Berlin. Einst Verfassungsschützer, noch CDU-Mitglied: Hans-Georg Maaßen polarisiert. Lebenslauf, Frau, Politik – die Infos im Steckbrief.
- Hans-Georg Maaßen polarisiert wie kaum ein anderer Politiker in Deutschland
- Einst Verfassungsschutzpräsident, fällt er inzwischen durch zum Teil antisemitische Aussagen und Verschwörungstheorien auf
- Was ist über den Lebenslauf und das Privatleben des CDU-Mannes bekannt? Wofür steht er politisch? Der Überblick
Hans-Georg Maaßen sorgt für Aufsehen. Spätestens seit seinen fragwürdigen Äußerungen über die rassistischen Ausschreitungen 2018 in Chemnitz, die ihn schließlich den Job als Präsident des Verfassungsschutzes kosteten, ist der CDU-Politiker der breiten Öffentlichkeit bekannt. Seitdem äußerte er sich wiederholt antisemitisch, verbreitete Verschwörungstheorien und suchte zunehmend die Nähe zur in Teilen rechtsextremen AfD und anderen rechten Gruppierungen.
Doch wie begann Maaßens politische Karriere? Was ist über sein Privatleben bekannt und wofür steht er politisch genau? Die wichtigsten Informationen zum Politiker im Überblick.
Hans-Georg Maaßen: Die wichtigsten Infos zum Politiker im Steckbrief
Name | Hans-Georg Maaßen |
Geburtsdatum | 24. November 1962 |
Amt | Bundesvorsitzender der Werteunion |
Partei | CDU |
Parteimitglied seit | 1978 |
Familienstand | verheiratet |
Wohnort | Berlin/Mönchengladbach |
Hans-Georg Maaßen: Die wichtigsten Infos zu seinem Privatleben
Hans-Georg Maaßen wurde 1962 in Mönchengladbach geboren. Laut dem „Munzinger-Archiv“ betrieben seine Eltern dort ein Zigarrengeschäft und erzogen ihn katholisch. 1978, mit nur 16 Jahren, trat Maaßen der CDU bei. Zwei Jahre später absolvierte er sein Abitur am Gymnasium Rheindahlen.
- Ausbildung: Nach dem Abitur studierte Maaßen in Köln und Bonn Rechtswissenschaften. 1997 folgte die Promotion an der Universität zu Köln. Das Thema: „Die Rechtsstellung des Asylbewerbers im Völkerrecht“.
- Beruf: Ab 1991 war er in verschiedenen Funktionen für das Bundesinnenministerium tätig. 2012 ernannte ihn die Bundesregierung zum Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Von 2001 bis 2016 war er zudem als Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin tätig.
- Familie: Über das Privatleben von Hans-Georg Maaßen ist wenig bekannt. Er lebt in Berlin und ist mit der japanischen Universitätsdozentin Yuko Maaßen verheiratet, die er 2006 auf einer Japanreise kennengelernt hatte. Als Wohnort der Familie werden von verschiedenen Quellen Berlin und Mönchengladbach genannt.
Hans-Georg Maaßen: Die wichtigsten Stationen seiner Karriere
Hans-Georg Maaßen war über lange Jahre für das Bundesinnenministerium tätig. Erstmals angestellt wurde er dort 1991. Als Teil der „Projektgruppe Zuwanderung“ beschäftigte er sich für die Bundesregierung mit der Frage, ob der in Deutschland geborene Türke Murat Kurnaz, der im US-Gefangenenlager Guantánamo festgehalten wurde, in die Bundesrepublik zurückgeholt werden sollte. Maaßen vertrat die Ansicht, dass Kurnaz keine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland mehr hatte – eine Entscheidung, die später durch das Verwaltungsgericht Hamburg revidiert wurde.
2003 wurde der CDU-Politiker zum Leiter des Referats Ausländerrecht, ab 2008 arbeitete er in leitender Funktion im Bereich der Terrorismusbekämpfung. 2012 folgte schließlich die Ernennung zum Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Sechs Jahre später wurde er in den einstweiligen Ruhestand versetzt, nachdem zeitweise eine Berufung zum Staatssekretär im Innenministerium diskutiert worden war.
Grund für Maaßens Absetzung waren umstrittene Aussagen zu den ausländerfeindlichen Ausschreitungen 2018 in Chemnitz. Maaßen stellte trotz eindeutiger Belege infrage, ob es Hetzjagden auf Ausländer gegeben hatte und sprach von „gezielter Falschinformation“ durch die Medien. Infolge der dadurch entstehenden öffentlichen Empörung bezeichnete sich Maaßen selbst als Opfer einer „Hetzjagd“.
