Berlin/Moskau. Die Beerdigung von Alexej Nawalny ist vorbei. Hunderte skandierten „Russland ohne Putin“. Es soll einzelne Festnahmen gegeben haben.
- Vor zwei Wochen starb Alexej Nawalny in einem russischen Straflager, nun wurde er beerdigt
- Tausende nutzten die Gelegenheit, um gegen den Kreml und Präsident Wladimir Putin zu demonstrieren
- Dabei soll es zu vereinzelten Verhaftungen gekommen sein
Alexej Nawalny ist tot. Diese Meldung verbreitete sich am 16. Februar wie ein Lauffeuer um die Welt. Zwei Wochen später wurde der Kreml-Kritiker in Moskau beerdigt. Zur Trauerfeier kamen zahlreiche Diplomaten – darunter der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff. Doch auch viele Bürgerinnen und Bürger wagten sich auf die Straße und machten dort ihrem Unmut über die russische Regierung Luft. Viele von ihnen riefen Parolen wie „Russland ohne Putin“ oder „Nein zum Krieg“.
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Tausende demonstrieren bei Nawalny-Beerdigung in Moskau – NGO meldet 45 Festnahmen
17.12 Uhr: Rund um die Beerdigung wurden wohl mehr Personen festgenommen als bisher bekannt. Unter Berufung auf eine NGO berichtet die Nachrichtenagentur AFP von 45 Festnahmen. Mit Blick auf die Tausenden, die als Trauerzug von der Kirche zum Friedhof zogen, ist diese Zahl dennoch gering. Seit dem Tod des Kreml-Kritikers wurden bei Gedenkveranstaltungen immer wieder Anhänger festgenommen.
15.32 Uhr: Noch immer ist der Friedhof, auf dem Alexej Nawalny am Nachmittag beigesetzt wurde, geöffnet. Hunderte strömen auf das Gelände, um sich von dem Kreml-Kritiker zu verabschieden. Und auch in den umliegenden Straßen sind noch immer Menschen unterwegs. Mit einem solchen Ansturm auf die Beerdigung dürften vorab wohl die wenigsten gerechnet haben – auch die russischen Behörden nicht.
Die Einsatzkräfte vor Ort wirkten angesichts der schieren Masse an Menschen teilweise überfordert. Die Protestierenden nutzten das aus und machten ihrem Ärger Luft. Sogar „Nein zum Krieg“-Rufe waren zu hören. Ein gefährlicher Satz, wird der Ukraine-Krieg in Russland doch nach wie vor nicht als solcher bezeichnet. Dennoch kam es nicht zu den befürchteten Massenverhaftungen, lediglich von einzelnen Festnahmen ist die Rede.
Proteste in diesem Ausmaß gibt es in Russland selten. Für Präsident Putin ist der Tag damit eine Niederlage, hatte er doch versucht, Menschen über Einschüchterungen und Repressionen von der Trauerfeier fernzuhalten.
Nawalny-Beerdigung: Julija Nawalnaja sendet Botschaft an ihren Mann
14.42 Uhr: Wegen staatlicher Repressionen konnte Julija Nawalnaja, die Witwe des verstorbenen Kreml-Kritikers, nicht an der Beerdigung teilnehmen. Auf X hat sie nun eine Botschaft an ihren Mann veröffentlicht. Dort heißt es:
„Ich danke dir für 26 Jahre absolutes Glück. Ja, sogar für die letzten drei Jahre des Glücks. Für die Liebe, dafür, dass du mich immer unterstützt hast, dass du mich sogar im Gefängnis zum Lachen gebracht hast, dass du immer an mich gedacht hast. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde mein Bestes geben, damit du dich da oben für mich freust und stolz auf mich bist. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe oder nicht, aber ich werde es versuchen.
Ich bin sicher, dass wir uns eines Tages treffen werden. Ich habe so viele unerzählte Geschichten für dich, und ich habe so viele Lieder für dich auf meinem Handy gespeichert, alberne und lustige und im Allgemeinen, ehrlich gesagt, schreckliche Lieder, aber sie handeln von uns, und ich wollte so gerne, dass du sie dir anhörst. Und ich wollte so gerne sehen, wie du sie dir anhörst und lachst und mich dann umarmst.
Ich werde dich immer lieben. Ruhe in Frieden.“
Nawalny-Beerdigung nach wenigen Minuten vorüber
14.21 Uhr: Schon nach wenigen Minuten ist die Beerdigung von Alexej Nawalny offenbar vorbei. Der Sarg des Kreml-Kritikers soll inzwischen ins Grab gesenkt worden sein. Dabei wurde das Lied „My Way“ von Frank Sinatra gespielt. Menschen gehen nun am Grab vorbei und werfen Erde auf den Sarg.
