Berlin. Könnte die Türkei aktiv in den Nahostkonflikt eingreifen? Erdogans Armee gilt als schlagkräftig. Warum sie für Israel eine Bedrohung wäre.
Nach dem Raketenangriff auf einen Ort in den Golanhöhen plant Israels einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah-Miliz. Eine weitere Eskalation des Nahost-Konflikts ist zu befürchten; erst recht, sollte sich die Türkei militärisch einmischen.
Genau damit hat ihr Präsident Recep Tayyip Erdoğan gedroht. Was er genau meinte, blieb allerdings unklar. Wäre die Türkei dazu fähig? Wie schlagkräftig ist ihre Armee?
Erdogan droht Israel mit Militär: Türkei ist kein Papiertiger
Israels Antwort ließ nicht lange auf sich warten und fiel martialisch aus. Indes ist die Türkei kein Papiertiger. In der Nato stellt sie die größte Armee in Europa. Ihre Truppenstärke liegt bei 355.000 Soldaten, fast so doppelt so stark wie die Bundeswehr.
Die Datenbank „GlobalFirepower“ stellt seit fast 20 Jahren – auf der Basis von über 60 Kriterien – eine Rangliste nach der Feuerkraft der Armeen von über 140 Staaten auf. Die türkische Armee gilt als die achtstärkste der Welt. In Westeuropa sehen die Experten sie direkt hinter den britischen Streitkräften.
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Erdogans Provokation: Abwegiger Vergleich von Israels Außenminister
Die türkischen Soldaten gelten als professionell. Sie sind mit westlichen Waffen ausgerüstet und einsatzerfahren. Über die Jahre hat die Regierung die Truppe fortlaufend modernisiert. Im Februar hieß es gar, dass die Türkei an einem Flugzeugträger arbeitet.
Auch wenn Israel eine Militärmacht ist, so wäre die Türkei doch eine ernsthafte Bedrohung; im konventionellen Bereich sogar gravierender als Erzfeind Iran.
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Ziemlich abwegig klingt die erste Reaktion aus Tel Aviv. Außenminister Israel Katz schrieb auf X, vormals Twitter, Erdogan trete in die Fußstapfen von Saddam Hussein. „Er soll sich nur daran erinnern, was dort geschah und wie es endete“.
Nun, im Irak sind 2003 US-Truppen einmarschiert. Eine solche drastische Reaktion der USA ist heute schwer vorstellbar. Für das westliche Bündnis wäre sie eine Zerreißprobe.
Türkei als Nato-Partner: Schwierig und unverzichtbar
Erstens hätten die Amerikaner Mühe, eine Koalition der Willigen zu schmieden. Zweitens ist die Türkei buchstäblich wie bildlich ein anderes Kaliber als einst der Irak. Überdies verfügt sie über eine eigene Rüstungsindustrie. Drittens ist sie kein Gegner, sondern vielmehr Mitglied der Nato. Sie sichert die Südostflanke ab. Die Türkei ist zwar ein schwieriger, aber unverzichtbarer Partner. Viertens die Geografie: Die Entfernung zwischen Antalya und Tel Aviv beträgt weniger als 700 Kilometer Luftlinie.
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Man muss schon genau darauf achten, was Erdogan tatsächlich gesagt hat. „So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun“, drohte er auf einer Veranstaltung in Rize am Schwarzen Meer.
Nahost: Eine Einmischung ist kein direkter Eingriff
Im Berg-Karabach-Konflikt hat Erdogan in Aserbaidschan etwa mit Drohnen unterstützt. Militärische Hilfe leistet man auch in Libyen. Im Klartext: Erdogan stellt in Aussicht, die Hamas oder die Hisbollah militärisch aufzurüsten. Das wäre eine Einmischung, aber kein direkter militärischer Eingriff.
Fakt ist: Seit Beginn des Gaza-Krieges haben sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten drastisch verschlechtert. Die Türkei ist für Israel ein echter Störfaktor. Zuletzt hatte Erdogan erklärt, sein Land wolle Kooperationen zwischen der Nato und dem Partner Israel künftig nicht mehr zustimmen.
Immer wieder hat Erdogan die Hamas hofiert. Wenn Hamas-Führer gezwungen wären, Katar zu verlassen, wäre die Türkei eine realistische Alternative. Früher hätte sich die Türkei um eine Vermittlerrolle bemüht. Heute ergreift sie Partei – gegen Israel.
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