Düsseldorf. Das Land NRW hat 2023 ein Rekordjahr beim Ausbau von Solarstrom erlebt. Bei Photovoltaikanlagen auf Freiflächen hakt es jedoch.

Stromerzeugung durch Solarenergie hat in Nordrhein-Westfalen 2023 einen Boom erlebt. Das zeigt die Bilanz zum Solarausbau des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). Mehr als 211.000 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 2165 Megawatt (MW) sind im vergangenen Jahr in Betrieb gegangen. Damit hat es mehr als eine Verdopplung im Vergleich zum Solarausbau 2022 gegeben. Doch aus Sicht des Verbandes gibt es auch einen Wermutstropfen.

Laut dem LEE NRW erschwere das Land den Ausbau von leistungsstarken Freiflächenanlagen. „Wenn wir in NRW Industrieland bleiben wollen, das klimaneutral wird, dann müssen wir die Freifläche optimieren. Nur diese bringt die günstigen Preise für die Industrie“, sagt LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger.

Solarenergie NRW: Bürokratische Hürden erschweren Photovoltaik-Ausbau

Gemeint sind Flächen mit Photovoltaikanlagen wie etwa auf Randstreifen an Autobahnen und Landstraßen, auf Gewässern oder auf landwirtschaftlichen Flächen. Solarstrom, der auf Freiflächen erzeugt wird, sei die günstigste Form der Stromerzeugung, betont Mildenberger.

Neben Bundesländern wie Schleswig-Holstein mit einem Anteil von 48 Prozent an Freiflächen-Projekten und Bayern mit einer Leistung von 1.600 Megawatt aus über 200 größeren Solarkraftwerken, hinke NRW mit einem Bestand von 440 Megawatt an solaren Freiflächenanlagen hinterher.

Aus Sicht des LEE NRW erschwere die Landesregierung den Ausbau von PV-Anlagen auf Freiflächen. Gründe dafür sei der bisher zu restriktive Landesentwicklungsplan sowie das fehlende Know-how vieler Kommunen bei den Genehmigungsverfahren.

NRW-Wirtschaftsministerium: So will Landesregierung Freiflächen-Photovoltaik vorantreiben

Auf Anfrage der Redaktion erklärt das NRW-Wirtschaftsministerium, dass die Landesregierung mit vielfältigen Maßnahmen daran arbeite, neben Photovoltaik auf Dachflächen, auch den Ausbau der Freiflächenanlagen voranzutreiben. „Mit der nun anstehenden Änderung des Landesentwicklungsplans wird die Flächenkulisse für Freiflächen-PV erheblich ausgeweitet“, heißt es vom Ministerium. Man wolle die Planung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen erleichtern.

Zudem gebe es seit dem vergangenen Sommer eine Landes-Kampagne, um die Kommunen in die Lage zu versetzen, den Ausbau der Freiflächen-PV gezielt zu unterstützen. Der Kritik des LEE NRW setzt das Ministerium außerdem entgegen, dass das Land im Jahr 2023 Förderanträge für rund 130 Freiflächen-PV-Anlagen mit einem Gesamtvolumen von rund 53 Millionen Euro bewilligt habe.

Diese Potenziale hat NRW für PV-Anlagen auf Freiflächen

Bisher finde der Solarausbau in Nordrhein-Westfalen laut LEE NRW jedoch fast nur auf privaten und gewerblich genutzten Dächern statt. Um mit Bayern, dem „Vorreiter-Bundesland“ in Sachen Solarenergie, gleichauf zu sein, müsse es in einer ähnlichen Größenordnung neue Freiflächen-Projekte geben. „Grundsätzlich muss zwar auch jedes Dach genutzt werden, jedoch werden wir mit den Kosten, die wir dort haben, kein Industrieland für rentable Preise mit Strom versorgen können“, sagt Mildenberger.

Doch gibt es im dicht besiedelten NRW überhaupt genügend Freiflächen für PV-Analgen? Der LEE NRW-Chef betont: „Prozentual gesehen lebt der Großteil der Bevölkerung im Rhein-Ruhr-Gebiet. Daher haben wir in NRW auch viele ländliche Räume. Kreise wie Steinfurt und Borken gehen mit dem Solarausbau schon weiter voran. Sie wissen, dass es für ihre Wirtschaftsbetriebe wichtig ist, diese kostengünstige Energie zur Verfügung zu stellen.“

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Landesverband Erneuerbare Energien fordert Taskforce von Schwarz-Grün

Die Fläche sei in NRW also vorhanden – auch, weil sich die Landwirtschaft verändere. „Der Fleischkonsum geht sukzessive zurück, damit wird Nutzfläche frei. Und viele Landwirte wollen diese Fläche für Photovoltaik nutzen“, meint Mildenberger. Was die vorhandene Fläche jedoch begrenze, seien die politischen Rahmenbedingungen.

Von der schwarz-grünen Regierung fordert der Landesverband Erneuerbare Energien nun eine „Taskforce“, die sich unter anderem damit beschäftigt, wo es geeigente Flächen für PV-Anlagen gibt und wie bürokratische Hürden vereinfacht werden können.