Aschaffenburg. Am zweiten Abend nach der Messerattacke in Aschaffenburg trauern Menschen im Park um die Getöteten. Ein Mann erklärt, was ihn jetzt bewegt.
Aschaffenburg scheint am Donnerstagabend stillzustehen. Am Tag zuvor hatte ein Mann scheinbar wahllos eine Kitagruppe attackiert – ein zweijähriger Junge und ein zu Hilfe eilender Mann wurden getötet. Rund 3000 Menschen gedenken am Tag darauf im örtlichen Park der Opfer, darunter zahlreiche Familien mit Kindern.
Viele Teilnehmende blicken mit Tränen in den Augen ins Leere. Wenn sich Bekannte treffen, begrüßen sie sich wortlos mit Umarmungen. Abgesehen von vereinzelten Kinderrufen ist es still. Eine Organisatorin beendet das Gedenken mit den Worten: „Danke für dieses großartige Zeichen der Stadtgesellschaft. Halten wir weiter zusammen.“
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Messerattacke: Gedenken zwischen Trauer und Fassungslosigkeit
„Man kann an gar nichts anderes denken“, sagt Petra Buhl unserem Reporter vor Ort. Sie arbeitet in Aschaffenburg in einer Kinderarztpraxis und blickt mit Tränen in den Augen aus etwas Distanz auf die Gedenkstätte. „Die Eltern der Kinder in meiner Praxis waren total aufgewühlt“, berichtet sie davon, was die Menschen der 72.000-Einwohner-Stadt in den vergangenen 24 Stunden beschäftigte.
Auffällig bleibt: Es sind die Trauer und Fassungslosigkeit, die den zweiten Abend nach der Tat dominieren. Migrationspolitische Debatten, wie sie nunmehr deutschlandweit ausgebrochen sind, bleiben der Gedenkveranstaltung im Park überwiegend fern: „Was mich wirklich ratlos macht, ist, dass das jetzt politisch so ausgeschlachtet wird“, sagt Anwohner Rudolf Lang dazu, der am Abend mit einer Kerze in der Hand der Toten gedenkt. „Jetzt sagen die ersten wieder ‚Ausländer raus‘, so als ob das ein Deutscher nicht hätte machen können.“
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Ganz ausklammern möchte er die politische Dimension aber nicht. „Natürlich haben unsere Politiker auch Hausaufgaben zu tun“, sagt er. Für ihn stelle sich die Frage, ob der Tatverdächtige einer Arbeit nachgegangen ist. „Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit und gerechte Entlohnung.“ Lang vermutet, dass der tatverdächtige Afghane nur alleine in seinem Zimmer saß. „Wir lassen diese Leute zu sehr alleine, wir integrieren sie nicht.“
Die Polizei sicherte mit einzelnen Einsatzkräften die Veranstaltung im Park ab. Am zentralen Ort des Gedenkens war sie kaum zu sehen. Am Tag zuvor wurde in rechten Foren zu Demonstrationen aufgerufen. Nur wenige Stunden nach der Bluttat versammelten sich bis zu 100 Menschen vor dem örtlichen Rathaus.