Berlin. Viele Wählerinnen und Wähler sind noch unentschlossen, wen sie am 23. Februar wählen. Diese Tools können bei der Entscheidung helfen.
- Der Wahl-O-Mat hilft bei der Wahlentscheidung zur Bundestagswahl 2025
- Doch das beliebte Tool ist nicht der einzige Helfer
- Neuerdings können Sie sogar auf KI zurückgreifen
Welche Partei soll ich bei der Bundestagswahl wählen? Wer steht für was? Wer passt am besten zu mir? Diese Fragen treiben derzeit viele Menschen in Deutschland um. Im Wahlkampf streiten die Parteien über viele Themen: Klimaschutz, Steuern, Mobilität, Migrationspolitik. Da fällt es schwer, den Überblick über die Standpunkte von Union, SPD, Grünen und Co. zu behalten.
Spätestens jedoch am Wahltag, dem 23. Februar, – im Falle der Briefwahl auch früher – müssen die Wählerinnen und Wähler sich eine Meinung gebildet haben. Welche Positionen die einzelnen Parteien vertreten, steht in ihren Programmen. Verknappt auf einzelne Thesen finden sich Antworten auf die drängenden Fragen aber auch im Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung, der die Wahlentscheidung erleichtern soll.
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Wahl-O-Mat
Den Nutzern werden verschiedene Positionen zu aktuellen Themen präsentiert, die sie mit "Stimme zu", "Stimme nicht zu" oder "Neutral" beantworten sollen. Auch Überspringen ist möglich. Themen, die besonders wichtig erscheinen, können markiert und doppelt bewertet werden. Im letzten Schritt entscheiden sich die User für die Parteien, die bei der Auswertung berücksichtigt werden sollen. Anhand der Antworten und der gewählten Schwerpunkte ermittelt der Wahl-O-Mat schließlich, welche Partei am besten passt. Jedoch werden Themenkomplexe oft auf eine einzige These reduziert. Die Anwendung gibt es ab dem 6. Februar als App oder als Online-Angebot im Browser.
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Doch es gibt verschiedene Alternativen zum Wahl-O-Mat. Ein Überblick über die verschiedenen Seiten und Anwendungen:
1. Wahl-Kompass
Der Wahl-Kompass wurde an der Universität Münster entwickelt und soll Unentschlossenen eine wissenschaftliche Entscheidungshilfe anbieten. Nach Angaben der Uni werden Wahlkampf-Themen in zwei Bereiche aufgeteilt: "Auf der Längsachse wird zwischen progressiv-ökologischen und konservativ-traditionellen Positionen unterschieden. Die Querachse unterscheidet zwischen Positionen, die entweder auf eine stärkere Umverteilung oder eine stärkere Eigenverantwortung setzen", heißt es. 30 Thesen gilt es zu beantworten, danach errechnet der Wahl-Kompass eine individuelle politische Position. Diese kann mit denen der Parteien verglichen werden. Darüber hinaus werde auch ein Ranking berechnet, das die prozentuale Übereinstimmung mit den Parteien zeigt. Zum Wahl-Kompass geht es hier.
2. WahlSwiper
Im Stil der Dating-App "Tinder" entwickelte Anwendung, bei der Nutzer ihre Meinung zu verschiedenen Thesen per Wischbewegungen angeben. Der Unterschied zum Wahl-O-Mat: Es gibt die Antwortmöglichkeit "Neutral" nicht. Initiiert wurde das Projekt 2017 von der Agentur Movact, mittlerweile gibt es eine Kooperation mit der Universität Freiburg. Für Android und iOS in den jeweiligen Appstores verfügbar oder im Browser unter voteswiper.org.
3. Wahltest
Nutzerinnen und Nutzer stimmen bei Wahltest zu 25 Fragen ab und gewichten mit der Größe des Kreuzes (drei Stufen), wie wichtig ihnen das Thema ist. Man kann das Kreuz weglassen und die Frage überspringen. Ein Einklang mit den Positionen der Parteien ergibt sich nur aus den Antworten auf die Fragen. Bis zur Anzeige der Ergebnisse kann der Nutzer zwischen den Fragen wechseln und Antworten und Ranking korrigieren. Wahltest sieht sich nicht als Wahlhinweis, sondern als Informationsangebot. Auf der Website informieren die Ersteller, dass der Start voraussichtlich am 17. Januar 2025 ist.
Entscheidungshilfen mit Themenfokus
Neben diesen allgemeinen Entscheidungshilfen, gibt es auch solche, die ihren Fokus auf bestimmte Themenfelder legen. Das sind:
- Wahltraut (Gleichberechtigung, Anti-Rassisimus, Inklusion, Feminismus, angeboten von der Initiative #stattblumen
- Agrar-O-Mat (Landwirtschaftliche Themen, bereitgestellt vom Fachportal "Agrar heute"
- Steuer-O-Mat (Steuerpolitik, angeboten vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln und dem Unternehmen Smartsteuer)
KI-gestützte Tools als Alternative
Grundsätzlich sollen Programme und Tools bei der Entscheidung helfen. Denn wer hat wirklich die Zeit Hunderte Seiten Wahlprogramme zu lesen, zu verstehen und sich dann eine Meinung zu bilden? Das CDU-Programm hat beispielsweise 81 Seiten, das der Grünen 72 und das der AfD 75. In dieser Größenordnung befinden sich alle Parteiprogramme und wenn man die kleineren Parteien dazu nimmt, wäre man bei fast 41 Parteien sehr lang mit Lesen beschäftigt.
Eine KI kann allerdings alle Wahlprogramme in wenigen Sekunden lesen, analysieren und die Informationen zusammenfassen. Im Gegensatz zu beispielsweise dem Wahl-O-Mat kann der Nutzer an Chatbots auch eigene Fragen stellen und muss nicht einen vorgefertigten Fragenkatalog nutzen. Künstliche Intelligenz wäre hier demnach als schlaues Werkzeug zu sehen, um wichtige Punkte herauszuarbeiten und die Informiertheit der Wählerinnen und Wähler zu verbessern.
Da der Ansatz mit KI-gestützten Tools relativ neu ist und die Entwicklung mit viel Geld verbunden ist, sind die Programme erst am Anfang. Doch es gibt bereits Tools, die auch für die kommende Bundestagswahl genutzt werden können:
- wahl.chat wurde von einem fünfköpfigen Team entwickelt und ist nach eigenen Angaben ein rein privates Projekt. Die Finanzierung läuft über Spenden. Bislang hat wahl.chat mehr als 35.000 Nutzende erreicht.
- Wahlweise ist die Entwicklung der AI-UI GmbH aus Ilmenau in Thüringen. Diese wird aktuell noch allein von dem Unternehmen selbst finanziert und wurde laut eigenen Angaben bereits 80.000 Mal genutzt.
(bef/dk)
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