Russischer Journalist meldet erste Festnahmen
14.12 Uhr: Rund um die Beerdigung von Alexej Nawalny ist es offenbar zu ersten Festnahmen gekommen. Der russische Journalist Alexander Pluschew veröffentlichte auf Telegram Videos, die diese zeigen sollen. Überprüfen lassen sich die Informationen derzeit nicht. Die Hintergründe sind unklar.
Eine Journalistin des „Spiegel“ berichtet derweil, dass die Behörden das Internet massiv stören würden. Offenbar war für mobile Geräte zeitweise kein Zugang möglich.
Beisetzung hat offenbar begonnen
14.03 Uhr: Die Beisetzung von Alexej Nawalny hat offenbar begonnen. Auf Videos, die von Nawalnys Team veröffentlicht wurden, ist zu sehen, wie mehrere Menschen um ein mit Tannenzweigen abgedecktes Grab stehen. Außerhalb des Friedhofs versammeln sich derweil immer mehr Menschen. Während es von der Trauerfeier kaum Bilder gab – Aufnahmen waren im Inneren der Kirche verboten – wird die Beerdigung von zahlreichen Kameras begleitet.
Nawalnys Sarg an Friedhof angekommen
13.54 Uhr: Während der Sarg von Alexej Nawalny inzwischen auf dem Friedhof angekommen ist, sind viele Trauergäste noch unterwegs. Eigentlich soll die Beerdigung in wenigen Minuten die Beerdigung beginnen. Bilder, die das Team des verstorbenen Kreml-Kritikers veröffentlicht, zeigen Menschenmassen auf dem Weg zum Friedhof.
Die befürchteten Massenverhaftungen sind bisher ausgeblieben, obwohl deutlich mehr Menschen vor Ort sind, als erwartet. Die Polizei ist allerdings mit Spezialkräften im Einsatz.
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Video von der Trauerfeier veröffentlicht
13.28 Uhr: Inzwischen gibt es ein Video der Trauerfeier. Zu sehen ist, wie Ljudmila Nawalnaja Abschied von ihrem Sohn nimmt.
13.25 Uhr: Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sacha haben nicht an der Trauerfeier teilgenommen, weil sie zu ihrer eigenen Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde mit der Rückkehr nach Russland ihre Festnahme riskieren. Auch der Großteil von Nawalnys Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter, die als Extremisten gelten, ebenfalls sofort festgenommen werden würden.
Nawalnys Sarg wird zum Grab gebracht
13.21 Uhr: Laut Sabine Fischer, Osteuropa-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik, ist die Trauerfeier inzwischen vorbei. Der Sarg von Nawalny werde nun zum Grab gebracht. Für die Eltern Nawalnys, die sich zu Fuß auf den etwa 30-minütigen Weg von der Kirche zum Begräbnis gemacht haben, gibt es Applaus. Auch viele der Menschen, die sich vor der Kirche versammelt haben, ziehen unter „Nawalny“-Rufen zum Friedhof weiter.
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Bei Nawalny-Trauerfeier: Menschenmenge ruft „Russland ohne Putin“
13.08 Uhr: In der Menschenmenge vor der Kirche, in der gerade mutmaßlich die Trauerfeier stattfindet, kommen immer wieder Sprechchöre auf. Unter anderem wird „Russland ohne Putin“ oder „Putin ist ein Mörder“ gerufen. Die Anwesenden gehen damit ein hohes Risiko ein: Wie verschiedene Medien berichten, soll die Polizei bereits mit Gefangenentransportern vorgefahren sein.
Erstes Bild des toten Nawalny veröffentlicht
12.53 Uhr: Ob die Trauerfeier inzwischen begonnen hat, ist weiterhin unklar. Derweil hat das Team von Alexej Nawalny allerdings ein erstes Bild aus dem Inneren der Kirche veröffentlicht, obwohl Foto- und Videoaufnahmen dort eigentlich verboten sind. Es zeigt den Leichnam Nawalnys unter einem Meer aus Blumen.
12.46 Uhr: Auch Evgeniy Roizman, ehemaliger Bürgermeister von Jekaterinburg und einer der wichtigsten nicht-inhaftierten russischen Oppositionspolitiker, ist bei der Beerdigung von Alexej Nawalny vor Ort.
12.27 Uhr: Mehr als 250.000 Menschen verfolgen derzeit den russischen Livestream, in dem das Team von Alexej Nawalny über dessen Beerdigung berichtet – und das, ob wohl die eigentliche Trauerfeier noch gar nicht begonnen hat. Ob sie – wie eigentlich geplant – im Stream übertragen werden kann, ist derzeit unklar. Der Grund: Filmaufnahmen in der Kirche wurden kurzfristig verboten.
