Berlin/Washington. Am Dienstagabend will Kamala Harris mit dem noch unbenannten Vize-Kandidaten auftreten. Große Chancen hat Josh Shapiro. Wer ist er?
Die Auswahl des Vizepräsidentschaftskandidaten im US-Wahlkampf ist üblicherweise ein komplizierter Prozess, der jetzt im Eiltempo ablaufen muss – denn Kamala Harris rückte durch den lange nicht für möglich gehaltenen Ausstieg von US-Präsident Joe Biden extrem kurzfristig als Kandidatin nach und braucht jetzt einen Vize an ihrer Seite. Bereits am Dienstagabend (Ortszeit) ist der erste gemeinsame Auftritt mit dem aktuell noch unbenannten Kandidaten geplant
Im Gespräch für den Vize-Posten der Demokraten bei der US-Wahl 2024 sind neben Senator Mark Kelly aus Arizona, Gouverneur Tim Walz aus Minnesota und Gouverneur Josh Shapiro aus Pennsylvania auch Gouverneur J.B. Pritzker aus Illinois, Gouverneur Andy Beshear aus Kentucky und Verkehrsminister Pete Buttigieg. Laut US-Medien sprach Harris am Wochenende mit Kelly, Walz und Shapiro.
Josh Shapiro: Kandidat für US-Vize neu auf nationaler politischer Bühne
Besonders letzterem werden große Chancen eingeräumt – er wird schon seit längerem für höhere Ämter gehandelt. Als Gouverneur von Pennsylvania wird Shapiro in jedem Fall bei Harris‘ Kundgebung in Philadelphia mit dabei sein. Der 51-Jährige ist relativ neu auf der nationalen politischen Bühne, aber sehr populär. Vor seiner Zeit als Gouverneur war er Generalstaatsanwalt in Pennsylvania. Demokraten im linken Flügel der Partei ist er in wichtigen Fragen zu konservativ. Seit 1997 ist Shapiro mit seiner Frau Lori verheiratet. Die beiden haben vier Kinder. Er ist jüdischen Glaubens.
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2022 feierte Shapiro einen Erdrutschsieg gegen Doug Mastriano, einen rechtsgerichteten Trumpisten aus Pennsylvanias Staatssenat. Der politisch moderate Shapiro war zuvor Pennsylvanias gewählter Generalstaatsanwalt. Dort hatte der Absolvent der Elite-Uni Georgetown den Bericht einer Geschworenenkammer veröffentlicht, der die sexuelle Misshandlung von Kindern durch ranghohe Vertreter der Katholischen Kirche in seinem Staat aufdeckte.
Obama nannte Josh Shapiro „führende Stimme nächster Generation“
Der ehemalige Präsident Barack Obama sagte Shapiro nach seinem Wahlsieg vor zwei Jahren, dass er eine der „führenden Stimmen der nächsten Generation von Demokraten“ sein müsse. Schon aus geografischen Gründen könnte Shapiro eine Brücke vom liberalen politischen Establishment der US-Ostküste zu den konservativen Wählern des mittleren Westens schlagen. Harris würde auch deswegen auf ihn setzen, weil der Gouverneur ihr helfen könnte, in Pennsylvania die Direktstimmenmehrheit und somit die 19 Wahlleute des Staats zu gewinnen.
Die Republikaner machen keinen Hehl daraus, dass die mögliche Nominierung Shapiros ihnen Sorgen bereitet. Sie meinen, dass der jüdische Gouverneur unter anderem bei Wählern gut ankommen würde, die zuvor Joe Biden den Rücken gekehrt hatten, weil sie sich mehr US-Hilfe für Israel im Gaza-Krieg erhofften. „Der ist schlichtweg ein verdammt starker Kandidat“, sagte ein enger Berater Trumps. Wenn Shapiro nicht den Zuschlag bekommt, „dann kann das eigentlich nur an anderen Faktoren liegen, beispielsweise, wenn die persönliche Chemie zwischen ihm und Harris nicht stimmt“. (les/pth/dpa)
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