Berlin. Funde in der Genovesa-Höhle deuten darauf hin, dass Menschen Mallorca bereits 1000 Jahre früher besiedelten als bisher angenommen.
Mallorca zieht jährlich rund 18 Millionen Touristen an, doch wer hat die Balearen als Erster betreten? Bisher ging man davon aus, dass der Mensch die Insel vor etwa 4600 bis 4200 Jahren erreichte. Neue archäologische Funde deuten jedoch darauf hin, dass die ersten Siedler bereits vor mindestens 5600 Jahren nach Mallorca kamen – rund 1000 Jahre früher als bisher angenommen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht.
Studie: Versunkene Brücke gibt Hinweise auf Mallorcas Geschichte
Die Entdeckung basiert auf der Datierung einer versunkenen Brücke in der Höhle Cueva de la Genovesa in der Nähe der Stadt Manacor, die auf mindestens 5600 v. Chr. datiert wird. Forscher der Universität der Balearen (UIB) stießen bereits 1999 bei einer topographischen Untersuchung der Höhle auf das steinzeitliche Bauwerk.
Demnach besteht die Brücke, die einst einen See überspannte, aus großen Kalksteinblöcken, die übereinander geschichtet wurden, um zwei höher gelegene Höhlenkammern miteinander zu verbinden. So konnte man trockenen Fußes von einer Seite zur anderen gelangen. Die Forscher der UIB stellten außerdem fest, dass der obere Teil der Brücke eine deutliche Verfärbung aufweist, die sie auf Kalzitablagerungen zurückführten, die sich während der Nutzung der Brücke auf dem Wasserspiegel gebildet hatten.
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Forscher staunen: Kalzit verrät das Alter der prähistorischen Brücke
Die Altersbestimmung der Brücke stützte sich vor allem auf diese Kalzitablagerungen, auch phreatische Wucherungen genannt, die genau auf Meereshöhe wachsen und als wichtige Indikatoren für historische Meeresspiegel dienen“, erklärt Victor Polyak, Hauptautor der Studie und Forscher an der Harvard University und der Universität der Balearen.
Die Forscher analysierten Proben der Kalzitablagerungen mit der U-Serien-Methode, einer radiometrischen Datierungstechnik zur Altersbestimmung von Kalziumkarbonatformationen, und kamen zu dem Schluss, dass die ersten Menschen vor 6000 bis 5600 Jahren auf Mallorca angekommen sein müssen. Die Verfärbungen an der Brücke könnten nicht jünger sein, da sich darunter bereits Stalaktiten gebildet hätten.
Auch Joan Fornós, Geowissenschaftler an der UIB und Mitautor der Studie, betont: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Brücke vor mehr als 6000 Jahren gebaut wurde, da das Gebiet damals nicht überschwemmt war und daher keine Brücke benötigt wurde.“ Die Brücke wurde wahrscheinlich vor etwa 5600 Jahren gebaut, kurz bevor der Meeresspiegel anstieg und das Bauwerk überflutete. Die Ablagerungen könnten während einer stabilen Phase des Meeresspiegels in dieser Zeit entstanden sein.
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„Es ist eindeutig, dass der Mensch mindestens tausend Jahre früher als bisher angenommen auf Mallorca war“, resümiert Joan Fornós. „Es gibt zudem Hinweise auf eine mögliche menschliche Präsenz auf der Insel, die bis zu 9000 Jahre zurückreichen könnte.“
Die Ergebnisse der Studie sind das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern der Universitäten von Südflorida und New Mexico, die die radiometrische Datierung durchführten, und Forschern der Harvard University, die die Modellierung des holozänen Meeresspiegels übernahmen.