Berlin. In Italien werden die Anwohner vieler Regionen von Überschwemmung und Unwettern heimgesucht. Ein 20-Jähriger verlor dabei sein Leben.

Italien steht erneut unter Wasser. Nach heftigen Niederschlägen in der Nacht auf Sonntag ist es in mehreren Regionen des Landes zu schweren Überschwemmungen gekommen. Besonders betroffen ist die Region Emilia Romagna.

Auch die bei Touristen beliebte Universitätsstadt Bologna ist in Not, in den Gebieten rund um die Nachbarstadt Ravenna mussten sogar Evakuierungen durchgeführt werden. Das Hochwasser traf auch die Städte Modena, Reggio Emilia und Piacenza. „Fast alle Flüsse haben Pegelstufe drei überschritten, es ist schlimmer als im Mai 2023“, warnte der Zivilschutz. Damals kamen 17 Menschen ums Leben, Schäden in Milliardenhöhe wurden gemeldet. 

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Todesopfer bei Bologna: „Stadtgebiet nicht mehr erreichbar“

Die heftigen Niederschläge im Raum von Bologna forderten ein Todesopfer. Ein 20-Jähriger wurde in Pianoro tot geborgen. Sein Auto wurde vom Wasser eines Flusses mitgerissen, der plötzlich über die Ufer getreten war. Der Mann war gemeinsam mit seinem Bruder im Auto, der sich glücklicherweise retten konnte und die Einsatzkräfte alarmierte. Zu spät, wie sich zeigen sollte: Der 20-Jährige konnte nur noch tot geborgen werden.

Die Region ist mit den Wassermassen überfordert: „Wir können einen Großteil des Stadtgebiets nicht erreichen. Die Telefonverbindungen sind ausgefallen. Wir bitten um Hilfe, denn wir sind am Ende unserer Kräfte“, sagte Luca Vecchiettini, Bürgermeister von Pianoro. Die Lage sei kritisch. In einigen Orten seien Evakuierungen angeordnet worden. Das italienische Heer musste ausrücken, um die Freiwilligen des Zivilschutzes bei der Durchführung zu unterstützen.

Hauptverkehrsader wird zum reißenden Strom

Wegen der schweren Niederschläge waren viele Verkehrsachsen im Raum von Bologna unbefahrbar. Dort fielen innerhalb von nur vier Stunden mehr als 80 Millimeter Regen. Daraufhin trat der Ravone-Fluss über die Ufer und verwandelte die Via Saffi, eine der Hauptverkehrsstraßen Bolognas und Zugang zum städtischen Krankenhaus, in einen reißenden Strom.

Überschwemmungen in Italien
Die Straßen von Bologna sind voller Wasser und nur schwer befahrbar. © DPA Images | Michele Nucci

Der Bürgermeister von Bologna, Matteo Lepore rief die Bevölkerung über die sozialen Medien auf, im gesamten Stadtgebiet nicht auf die Straße zu gehen. Zudem solle man die Autos nicht benutzen und sich in höhere Stockwerke begeben, sofern man sich in der Nähe von Sturzbächen befinde. Lepore erließ eine Evakuierungsanordnung für Erdgeschosse, Untergeschosse und Keller in kritischen Gebieten nahe dem Fluss Reno. Viele Straßen in der Provinz wurden ganz oder teilweise gesperrt. Auch der Eisenbahnverkehr kam zum Teil zum Erliegen.

Die Region Emilia Romagna, zu der Bologna gehört, war bereits Mitte September von heftigen Niederschlägen und darauf folgenden Überschwemmungen betroffen worden. Tausende Menschen wurden evakuiert. Auch Anfang Oktober hatten schwere Unwetter in der Gegend gewütet.

Nach der Dürre kommt die Flut: Sizilien in Not

Heftige Regenfälle gab es auch auf Sizilien, das in den vergangenen Monaten unter einer schweren Dürre litt. Zu starken Überschwemmungen kam es vor allem in den Städten Catania und in Agrigent. In der sizilianischen Hafenstadt Licata trat der Fluss Salso über die Ufer und überschwemmte verschiedene Teile der Stadt. Einige Menschen saßen auf den Dächern ihrer Autos fest.

Ein Mann, der sich an den Pfeilern einer Brücke anklammerte, wurde kurz vor der Erschöpfung von einem Team der Bodenfeuerwehr gerettet. Mehrere Häuser in der Nähe des Flusses, wurden evakuiert. In mehreren Regionen Siziliens ist der Zugverkehr unterbrochen, und vier Flüge wurden vom Flughafen Catania zum Flughafen Palermo umgeleitet.

In Catania wurde die Kraft des Wassers so stark, dass ein Motorrad samt Besitzer durch die Straßen gespült wurde. Angela, eine 28-jährige nigerianische Barkeeperin, wurde zum Retter in der Not und half dem Mann, wie zahlreiche Videos in den sozialen Medien zeigen.

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Vulkaninsel von Schlamm überflutet

Auch die Vulkaninsel Stromboli wurde von einer Schlammlawine heimgesucht, die die engen Straßen überflutete und die Bewohner in ihren Häusern einsperrte. Zudem führten die heftigen Regenfälle zu einem Abbruch eines Regenfallrohrs im Krankenhaus der Stadt Caltanissetta. Die Folge: Überschwemmungen in Operationssälen und in der Notaufnahme.

Weitere Unwetter sind nicht auszuschließen. Der Zivilschutz sprach für fünf Regionen Italiens die Warnstufe Orange (amtliche Warnung vor gefährlichem Wetter) aus. Betroffen sind vor allem der Süden und die Küste Kalabriens, große Abschnitte in Venetien, sowie der Südosten der Lombardei. Zusätzlich gilt in 13 weiteren Regionen, darunter Kampanien, Apulien, die Toskana und die Provinz Bozen, die Warnstufe Gelb (amtliche Warnung, Gefährdunen sind möglich). Die Bevölkerung sollte sich auf weitere heftige Niederschläge mit Sturmböen und möglichen Überschwemmungen einstellen, hieß es.