Berlin. Ukraines Rüstungsindustrie ist der Beweis dafür, dass Not erfinderisch macht: Nach Flug- und Unterwasserdrohnen kommen Bodendrohnen.
Im Ukraine-Krieg spielen Drohnen eine große Rolle. Erst unbemannte Flugkörper, dann Unterwasserdrohnen. Nun entwickelte die Ukraine ein Kamikaze-Bodenfahrzeug (UGV).
Der Roboter ist die Vorstufe zu autonomen Waffen, bei denen schon gar kein Soldat mehr den Steuerknüppel hält. Auch Russland plant einen unbemannten Schützenpanzer. Da Kriege oft Testfelder für Waffenentwicklungen sind, kommt es in der Ukraine womöglich zur Feuertaufe.
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Der neue Roboter sieht aus wie ein groß geratenes Modellfahrzeug. Die vier robusten Räder verraten: Er ist geländegängig. Auf der Ladefläche kann das Fahrzeug etwa zwei Granaten Huckepack nehmen. Auf X, ehemals Twitter, zeigt Mykhailo Fedorov ein Foto davon.
Fedorov ist Minister für digitale Transformation. Das Portal Kyiv Post nennt ihn einen digitalen „Guru“. Autonomie und Erfindungsreichtum sind kriegsentscheidend. Mehr denn je gilt für die Rüstungsindustrie die Devise „Selbst ist die Ukraine“. Man weiß nicht, wie lange der Westen, insbesondere die USA, die Waffenhilfe aufrechterhalten wird; zumal jetzt auch Israel auf Lieferungen angewiesen sein könnte.
Bodendrohne: Der „Honigdachs“ ist geländegängig und leise
High-Tech-Waffen sind teuer, aufwendig und rar, vor allem setzten sie Know-How voraus. Die Bodendrohne hingegen ist einfach, ohne Schnickschnack, leicht zu bedienen; im Grunde nicht viel anspruchsvoller als die Steuerung eines Modellautos.
Sie kann eine Nutzlast von bis zu 40 Kilogramm tragen, etwa Panzerabwehr-Landminen oder Mörsergranaten. Führt man sie unbemerkt an ein Fahrzeug heran, kann sie großen Schaden anrichten. Angeblich hat sie die Tests bestanden und soll in Serienproduktion gehen.
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Überprüfen lässt sich das nicht. Wenn sie zum Einsatz kommt, wird es nicht verborgen bleiben. Die Ukrainer nennen das Gefährt Ratel oder auch „Honey Badger“, Honigdachs. Man kennt die Vorliebe der Militärs für Tiernamen, in der Bundeswehr etwa für Gepard, Leopard oder Marder.
Ukraine schon zu Sowjetzeiten eine Waffenschmiede
Der Honigdachs wurde für Bodentruppen entwickelt. Da seine Reichweite maximal fünf Kilometer beträgt, müssen die Soldaten nahe an russische Stellungen herankommen. Dann kann der „Pilot“ oder Bediener die Drohne per Monitor zum Ziel steuern und eine Explosion auslösen. Anhand einer Flugdrohne überprüft er, ob sein Roboter vom Weg abkommt und er den Kurs korrigieren sollte.
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Wichtig ist, dass der Honigdachs klein ist, also unauffällig, und Hindernisse überwinden oder umfahren kann, auch auf sandigem Untergrund. Deswegen wurde er mit einem Allradantrieb ausgestattet und fährt elektrisch, also leise. „Unser Honigdachs kann jedes Gelände durchqueren, wie ein Jeep“, versicherte Entwicklungschef Taras Ostapchuk der Kyiv Post.
Die Ukraine, insbesondere der Osten, war früher die Waffenschmiede der Sowjetunion. Die Ukraine hat die notwendigen Kenntnisse und Produktionsstätten. Vor allem spürt sie die Not, die buchstäblich erfinderisch macht, sei es bei der Entwicklung von Raketen, sei es von Drohnen. Die Ukraine ist immer wieder für eine Überraschung gut.
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