Washington/New York. Im Schweigegeld-Prozess versucht Trumps Verteidiger, den früheren Anwalt des Ex-Präsidenten zum Übeltäter zu machen – doch ohne Erfolg.
Die vielen Berichte darüber, dass Donald Trump im Schweigegeld-Prozess um den Pornostar Stormy Daniels mutterseelenallein im Gerichtssaal im Süden Manhattan sitzt, haben offenbar Wirkung gezeigt. Zum Auftakt der dritten Verhandlungswoche betrat der amerikanische Ex-Präsident am Dienstagmorgen zusammen mit Sohn Eric, Wahlkampf-Leiterin Susie Wiles und Social Media-Guru Dan Scavino den Ort, an dem er sich nach eigenen Worten einer schlimmen Hetzjagd der Justiz ausgesetzt sieht.
Gut für die drei Gerichtszeichner, die in Ermangelung verbotener Fernsehkameras mit dem Stift in der Hand festhielten, was hinter verschlossenen Türen geschah. Für Trump begann der Tag zunächst mit einer guten Nachricht: Richter Juan Merchan gab dem Angeklagten für den 17. Mai frei. Trump kann damit doch die Schulabschlussfeier seines jüngsten Sohnes Barron in Florida besuchen. Zuvor hatte der Vorsitzende erklärt, Trumps Abwesenheit an jenem Tag müsse vom Prozess-Fortschritt abhängig gemacht werden.
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Direkt im Anschluss dann der Schuss vor den Bug. Für seine fortgesetzten Beleidigungen von Prozessbeteiligten verdonnerte Merchan den Milliardär wegen „Missachtung des Gerichts“ zu einer Geldstrafe von 9000 Dollar. Trump musste entsprechende Postings auf seinem „Truth Social“-Portal und auf seiner Wahlkampf-Internetseite unverzüglich löschen – er kam der Aufforderung nach.
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Prozess gegen Trump: Erst gute Nachrichten, dann schlechte
Merchan betonte, dass Trump trotz mehrerer Warnungen gegen eine „gag order“ – ein partielles Redeverbot über Dinge, die den Prozess betreffen – verstoßen hat. Sollte sich das nicht umgehend ändern, so Merchan, werde er Trump zu einer Gefängnisstrafe verurteilen. Wenige Minuten nach der Entscheidung schaltete Trumps Wahlkampagne in sozialen Medien und via E-Mail bereits einen neuen Spendenaufruf an seine Anhänger. Tenor: Ein „demokratischer Richter“ wolle ihn „finanziell ausbluten“.
Das Thema „gag order“-Verstöße ist damit nicht vorbei. Nach dem prozessfreien Mittwoch will Richter Merchan am Donnerstag erneut darauf zurückkommen; weitere Bußgelder drohen. In der Sache stand am Dienstag zunächst erneut der Zeuge Garry Farro im Mittelpunkt. Er war Direktor bei jener Bank (First Republic), bei der der frühere Trump-Intimus Michael Cohen, der in den nächsten Tagen als Kronzeuge aussagen wird, ein spezielles Konto eröffnen ließ, um 130.000 Dollar an Stormy Daniels weiterleiten zu können, damit der Porno-Star über eine kurze Affäre mit Trump im Jahr 2006 Stillschweigen bewahrt.
Im Kreuzverhör versuchte Trump-Anwalt Todd Blanche Cohen als den eigentlichen Übeltäter darzustellen, der quasi auf eigene Karte gehandelt habe. Die Anklage ließ daraufhin ein Video vorspielen, in dem Trump Cohen über den grünen Klee lobt und ihn einen „sehr talentierten Anwalt“ nennt. Das war 2017, kurz nach der erfolgreichen Wahl Trumps ins Weiße Haus. Kurz zuvor, dies belegen andere Videos, die den zwölf Geschworenen gezeigt wurden, hatte Trump pauschal alle Frauen, die damals über sexuelle Erfahrungen/Belästigungen mit ihm berichtet hatten, der Lüge bezichtigt.
Trump: Am Mittwoch darf der Angeklagte Wahlkampf machen
Nach der Mittagspause hellte sich die Miene von Trump-Anwalt Blanche kurzzeitig auf. Keith Davidson, der Anwalt, der für Stormy Daniels die Modalitäten über die Schweigegeld-Zahlung und auch die 150.000 Dollar für Ex-Playboy-Model Karen McDougal mit dem Klatschblatt „National Enquirer“ ausgehandelt hatte, ließ im Zeugenstand kein gutes Haar an Cohen. Er beschrieb den ehemaligen „Fixer“ Trumps als hochgradigend unangenehm und beleidigend.
Auf Nachfragen der Staatsanwälte bestätigte Davidson jedoch seinen Eindruck: Cohen habe mit Wissen Trumps gehandelt und die Sex-Geschichten Stormy Daniels/Karen McDougal aus der Welt zu räumen versucht – um Trumps Wahlchancen nicht zu gefährden. Dabei habe ein kurz vor der Wahl 2016 veröffentlichter Tonbandmitschnitt eine wichtige Rolle gespielt. Trump hatte darin erklärt, dass einflussreiche Männer wie er Frauen jederzeit ungestraft zwischen die Beine greifen könnten.
Davidson schilderte einen Meinungsaustausch mit dem damaligen Chefredakteur des „National Enquirer“, Dylan Howard, wonach Trumps Wahlkampagne nun „verflucht“ sei. Man könne „die weiße Fahne hissen“. Der Angeklagte, der der Verhandlung über weite Strecken nur mit geschlossenen Augen beiwohnte, zeigte keine Regung. Das wird sich voraussichtlich an diesem Mittwoch ändern. Trump hat prozessfrei. In Michigan und Wisconsin wird er im Wahlkampf vor seine Anhänger treten.
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