Essen. Von Aufregung bis Heimweh: Für viele Kinder ist die erste Klassenfahrt sehr spannend. Mit diesen Tipps gelingt der Ausflug ohne Tränen.
- Die erste Klassenfahrt: Die Tasche ist gepackt, die Klassenkameradinnen und Klassenkameraden stehen bereit, und dann beginnt das spannende Abenteuer – ganz ohne Eltern. Die erste Klassenfahrt ist für viele Kinder ein aufregendes Erlebnis.
- Viele Fragen: Wie können Eltern ihr Kind bestmöglich auf diese Reise vorbereiten? Und was ist zu tun, wenn das Heimweh die Freude überschattet?
- Wir haben die Antworten: Udo Moter, Schulleiter, und Carola Bassil, Lehrerin an der Maria-Kunigunda-Grundschule in Essen, teilen hilfreiche Tipps für eine gelungene Klassenfahrt.
Klassenfahrten: Warum sind Klassenfahrten wichtig für Kinder?
„Die erste Klassenfahrt ist für viele im Rückblick eine der schönsten Erfahrungen ihrer Schulzeit“, sagt Lehrerin Carola Bassil. Klassenfahrten böten die Möglichkeit, den Zusammenhalt unter den Schülerinnen und Schülern und damit die gesamte Klassengemeinschaft zu stärken. Da häufig mehrere Klassen gemeinsam verreisen, haben die Kinder auch die Chance, neue Mitschülerinnen und Mitschüler besser kennenzulernen und neue Freundschaften zu knüpfen.
Auch interessant
„Auch für uns Lehrkräfte ist es eine Bereicherung, die Kinder mal in einem eher freizeitorientierten Rahmen zu erleben und gemeinsam schöne Erinnerungen zu schaffen“, sagt Bassil. Außerdem bieten Klassenfahrten Kindern die Chance, zu wachsen und sich ihren Ängsten zu stellen: „Nach der Fahrt sind viele Kinder sehr stolz, dass sie es geschafft haben.“
Gemeinsam wegfahren: Wann steht die erste Klassenfahrt an?
Die erste Klassenfahrt findet in den meisten Schulen in der dritten oder vierten Klasse statt. „Davor, also in der sogenannten Schuleingangsphase, ist es eher unüblich, da die Kinder erst einmal im Schulalltag ankommen müssen. In dieser Zeit macht man eher mal einen Tagesausflug“, sagt Schulleiter Udo Moter.
Rat für Eltern: Mein Kind hat Angst vor der Klassenfahrt. Was nun?
Besonders wichtig ist es, als Eltern die Ängste und Sorgen der Kinder ernst zu nehmen und offen darüber zu sprechen. Eltern können versuchen, die Angst in Vorfreude umzuwandeln, indem sie zum Beispiel von eigenen positiven Erfahrungen berichten oder von spannenden Aktivitäten erzählen, die die Kinder erwarten. Wenn das Ziel der Klassenfahrt nicht allzu weit entfernt ist, kann auch eine gemeinsame Fahrt mit dem Kind in Betracht gezogen werden, um das Abenteuer vorab zu erkunden.
„Wir raten den Eltern auch immer, ihrem Kind vertraute Dinge mitzugeben, wie ein Kissen oder das Lieblingskuscheltier. Sinnvoll ist es auch, dass die Kinder ein ausgedrucktes Familienfoto dabei haben, damit sie die Gesichter ihrer Eltern und Geschwister immer vor Augen haben können, wenn sie sie vermissen.“
+++ Kennen Sie unseren Familien-Newsletter? Hier anmelden – und Freizeit-Tipps und vieles mehr erhalten +++
Was ist, wenn mein Kind während der Klassenfahrt Heimweh bekommt?
„Wir Lehrkräfte sind für die Kinder da. Wir machen ihnen Mut und trösten sie“, sagt Carola Bassil. Sie erkläre den Kindern dann zum Beispiel, dass auch sie ihre Familie vermisse und das ja nur zeige, wie lieb man sich hat. In der Regel lassen sich die meisten Kinder so beruhigen und ablenken. Sollte das allerdings nicht klappen, darf das Kind über das Handy einer Lehrkraft auch seine Eltern anrufen – und kann im Notfall von ihnen abgeholt werden.
Sind Handys auf Klassenfahrten erlaubt?
Eigentlich darf eine Schule die Benutzung von Mobiltelefonen nicht verbieten. In der Praxis tun es die meisten Schulen dennoch, wobei die genauen Regelungen von Schule zu Schule unterschiedlich sind. „Wir haben Handys und Smartuhren für die Klassenfahrt verboten, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass das Heimweh eher verstärkt wird, wenn Kinder ihre Eltern selbstständig anrufen oder ihnen schreiben können“, so die Lehrerin. Zwischen Eltern und Kind herrscht daher während der Klassenfahrt in der Regel Funkstille.
