Düsseldorf. Deutlich weniger angehende Gymnasial-Lehrer haben im Vorjahr in NRW eine Ausbildung abgeschlossen. Warum ein Experte trotzdem Entwarnung gibt.
Immer weniger junge Menschen lassen sich in NRW zu Lehrerinnen und Lehrern ausbilden. Bereits seit 2020 sind die Zahlen der Absolventinnen und Absolventen kontinuierlich gesunken. Das berichtete die Rheinische Post unter Berufung auf das NRW-Schulministerium. Besonders deutlich sei der Negativtrend bei den Gymnasiallehrkräften: 2023 seien 2959 Pädagoginnen und Pädagogen für die Gymnasien und Gesamtschulen aus dem Vorbereitungsdienst gekommen, drei Jahre zuvor seien es noch 4020 gewesen.
Der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm sieht darin noch keinen Grund zur Sorge. „Wir haben bei den Gymnasien seit Jahren ein Überangebot von ausgebildeten Lehrkräften“, sagt Klemm. Obwohl im vergangenen Jahr etwa 1000 Gymnasiallehrer weniger eine Ausbildung abschlossen, sei der Bedarf auf längere Sicht weiterhin gedeckt – abgesehen von dem aktuellen Mehrbedarf in Folge der Umstellung des achtjährigen auf das wieder neunjährige Gymnasium.
Lehrkräftemangel im Mathe-Bereich immer noch
Einen konstanten Mangel gebe es allerdings seit Jahren in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Das liege auch daran, dass Unternehmen durch gute Gehaltsangebote für junge Menschen attraktiver seien als eine Lehrerkarriere.
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Einen möglichen Grund für die geringeren Absolventenzahlen sieht der Bildungsforscher darin, dass derzeit nicht alle neuen Lehrkräfte nach ihrer Ausbildung direkt an einem Gymnasium eingesetzt werden. „Nicht selten kommt es vor, dass die jungen Menschen zuerst eine Übergangsbeschäftigung in einer Grundschule bekommen, mit der Zusage, in ein paar Jahren am Gymnasium unterrichten zu können. Das könnte einige abschrecken.“ Gerade im Grundschulbereich ist der Lehrkräftemangel eklatant: Mit knapp über 3050 unbesetzten Stellen ist der Bedarf hier am größten.
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„Der zuletzt festzustellende Rückgang der Absolventenzahlen beruht vor allem auf einem Rückgang im zahlenmäßig starken Lehramt für Gymnasien/Gesamtschulen, in dem es teilweise einen Bewerberüberhang gibt“, heißt es auch aus dem NRW-Schulministerium auf Anfrage dieser Redaktion.
Weniger neu ausgebildete Lehrkräfte in NRW: Ist Corona ein Grund?
Ein Grund für den Rückgang der Staatsprüfungen könnten laut Ministerium die Auswirkungen der Coronapandemie sein. Insofern könne man damit rechnen, dass sich die Zahlen in Zukunft wieder normalisierten. Zudem arbeite das Schulministerium daran, die Übergänge aus dem Referendariat in den unbefristeten Schuldienst künftig besser zu organisieren. Dafür besuche Schulministerin Dorothee Feller (CDU) derzeit alle Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung. Außerdem werde konkret darüber nachgedacht, wie Lehrkräfte nach bestandener Staatsprüfung noch schneller unbefristet in den Schuldienst eingestellt werden können. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang etwa eine Berufseinstiegsberatung im letzten Drittel des Vorbereitungsdienstes.
Ein Rückgang der Absolventenzahlen ist für die Lehrämter an allen Schulstufen zu verzeichnen, mit Ausnahme der sonderpädagogischen Förderung. Hier habe es einen Anstieg von 991 auf 1.013 neue Lehrkräfte gegeben.
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