Berlin. Bei Bauarbeiten in Spanien wurde ein Langhals-Dinosaurier entdeckt. Warum Paläontologen von diesem Fund besonders überrascht sind.
Ein Team von Paläontologen um Pedro Mocho von der Universität Lissabon haben im spanischen Cuenca einen besonderen Fund gemacht. Bei Bauarbeiten an einer Eisenbahnstrecke wurden bereits 2007 fossile Überreste entdeckt, die Teil eines urzeitlichen Massengrabes aus der späten Kreidezeit sind. Insgesamt haben die Forscher bisher über 12.000 Fossilien aus dieser Millionen Jahre alten Schicht geborgen. Darunter: Ein bislang unentdeckter Langhals-Dinosaurier aus der Zeit vor 75 Millionen Jahren.
Der sogenannte „Qunkasaura pintiquiniestra“ war zu Lebzeiten wahrscheinlich knapp sechs Meter hoch und fünf Meter lang. Den Forschern gelang es, zahlreiche Wirbel sowie Teile des Beckengürtels und der Beine zu bergen, was dieses Skelett zu einem der vollständigsten Sauropodenskelette in Europa macht. Der Name „Qunkasaura pintiquiniestra“ bezieht sich auf „Qunka“, eine alte Schreibweise von Cuenca, und „Pintiquiniestra“, eine Figur aus dem spanischen Roman „Don Quijote“.
Neue Dinosaurier-Art in Spanien: Überraschender Fund wirft Fragen auf
Überraschend ist die Zuordnung des Dinosauriers zur Gruppe der Saltasauridae, die normalerweise nicht in Europa vorkommen. Die meisten spätkreidezeitlichen Sauropoden in Südwesteuropa gehörten nämlich zur Gruppe der Lirainosaurinae, wie auch der 2016 in Cuenca entdeckte „Lohuecotitan pandafilandi“.
Diese Entdeckung ist von besonderer Bedeutung, da es die erste bekannte Fundstätte ist, an der Vertreter beider Sauropoden-Gruppen, Saltasauridae und Lirainosaurinae, zusammen gefunden wurden. Die Paläontologen vermuten, dass die Saltasauridae wie Qunkasaura möglicherweise aus Asien eingewandert sind, während sich die Lirainosaurinae ausschließlich in Europa entwickelten. Wann und wie diese Migration stattfand, bleibt jedoch ein Rätsel.
Forscher erwarten weitere Dinosaurier-Arten
Laut Mocho gibt es in der Ausgrabungsstätte Lo Hueco noch weitere, unbestimmte Sauropoden-Skelette, die möglicherweise zu neuen Arten gehören und entscheidende Hinweise darauf geben könnten, wie sich diese Dinosaurier entwickelt haben.
Die Forscher vermuten zudem, dass in der Region um Cuenca einst drei bis vier verschiedene Sauropoden-Arten gleichzeitig lebten. Wie diese pflanzenfressenden Langhälse ihren Lebensraum aufteilten und welche ökologischen Nischen sie besetzten, ist jedoch noch unklar. Seniorautor Francisco Ortega vergleicht das Phänomen mit heutigen Savannen, in denen verschiedene Gazellenarten nebeneinander existieren und jeweils unterschiedliche ökologische Nischen nutzen.
- Polen: Archäologen lösen 400 Jahre altes Rätsel um „Vampirfrau“
- Unterwasser-Archäologie: Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike: Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool