Berlin. Am Donnerstag beginnt die Klimakonferenz in Dubai. Was dort passieren soll und was man darüber jetzt wissen muss – ein Überblick.
Wenn am Donnerstag die diesjährige Weltklimakonferenz COP28 in Dubai beginnt, bedeutet das zwei Wochen Verhandlungen in klimatisierten Hallen in der Wüste. Vertreter von 200 Staaten werden versuchen, der immer weiter eskalierenden Klimakrise etwas entgegenzusetzen. Wer kommt, worum es geht und wie viel diese Treffen wirklich bringen – ein Überblick.
Was bringen Klimakonferenzen?
Seit 1995 finden Weltklimakonferenzen statt. Doch statt zu sinken, steigen die globalen Treibhausgas-Emissionen immer noch, und mit ihnen die Temperaturen. Zweifel am Sinn der Treffen tauchen deshalb immer wieder auf. Trotzdem sind viele Expertinnen und Experten der Ansicht, dass es ohne die Klimakonferenzen noch schlechter aussähe. „Bei vielen Punkten wären wir nie dahin gekommen, wo wir heute sind, ohne diese Konferenzen“, sagt Viviane Raddatz, Klima-Chefin des WWF. Der Prozess laufe über das ganze Jahr und der Austausch und die Diskussion blieben der einzige Weg, zusammenzukommen und Vertrauen zu bilden. „Bei den ersten COPs waren wir auf einem Pfad zu vier bis fünf Grad Erwärmung, heute sind es noch knapp drei.“ Immer noch viel zu viel, sagt Raddatz. Aber ohne die Konferenzen würde es eben auch nicht besser.
Wer nimmt an der Weltklimakonferenz teil?
Rund 70.000 Menschen werden in den gut zwei Wochen, die die Konferenz dauert, nach Dubai fliegen – Unterhändler, Aktivisten, Medienvertreter, Fachleute, Lobbyisten und nicht zuletzt Staats- und Regierungschefs. Insgesamt 200 Nationen werden in Dubai vertreten sein. Angekündigt haben sich sogar der britische König Charles III. und der Papst. US-Präsident Joe Biden wird dagegen anders als im vergangenen Jahr dieses Mal wohl nicht dabei sein.
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Wer wird von der Bundesregierung dabei sein?
„Team Deutschland“ kommt zeitversetzt, aber insgesamt in Mannschaftsstärke zur Klimakonferenz. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird an diesem Wochenende in Dubai sein, zeitgleich mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze (ebenfalls SPD). Auch Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck, Umweltministerin Steffi Lemke und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (alle Grüne) planen, zeitweise vor Ort zu sein. Und die grüne Außenministerin Annalena Baerbock wird für die Schlussverhandlungen zum Ende der zweiten Konferenzwoche anreisen. Klimastaatssekretärin und Ex-Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan ist bereits vorher da.
Wo steht die Welt im Moment im Kampf gegen die Klimakrise?
2015 einigte sich die Staatengemeinschaft in Paris darauf, dass die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad, nach Möglichkeit sogar auf bis zu 1,5 Grad, begrenzt werden soll. Die Vertragsstaaten legen dafür nationale Klimaschutzpläne vor, die regelmäßig nach oben angepasst werden sollen.
Allerdings: Mit dem, was bisher an Zielen auf dem Tisch liegt, ist das Abkommen nicht einzuhalten. Laut einem Bericht der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) aus dem November steuert die Welt auf 2,9 Grad Erwärmung zu, und das auch nur, wenn die bisher fest gegebenen Zusagen eingehalten werden. Werden auch Zusagen erfüllt, für die bestimmte Bedingungen gegeben sein müssten – etwa internationale Unterstützung bei der Umsetzung – erwärmt sich die Welt immer noch um 2,5 Grad. „Im optimistischsten Szenario beträgt die Wahrscheinlichkeit, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, nur 14 Prozent“, schreibt UNEP.
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Was sind die Knackpunkte auf der diesjährigen Klimakonferenz?
Bei den Konferenzen prallen jedes Jahr verschiedene Interessen und Ziele aufeinander. Die EU etwa will bei dieser Klimakonferenz erreichen, dass in der Abschlusserklärung ein Ausbauziel für Erneuerbare Energien festgehalten wird: Bis 2030 soll die installierte Kapazität weltweit verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden. Die EU will auch, dass ein Ausstieg aus fossilen Energien beschlossen wird – dürfte damit aber auf Widerstand stoßen, unter anderem von China und Saudi-Arabien. Aber auch die EU-Position fordert nur den Ausstieg aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen ohne CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS). Klimaschützer sehen darin aber ein Schlupfloch, das die Klimaziele weiter gefährdet.
Streit dürfte es auch ums Geld geben. Im vergangenen Jahr hatte sich die Konferenz zum ersten Mal darauf geeinigt, dass einen Fonds geben soll, aus dem Geld für durch Klimafolgen verursachte Schäden und Verluste gezahlt wird. In Dubai wird es auch darum gehen, wer in diesen Fonds einzahlen wird und wer daraus Geld bekommen kann.
Wie viel kann eine Konferenz in Dubai erreichen?
Die diesjährige Konferenz steht unter besonderer Beobachtung, denn mit Konferenz-Präsident Sultan Ahmed al-Jaber steht den Verhandlungen der Chef von Adnoc vor, dem staatlichen Ölkonzern von Abu Dhabi. Claudia Kemfert, Klima-Expertin vom DIW, bewertet diese Verflechtung als „im höchsten Maße problematisch“. Die Präsidentschaft der COP eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, unter den verschiedenen Positionen zu vermitteln und ein möglichst ehrgeiziges Gesamtergebnis zu schaffen.
Zuletzt gab es Berichte, dass die Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen Dubai gehört, planen, die Konferenz zu nutzen, um Öl- und Gas-Deals zu machen. „Al-Jaber als COP-Präsident ist gefordert, seine Vermittlerrolle ernst zu nehmen“, sagt WWF-Expertin Raddatz. „Er steht für das fossile Geschäftsmodell, aber er muss auch diese COP zu einem Erfolg machen – die wird es nur mit einem Beschluss zum Ausstieg aus allen fossilen Energien.“
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