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Sarg des Kreml-Kritikers an Kirche angekommen
12.17 Uhr: Der Sarg mit dem Leichnam von Alexej Nawalny ist inzwischen am Ort der Trauerfeier angekommen. Das zeigen Bilder, die im Livestream von Nawalnys Team veröffentlicht wurden. Von den Menschen, die sich auf den Straßen um die Kirche drängen, waren „Nawalny, Nawalny“-Rufe zu hören.
Hunderte versammeln sich vor der Kirche
12.14 Uhr: Vor der Kirche, in der die Trauerfeier eigentlich um 12 Uhr hatte beginnen sollen, haben sich hunderte Menschen versammelt. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet sogar von Tausenden. Viele haben Tränen in den Augen und Blumen in der Hand, einige zeigen sich erleichtert, weil sie Angst hatten, aber dann in der Menschenmenge sahen, dass sie nicht alleine sind. „Alexej Nawalny hat sein Leben für uns gegeben“, sagt ein Mann im Livestream von Nawalnys Team. Er sei aus der Hunderte Kilometer entfernten Stadt Petrosawodsk extra angereist.
Eine junge Frau meint: „Er hat Licht, Freude und Hoffnung in unser Leben gebracht. Jetzt hat jemand versucht, diese Hoffnung durch Alexejs Tod zu vernichten. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass die Dunkelheit kommt, wir dürfen nicht aufgeben.“ Viele haben Angst vor der Polizei. Eine Frau mit Blumen in der Hand sagt: „Ich bin hier, um Alexej meine Ehre zu erweisen. Sein Mut und Kampfgeist sollten Vorbild sein für uns.“ Und ein Student ergänzt: „Hier zu sein, ist eine Möglichkeit, den Schmerz über den Verlust zu verarbeiten. Mir hat Alexejs Mut gefallen, seine Unerschrockenheit. Das mindeste, was wir jetzt tun können, ihn auf seiner letzten Reise zu begleiten.“
12.09 Uhr: Inzwischen sind die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff, der französische Botschafter in Russland Pierre Levy und Vertreter mehrerer anderer Länder in der Kirche angekommen.
Team kritisiert Verzögerung bei Übergabe von Nawalnys Leichnam
11.52 Uhr: Die Angehörigen des vor zwei Wochen im Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny haben den Körper des 47-Jährigen am Morgen in der Leichenhalle in Moskau mit Verzögerung für die Beerdigung erhalten. Sie seien um 10 Uhr Ortszeit (8 Uhr deutscher Zeit) dort gewesen, aber hätten den Leichnam erst nicht und dann mit Verspätung bekommen, teilte Nawalnys Team am Freitag mit. Es dauere eine Stunde, um mit dem Sarg zur Kirche zu gelangen, hieß es. Womöglich könne es zur Verzögerung bei der Trauerfeier und bei der Beerdigung kommen.
11.40 Uhr: Zur Beerdigung werden auch Botschafter aus EU-Ländern erwartet. Alexander Graf Lambsdorff, der deutsche Botschafter in Russland, will kommen. Österreichs Botschafter in Moskau, Werner Almhofer, wird gleichfalls anwesend sein. „Die Teilnahme des protokollarisch höchsten Vertreters Österreichs in Russland ist ein klares Signal an das russische Regime“, sagte eine Sprecherin des österreichischen Außenministeriums.
11.17 Uhr: Auch auf vor dem Friedhof sind Metallzäune aufgestellt, die Polizei ist auch hier vor Ort. Die Beamten prüfen die Dokumente der Besucher, befragt nach Berichten im Netz auch die Trauernden. Auch Taschen und persönliche Gegenstände würden überprüft. Die Absperrmaßnahmen hatten bereits gestern begonnen. „An jedem Laternenpfahl wurden Überwachungskameras installiert“, berichtet der Telegram-Kanal „RusNews“. Das Internet vor Ort ist gestört., das mobile Netz heruntergeregelt.
Zahlreiche Menschen vor Kirche versammelt – strenge Regeln bei Nawalny-Trauerfeier
10.42 Uhr: Trotz eines riesigen Polizeiaufgebotes haben sich zur Stunde viele Menschen vor der Kirche versammelt, bilden eine lange Schlange, berichtet unser Autor. Der Engangsbereich zur Kirche ist mit Gittern abgesperrt. Die Lage ist derzeit ruhig. An der Kirche selbst hänge Berichten zufolge eine Aufforderung, nicht zu filmen oder zu fotografieren.
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10.28 Uhr: Es werden wohl viele kommen, wenn gegen 12 Uhr deutscher Zeit die Trauerfeier in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone „Lindere mein Leid“ im südöstlichen Bezirk Marjino beginnen wird. Zwei Stunden später ist die Beerdigung auf dem Borissow-Friedhof geplant. Unklar, ob der Zeitplan auch eingehalten werden kann.
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(mit Material von dpa/AFP)