Danach arbeitete Maaßen für eine Medienrechtskanzlei. Bei der Bundestagswahl 2021 kandidierte er als Direktkandidat der CDU im Wahlkreis 196 in Thüringen, unterlag jedoch dem SPD-Kandidaten Frank Ullrich. Zu dessen Wahl hatten zuvor auch die Grünen aufgerufen, um Maaßen zu verhindern.
2023 wurde er zum Vorsitzenden der Werteunion gewählt, eines umstrittenen Vereins, der nach eigenen Angaben den „konservativen Markenkern“ von CDU und CSU vertritt. Nach einem zunächst erfolglosen Parteiausschlussverfahren der CDU erklärte er Anfang 2024, die Werteunion denke über die Gründung einer eigenen Partei nach.
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Hans-Georg Maaßen: Für welche Themen setzt sich der Politiker ein?
Lange vertrat Hans-Georg Maaßen konservative Werte. Neue Aussagen werden aber zum Teil als antisemitisch, rechtsextrem und verschwörungstehoretisch bewertet.
- Asylpolitik: Maaßen kritisiert die Flüchtlingspolitik der Regierungen unter Angela Merkel, vor allem mit Blick auf die Jahre seit 2015. Er befürchtet eine steigende Terrorismusgefahr durch den Zuzug von Geflüchteten.
- Corona-Impfung: Während der Pandemie hat sich Maaßen mehrfach kritisch über die Corona-Impfungen geäußert. So sprach er sich für ein „Covid-Impfverbot“ aus und teilte ein Video, in dem behauptet wurde, die Corona-Impfung sei schädlich für das Immunsystem.
- Zusammenarbeit mit der AfD: Zur in Teilen rechtsextremen AfD hat Maaßen ein widersprüchliches Verhältnis. So ließ er ab 2021 zeitweise seine Mitgliedschaft in der Werteunion ruhen, weil er mit der Wahl von Max Otte, der der AfD nahestand, zum Vorsitzenden nicht einverstanden war. Inzwischen betonte er jedoch, dass eine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD seiner Ansicht nach denkbar sei. Die Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten von Thüringen mit Stimmen der AfD bezeichnet er als „Riesenerfolg“. Auch eine Zusammenarbeit einer womöglich von ihm gegründeten Partei mit der AfD schließt er nicht aus.
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Hans-Georg Maaßen: Das waren seine größten Skandale und Kontroversen
Bereits während seiner Zeit als Präsident des Verfassungsschutzes sorgte Hans-Georg Maaßen für Aufsehen. So prangerte er den Whistleblower Edward Snowden öffentlich als Verräter an. Zudem spekulierte er, Snowden könne ein Agent des russischen Geheimdienstes sein.
2017 ließ Maaßen über eine Anwaltskanzlei Briefe an verschiedene Medien verschicken, um die Berichterstattung über einen V-Mann, den der Verfassungsschutz im Umfeld des Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri platziert hatte, zu verhindern. Zuvor hatte er in einer parlamentarischen Anfrage fälschlicherweise behauptet, nichts von dem Spitzel gewusst zu haben.
2019, nach seinem Ausscheiden aus dem Verfassungsschutz, beschuldigte Maaßen die deutschen Medien, angeblich „tagelang“ nicht über gewaltsame Ausschreitungen und Übergriffe von Geflüchteten zu berichten. Zudem lobte er „Russia Today“, das angeblich zuerst über die Attacken von vier Flüchtlingen im bayerischen Amberg berichtet hatte. Tatsächlich hatten die Redaktionen von Welt, Bild, SZ und Focus das Thema aber bereits einen Tag früher aufgegriffen.
Interviews gab Maaßen in den vergangenen Jahren zunehmend fragwürdigen Medien, darunter dem russisch finanzierten „Russia Today“, aber auch rechten und antidemokratischen Zeitungen und Portalen. Eine Nähe zum Rechtsextremismus wies der CDU-Politiker jedoch mehrfach von sich.
In einem Interview mit dem rechten Publizisten Alexander Wallasch betonte Maaßen 2023 die Existenz von Rassismus gegenüber weißen Menschen. Es sei „Ausdruck einer grün-roten Rassenlehre, nach der Weiße als minderwertige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und afrikanische Männer ins Land holen müsse“, diesen nicht anzuerkennen.