Rom. Wegen schwerer Unwetter mussten in Italien tausende Menschen evakuiert werden. Ein junger Mann starb – nun meldete sich sein Bruder zu Wort.
Andrea Fanelli ist untröstlich. Der 23-jährige Student aus Ozzano dell‘Emilia nahe Bologna hat bei den schweren Unwettern, die am Wochenende Norditalien heimgesucht haben, seinen Bruder Simone verloren. Die beiden jungen Männer saßen am Samstagabend in der Ortschaft Pianoro in ihrem Auto und wollten nach Hause fahren, als das Fahrzeug von einer Lawine aus Wasser und Schlamm erfasst wurde. Andrea Fanelli versuchte verzweifelt, seinen Bruder zu retten – vergebens.
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„Ich war in Panik, alles ging sehr schnell. Als wir von den Wassermassen weggerissen wurden, kurbelte ich das Fenster herunter. Ich schaffte es, aus dem Auto zu steigen und meinen Bruder zu packen. Ich hielt mich an ihm fest, solange ich konnte, und klammerte mich an etwas Festes, aber irgendwann musste ich loslassen. Ich verlor den Halt“, berichtete der Student vor Journalisten. Er habe sofort Hilfe gerufen, doch die Rettungsmannschaften hätten es schwer gehabt, dorthin zu gelangen, wo sich die Brüder befanden. „Ich werde mir nie verzeihen, dass ich meinen Bruder nicht in Sicherheit bringen konnte“, bei den Worten kommen Fanelli die Tränen.
Unwetter in Italien: Tausende Menschen wurden evakuiert
Rund 3000 Personen Menschen mussten in der norditalienischen Region Emilia Romagna die Nacht außerhalb ihrer Häuser verbringen, nachdem große Teile der Provinz Bologna überschwemmt wurden. Mehr als 2100 Menschen wurden unweit von Bologna evakuiert, weitere 1000 Menschen mussten ihre Häuser in der Gemeinde Cadelbosco bei Reggio Emilia verlassen.
Fast alle Pegel in der Region hatten am Sonntag die Alarmstufe drei überschritten, nachdem sintflutartige Regenfälle die Flüsse hatten ansteigen lassen. Die Situation, so die Interimspräsidentin von Emilia Romagna, Irene Priolo, sei schlimmer als im Mai 2023. Damals wurde die Region von Hochwasser und Erdrutschen heimgesucht, bei denen 17 Menschen ums Leben kamen und die Schäden Milliardenhöhe erreichten.
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Die Warnung vor extremen Wetterbedingungen wurde für die Region bis Montag verlängert. Insgesamt befanden sich 13 Gemeinden in einer „kritischen Situation“, darunter die Provinzen um Bologna, Reggio Emilia und Modena. Dort waren 175 Millimeter Wasser in nur wenigen Stunden gefallen, wie Priolo berichtete. Als der Fluss Ravone über die Ufer trat, wurden „die Straßen zu Bächen“.
Polizei muss leichtsinnige Selfie-Jäger vertreiben
Insgesamt mussten die Feuerwehrleute über 500 Mal zu Rettungseinsätzen in der Emilia Romagna ausrücken. Am Sonntagnachmittag waren den regionalen Behörden zufolge etwa 4000 Menschen ohne Strom. In der Nacht waren es zeitweise 15.000 gewesen. Die Carabinieri, die die Rettungsarbeiten unterstützten, mussten in einigen Fällen eingreifen, um Personen zu vertreiben, die in der Nähe von angeschwollenen Flüssen und Bächen Selfies machten.
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In der Umgebung von Reggio Emilia musste die Polizei mehrere Personen wegschicken, die sich in Ufernähe aufhielten, obwohl die Behörden offiziell aufgerufen hatten, sich von Flüssen fernzuhalten und sich in Sicherheit zu bringen.
Ganz Italien, von Nord bis Süd, wurde am Wochenende von heftigen Regenfällen und Stürmen heimgesucht, insbesondere Sizilien, das seit Monaten von einer langen Dürreperiode gebeutelt war. In Licata, in der Nähe der Stadt Agrigent, trat der Fluss Salso über die Ufer und die Bewohner mussten ihre Häuser verlassen.
Auch in Catania verwandelten sich die Straßen aufgrund der sintflutartigen Regenfälle, die am Samstag über die Stadt hereinbrachen, in Flüsse. Vielerorts wurden geparkte Autos weggeschwemmt. Auf Videos war auch zu sehen, wie Motorroller durch überflutete Straßen trieben. Für die kommenden Tage erwarten Meteorologen eine Entspannung der Lage.
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