Berlin. Die USA und Deutschland liefern Patriot-Raketensysteme an die Ukraine. Was kann das System – und warum braucht es Kiew jetzt besonders?

Ein Flugabwehrsystem vom Typ Patriot steht mit startbereitem Raketenwerfer auf einem Flughafen in Polen.  Die US-Regierung will jetzt auch die Ukraine mit dem Patriot-Flugabwehrsystem beliefern
Ein Flugabwehrsystem vom Typ Patriot steht mit startbereitem Raketenwerfer auf einem Flughafen in Polen. Die US-Regierung will jetzt auch die Ukraine mit dem Patriot-Flugabwehrsystem beliefern © Unbekannt | Unbekannt
  • Die Ukraine bekommt neue Patriot-Raketenbatterien
  • Sie dienen zur Luftabwehr
  • Die Lieferstaaten sind vor allem USA und Deutschland
  • Das System gilt als außerordentlich effizient

 „Luftverteidigung“, sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, „ist die Antwort auf alles.“ Tag für Tag setzt Russland die Zerstörung der Ukraine fort, besonders mit den gefürchteten Gleitbomben.

Die Armee von Kremlchef Wladimir Putin hat im Ukraine-Krieg zweifellos die Lufthoheit. Die Ukrainer können ihnen wenig entgegensetzen. Es sieht so aus, als sei Selenskyj jetzt allerdings erhört worden. Wie die „New York Times“ berichtet, ist US-Präsident Joe Biden bereit, ein weiteres „Patriot“-Flugabwehrsystem der Bundeswehr bereitzustellen.

Es ist eines der leistungsfähigsten Flugabwehrsysteme. Deutschland hat bislang zwei „Patriot“ geliefert. Kanzler Olaf Scholz (SPD) stimmt sich eng mit den USA ab und hat gerade ein drittes System zugesagt; an ihm werden schon ukrainische Soldaten ausgebildet. Auf einer Konferenz in Berlin rief Scholz andere Staaten dazu auf, ebenfalls die Luftverteidigung der Ukraine zu stärken.

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Patriot ist eine reine Defensivwaffe

„Patriot“ ist das Paradebeispiel für eine Defensivwaffe. Das erklärt, warum sich Scholz mit der Lieferung relativ leicht tut, während er „Taurus“-Marschflugkörper der Ukraine verweigert. Mit denen könnte sie auch russisches Territorium angreifen.

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Patriot ist eine Abkürzung. Sie steht für Phased Array Tracking Radar to Intercept on Target. Es besteht aus einem Radar, einem Leitstand und einem Raketenwerfer. Ein weiteres Fahrzeug produziert den benötigten Strom. Die Startstation sieht aus wie ein Lastwagen mit bis zu vier Behältern.

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Bis zu 16 Raketen können geladen werden. Da die einzelnen Komponenten auf mehrere Fahrzeuge verteilt sind, ist das System hochmobil und nicht mit einem Schlag auszuschalten. Ortet das Radarsystem ein feindliches Flugobjekt, erhalten die zwei Soldatinnen oder Soldaten im Feuerleitstand eine Bedrohungsanalyse und können die Raketen abfeuern.

Das Dilemma der Ukraine

Das System arbeitet automatisch; der Mensch kann aber eingreifen. Patriot ist seit Jahrzehnten und inzwischen in 18 Staaten im Einsatz. Das System hat sich in den zwei Golfkriegen bewährt. 

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Das System kann ballistische Raketen, Marschflugkörper, Flugzeuge und Drohnen abschießen. Die Reichweite hängt davon ab, mit welchen Raketen die Amerikaner Patriot liefern werden. Im besten Fall redet man über rund 150 Kilometer.

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So fühlt sich Krieg an

Es ist aber ökonomisch unklug, vier Millionen Dollar teure Raketen gegen Drohnen einzusetzen. Letztlich ergänzt Patriot die Luftabwehr, die bereits aus vielen anderen Komponenten besteht wie die norwegische Nasams, die deutsche Iris-T-System oder die französischen Crotales.

Die Ukraine stehen regelmäßig vor einer fatalen Abwägung: Stellen sie die Systeme in den Städten auf, um die Zivilbevölkerung und nicht zuletzt die Infrastruktur zu schützen, vernachlässigen sie ihre Soldaten an der Front – und umgekehrt. An diesem Dilemma ändert auch die Lieferung von ein, zwei Systemen wenig.

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