackierten Klima-Aktivisten 2022 ein Gemälde von Gustav Klimt. © AFP | HANDOUT

Seitens der FPÖ war von Terrorismus die Rede. Alle anderen Parteien und zuletzt zunehmend auch die Grünen, gingen der Thematik aus dem Weg. Und zuletzt: Da war die gesamte Szene im Zuge der Skandale rund um die grüne Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl, die einstige Fridays-for-Future-Aktivistin Lena Schilling, durch die letztlich auch boulevardmediale Mühle gedreht worden.

Und es scheint gewissermaßen, als hätten die Aktivisten derartige Reaktionen vorausgeahnt. Denn in der abschließenden Stellungnahme der letzten Generation heißt es: „Die Regierung glänzte in den letzten zwei Jahren mit kompletter Inkompetenz.“ Trotz Gewalt, Morddrohungen, Festnahmen und Haft, Hass oder Strafen in Höhe von zehntausenden Euros, habe man weiter gemacht.

Ob das nun das Ende ist? Wohl eher nicht. Abschließend heißt es in dem Schreiben: „Wir bleiben wütend. Der Widerstand geht weiter.“