Mehr rund ums Thema „Handy und Kind“ lesen Sie hier:
- Eltern zu viel am Handy: „Die Folgen für Kinder sind fatal“
- Vater verzweifelt: „Mein Sohn (14) möchte Influencer werden“
- Mutter selbstkritisch: „Ich hänge selbst ständig am Handy“
- Mutter hat klare Regel: „Instagram und TikTok sind verboten“
- Streit ums Handy: 7 praktische Tipps für den Familienalltag
- Erstes Handy: So machen Eltern es kindersicher
- Handyverbot an NRW-Schulen: Ein Schutz vor Gewaltvideos?
- Handy in den Safe? Wie Familien besser mit Medien umgehen
- Schutz vor Gewaltvideos: Das können Eltern tun
- Schutz vor Sexbots: So machen Eltern das Handy kindersicher
- Studie: Handy-Nutzung von Eltern beeinflusst Kinder negativ
„Wir informieren die Eltern eigentlich nur, wenn wir gut am Ziel angekommen sind und wenn wir uns auf den Heimweg machen. Das ist wichtig, damit die Kinder lernen, sich abzukapseln und so auf die weiterführende Schule vorbereitet werden.“ Wenn Eltern allerdings in Sorge sind und wissen wollen, wie es ihrem Kind geht, können sie Bassil und ihren Kolleginnen eine Nachricht über die den Eltern bekannten Kommunikationskanäle schreiben.
>>> Auch interessant: Extremistische Kinder: Warum die Schule in NRW versagt
Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht an der Klassenfahrt teilnehmen möchte?
Dass Kinder gar nicht mitfahren wollen, komme nur selten vor, so Schulleiter Udo Moter. Generell sei eine Klassenfahrt eine Pflichtveranstaltung, so dass Kinder nicht einfach wegbleiben könnten. Wenn das Kind zu große Angst habe und nicht von den Eltern getrennt werden wolle, sei es grundsätzlich möglich, dass es nur tagsüber mitfährt und zu Hause schläft.
>>> Lesen Sie hier: Roblox: So spielt Ihr Kind sicher das beliebte Online-Spiel
Das sei aber davon abhängig, ob die Eltern Zeit haben, das Kind abzuholen und dorthin zu bringen. „Wenn es sich auch dagegen wehrt und partout nicht dabei sein möchte, muss es in der Zeit eine parallele Lerngruppe, die nicht auf Klassenfahrt ist, besuchen“, erklärt der Schulleiter.
Wie wird entschieden, wohin die Klassenfahrt geht?
In den meisten Fällen sind die Grundschulen auf Tradition angewiesen: Sie fahren seit Jahren zu den gleichen Zielen. „Wir fahren schon lange zu einer Jugendherberge in Haltern am See. Das haben wir den Eltern so gesagt und alle waren einverstanden“, erzählt Carola Bassil. Eine Klassenfahrt in der Grundschule sollte in der Regel nicht länger als drei Tage dauern. Die meisten Schulen entscheiden sich daher für ein Ziel in der näheren Umgebung.
Wir haben finanzielle Probleme. Muss unser Kind deshalb auf die Teilnahme an der Klassenfahrt verzichten?
Nein. Für Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen, zahlt die Agentur für Arbeit. Da eine Klassenfahrt als erhöhter Bedarf gilt, werden auch Familien unterstützt, deren Einkommen knapp über dem ALG II-Satz liegt. „Wir haben auch individuelle Sonderreglungen getroffen, dass die Eltern die Kosten zum Beispiel in Raten gezahlt haben“, sagt Udo Moter.
Eine dreitägige Klassenfahrt nach Haltern am See koste in diesem Jahr rund 150 Euro – für viele Eltern eine Herausforderung. „Wir müssen überlegen, wie wir Klassenfahrten in Zukunft aufrechterhalten können, weil es sich viele Familien nicht mehr leisten können.“
Bezahlt die Lehrkraft die Klassenfahrt aus eigener Tasche?
Die meisten Schulen sind in Jugendherbergen zu Gast, in denen die Unterbringung der Begleitpersonen kostenlos ist. Die Kosten für die Anreise mit dem Bus oder der Bahn werden durch ein Budget gedeckt, das jeder Schule zur Verfügung gestellt wird. „In der Regel müssen Lehrkräfte also nichts zahlen. Es sei denn, man entscheidet sich für ein Ziel, das weit weg liegt und dementsprechend teuer ist. Wenn die Klassenfahrt den Kostenrahmen sprengt, müssen Lehrer die entstehenden Zusatzkosten tragen“, sagt Udo Moter.
>>> Das könnte Sie auch interessieren: Familiencafés in NRW: 16 kinderfreundliche Angebote
Wie viel Taschengeld sollte ich meinem Kind mitgeben?
Das ist von Fahrt zu Fahrt und von Schule zu Schule unterschiedlich. Meist erhalten die Eltern vorab ein Informationsblatt mit allen wichtigen Dingen, die ihr Kind dabei haben sollte - Kleidung, Kulturbeutel, Wechselschuhe zum Beispiel. Meist gibt es auch eine Empfehlung, wie viel Taschengeld die Kinder mitnehmen sollten, sagt Carola Bassil: „Wir empfehlen fünf Euro“.
+++ Wir bieten Ihnen auch bei WhatsApp regelmäßig Themen rund um den Familienalltag. Hier finden Sie uns bei WhatsApp +++