Berlin. Katar soll islamistische Terrorgruppen finanzieren, darunter die Hamas. Jetzt bringt sich das Staatsoberhaupt als Vermittler ins Spiel.
Tamim bin Hamad Al Thani ist seit 2013 der Emir von Katar, das Oberhaupt des Zwergstaats am Persischen Golf. Der 43-Jährige, der am Donnerstag von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Mittagessen empfangen wurde, tritt im Westen im eleganten Anzug, zu Hause im traditionellen weißen Gewand, dem Thawb, auf. Der Emir wurde an der britischen Militärakademie Sandhurst ausgebildet.
Er ist Chef eines der pro Kopf reichsten Länder der Welt. Katar verfügt über riesige Gas- und Ölreserven – ab 2026 liefert es für 15 Jahre Flüssiggas nach Deutschland. Gleichzeitig investieren die staatlichen Investmentgesellschaften des Emirs weltweit in Unternehmen. In Deutschland sind sie an Volkswagen, der Deutschen Bank und RWE beteiligt.
Katar hängt wie Saudi-Arabien dem Wahhabismus an, einer streng konservativen Auslegung des sunnitischen Islams. Es pflegt gute Beziehungen zu den Mullahs im Iran, steht aber auch im Ruf, islamistische Terrorgruppen zu finanzieren. So soll Katar nach verschiedenen Berichten den „Islamischen Staat“ (IS), die Taliban in Afghanistan und die Muslimbrüder in Ägypten unterstützt haben.
Hamas-Chef Ismail Hanija lebt in Katar
Zudem überweist Katar nach Schätzungen pro Jahr rund 360 Millionen Dollar an den Gazastreifen, wo die Hamas das Sagen hat. Das Geld fließt in die Infrastruktur und den Wohnungsbau. Dies wurde lange auch von Israel toleriert, da es verhinderte, dass die Küsten-Enklave in völlige Armut abglitt. Doch ein Teil der Finanzen kam der Hamas-Führung und ihren Terror-Aktivitäten zugute. Der Hamas-Chef Ismail Hanija lebt in Katar.
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Nach dem massiven Terrorangriff der Hamas auf Israel ließ der Emir die Farben der Palästinenser-Flagge auf das Nationalmuseum in Doha projizieren. Katar machte alleine die Regierung in Jerusalem für die Eskalation verantwortlich und verweis auf „ständige Verletzungen der Rechte des palästinensischen Volkes“. Die Regierung fordert die Errichtung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.
Kein Zufall dürfte daher sein, dass vom Account des Bundeskanzlers auf X (vormals Twitter) zeitgleich zum Treffen mit dem Emir eine klare Botschaft veröffentlicht wurde an alljene, „die Israel für die Terror-Angriffe der Hamas verantwortlich machen“: Das sei Täter-Opfer-Umkehr der perfidesten Art, hieß es in dem Statement. Jedes „Ja, aber“ sei „angesichts der Brutalität und Menschenverachtung der Terroristen völlig fehl am Platz“.
Emir von Katar bringt sich als Vermittler ins Spiel
Katar versucht, mit seinen engen Drähten zu islamistischen Extremisten politische Vorteile zu erzielen. So bringt sich der Emir als Vermittler in aussichtslos erscheinenden Lagen ins Spiel. Der Golfstaat beherbergte zum Beispiel jahrelang die Taliban im Exil. Nach der Machtübernahme der Islamisten in Afghanistan im August 2021 setzte sich Katar für die Ausreise westlicher Diplomaten und Zivilisten aus Kabul ein. Doha war dabei Drehscheibe.
Auch jetzt prescht Katar wieder mit einer Initiative vor, sich als krisendiplomatische Feuerwehr in aussichtslos erscheinenden Situationen zu profilieren. So will der Emir helfen, einen Austausch israelischer Geiseln der Hamas und palästinensischer Häftlinge in israelischen Gefängnissen zu erreichen. Angeblich gibt es hinter den Kulissen bereits Gespräche mit den USA und Ägypten.
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