Berlin. Einigen Meteorologen zufolge könnte am Wochenende ein „Jahrtausendhochwasser“ Teile Deutschlands überschwemmen. Wie wahrscheinlich ist das?

Zum Wochenende droht in Deutschland heftiger Regen, der zu einem „Jahrtausendhochwasser“ führen könnte. Das zumindest sagen die Modelle der Meteorologen von wetter.com voraus. Doch wie wahrscheinlich ist die Flutkatastrophe wirklich? Wir haben bei Experten nachgefragt.

Dem wetter.com-Meteorologen Alban Burster zufolge könnte ein heftiges Hochwasser im Südosten Deutschlands sowie in Österreich und Tschechien bevorstehen. Grund dafür sei ein sogenanntes „Vb-Tief“. Das sind Tiefdruckgebiete, die von Italien aus in Richtung Österreich und Tschechien ziehen und oft für extremes Wetter sorgen. Auch dieses Tief soll den Angaben zufolge starken Regen am Alpenrand und Erzgebirge sowie in den Nachbarländern bringen. Den Modellberechnungen zufolge seien Rekord-Niederschlagsmengen zwischen 200 und 400 Liter Regen pro Quadratmeter möglich.

Zuletzt kam es im Juni in Bayern, wie hier in Babenhausen, zu Überschwemmungen. Das „Jahrtausendhochwasser“ könnte noch deutlich schlimmer ausfallen.
Zuletzt kam es im Juni in Bayern, wie hier in Babenhausen, zu Überschwemmungen. Das „Jahrtausendhochwasser“ könnte noch deutlich schlimmer ausfallen. © DPA Images | Nikolas Schäfers

Hochwasser in Bayern: Diese Ausmaße könnte es annehmen

Dadurch könnten Flüsse wie die Donau übertreten. Die Folge: Weite Teile Südbayerns könnten überfluten. „Das würde ein Hochwasser auslösen, was wir so in Deutschland noch nie hatten“, sagte Burster auf wetter.com. „Hoffen wir, dass es nicht so kommt, wie bisher auf den Wetterkarten angezeigt“, so der Meteorologe. „Sonst wird man bald nicht mehr über das Ahrtal-, sondern über das ‚Südost-Jahrtausendhochwasser‘ sprechen.“

Zuletzt war es in Süddeutschland Anfang Juni zu Überschwemmungen gekommen. Ebenfalls nach einem Vb-Tief sorgte tagelanger Regen dafür, dass Tausende Menschen evakuiert werden mussten. Hierbei fielen pro Quadratmeter zwischen 100 und 200 Liter Regen, in schwer betroffenen Gebieten bis zu 300 Liter. Den jetzigen Modellen zufolge könne das aktuelle Tief dies weit überschreiten: „Das wäre circa die dreifache Menge wie Anfang Juni und auch in der Fläche deutlich mehr“, warnt wetter.com-Meteorologe Ronald Porschke. „Gemessen an bisherigen Hochwassern, würde das alles, wirklich alles in den Schatten stellen!“

„Jahrtausendhochwasser“: Das sagte der Deutsche Wetterdienst

Doch noch sind sich die Meteorologen uneins über die tatsächliche Wahrscheinlichkeit eines solchen Hochwassers. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte auf Anfrage dieser Redaktion: „Die Prognosen unserer Wettermodelle zeigen für das Wetter am Wochenende noch erhebliche Unterschiede.“ Insbesondere sei noch unsicher, wie weit sich die Tiefdruckentwicklung über Osteuropa bis nach Bayern durchsetze. Dementsprechend könnte sich das betroffene Gebiet noch verändern. „Auf Grund dessen sehen wir Äußerungen und Schlagzeilen wie ‚Jahrtausendhochwasser‘ äußerst kritisch und möchten beziehungsweise können diese an Hand unserer aktuellen Wetterdaten nicht bestätigen“

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Zwar bestehe ein erhöhtes Risiko für größere Regenmengen in der Südosthälfte Bayerns, so der DWD. „Konkrete Werte können nach aktuellem Stand aber noch nicht seriös vorhergesagt werden.“ Den jetzigen Modellen zufolge gäbe es eine zehn- bis 30-prozentige Wahrscheinlichkeit für Niederschläge mit mehr als 100 Litern pro Quadratmeter Regen über einen Zeitraum von 72 Stunden. Jedoch sei es den Experten zufolge erst ab Donnerstag möglich, konkrete Aussagen über die Niederschläge am Wochenende zu machen.