Essen. Forscher graben auf Sizilien ein luxuriöses Gebäude mit einem riesigen Mosaikboden aus. Der Lebensstandard erinnert an den von Pompeji.

Wo heute auf Sizilien Urlaub gemacht wird, herrschte vor mehr als 2000 Jahren das mächtigste Reich, das die Geschichte jemals gesehen hatte. Nach den Punischen Kriegen im 3. Jahrhundert v. Chr. fiel Sizilien an das römische Imperium und wurde dessen erste Provinz. Aufgrund seiner strategischen Lage zwischen Europa, Afrika und dem Nahen Osten war die Insel ein begehrtes Ziel für die Eroberer. Nun machten deutsche Archäologen einen bedeutsamen Fund auf der einstigen Kornkammer von Rom.

Archäologen aus Göttingen legten die Überreste eines römischen Hauses mit Mosaikboden aus dem 2. bis 4. Jahrhundert frei. Das Gebäude nahe der südlichen Stadt Vizzini lag fast 500 Meter über dem Meeresspiegel und hatte eine Ausdehnung von 30 mal 13 Metern. „Darin befindet sich ein repräsentativer Raum von fast 100 Quadratmetern Grundfläche, dessen Boden mit Mosaiken ausgelegt war“, berichtete der Leiter des Forschungsteams, Professor Johannes Bergemann, am Dienstag. Leider seien Teile des Mosaiks durch das Pflügen des Geländes zerstört worden.

Archäologie: Antike Gebäude weisen Ähnlichkeit mit Pompeji auf

Die Archäologinnen und Archäologen aus Göttingen erforschen seit mehr als 20 Jahren, wie die Menschen auf der italienischen Insel früher gelebt und gehandelt haben. In der Umgebung von Vizzini laufen die Arbeiten seit 2022. Zunächst suchten die Wissenschaftler die Gegend nach möglichen antiken Fundplätzen ab. Nach Untersuchungen an der Oberfläche der identifizierten Stellen folgte im Jahr 2023 eine geophysikalische Erkundung. Diese Messungen führten das Forschungsteam zu den nun ausgegrabenen Gebäuderesten.

Das kunstvolle Mosaik wurde durch das Pflügen des Feldes stark beschädigt.
Das kunstvolle Mosaik wurde durch das Pflügen des Feldes stark beschädigt. © Johannes Bergemann / Universität Göttingen

Bergemann zufolge machten die Messungen außerdem sichtbar, dass im Umkreis weitere, teilweise ähnliche Gebäude standen. „Dort lebte man zwischen dem 2. und etwa 6. Jahrhundert n. Chr. auf hohem Niveau: Es gab Säulen, die aus runden Ziegelsteinen gebaut, mit Stuck verkleidet und wohl bemalt waren – ähnlich wie in Pompeji.“ Die Forscher hätten Reste von Springbrunnen mit Becken aus Marmor sowie römische Luxuskeramik gefunden. Offenbar habe es sich um ein ganzes römisches Dorf mit einer Fläche von etwa 15 Hektar gehandelt.

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Heute beliebter Urlaubsort: Sizilien galt als „Kornkammer“ Roms

Die noch älteren griechischen Städte wurden in der Römerzeit durch große ländliche Ansiedlungen, Villen und Produktionsstätten ersetzt. Durch den Fernhandel in der globalisierten Welt des Römischen Reiches entstanden zahlreiche kleine Stapelplätze entlang der Südküste Siziliens. „Dieses neue Siedlungssystem, das mit dem Landesinneren durch Fernstraßen verbunden war, bestand nur wenige Jahrhunderte“, sagte Bergemann. „Das von uns entdeckte Haus bei Vizzini ist ein wichtiges Zeugnis dieser Epoche.“

Als „Kornkammer“ Roms spielte die Insel eine wichtige Rolle in der Versorgung des Römischen Reiches mit Getreide. Sizilien erlebte eine Phase des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs. Neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung war Sizilien auch ein Zentrum der Kunst und Philosophie. Zahlreiche berühmte Denker, wie Archimedes, lebten und wirkten auf der Insel.

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