Berlin. Zum dritten Mal fordert Raab Boxweltmeisterin Regina Halmich heraus. Hier verrät sie, warum ihr Gegner nicht zu unterschätzen ist.
Seit 17 Jahren ist Regina Halmich aus dem großen Rampenlicht verschwunden, aber am 14. September (um 19.45 Uhr bei RTL) kehrt die mehrfache Boxweltmeisterin spektakulär zurück. Denn in einem Showkampf im Düsseldorfer PSD Bank Dome tritt sie zum dritten Mal gegen Entertainer Stefan Raab an, den sie bereits zweimal besiegte. Im Interview erklärt die 47-Jährige, ob sie auch diesmal an einen Sieg glaubt, wie sie sich im Alltag auch ohne Fäuste durchsetzt und wie sie sich in den letzten Jahren selbst verändert hat.
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Ihr letzter Boxkampf gegen Stefan Raab liegt 17 Jahre zurück. Wie haben Sie reagiert, als die Anfrage für das neue Match kam?
Regina Halmich: Ich dachte erst, dass das nicht ernst gemeint ist. Aber das war es dann doch. Meine Managerin ist dann nach Köln gefahren und hat sich das in Ruhe angehört. Das alles ist so verrückt, dass ich es schon wieder gut fand. Und jetzt bin ich voller Vorfreude.
Halmich: Damit wird Stefan Raab alle überraschen
Sie freuen sich darauf, diesem Mann wieder das Gesicht blutig zu schlagen oder die Nase zu brechen wie in den bisherigen Kämpfen?
Halmich: So würde ich das nicht sagen. Stefan trainiert jeden Tag und ist in einer Topform. Seine Fitness wird uns alle überraschen. Deshalb habe ich mich auch ernsthaft vorbereitet.
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Warum hat er eigentlich die ersten beiden Kämpfe verloren?
Halmich: Da war ich Weltmeisterin und voll im Saft. Seinerzeit habe ich zweimal am Tag trainiert und war in meiner Gewichtsklasse ungeschlagen.
Sie beendeten Ihre Profikarriere auch 2007. Wie fit sind Sie heute?
Halmich: Mein Niveau ist noch sehr gut. Mein Trainer war selbst erstaunt. Ich musste zwar an vielen Kleinigkeiten arbeiten, aber das Boxen an sich habe ich noch nicht verlernt.
Könnten Sie es seelisch verkraften, wenn Stefan Raab diesmal gewinnt?
Halmich: Das könnte ich, aber ich möchte das nicht. Insofern mache ich mir keine Gedanken. Natürlich bin ich auf Sieg ausgerichtet. Das ist ganz wichtig beim Boxen. Ob ein Showkampf oder echt, man muss an sich glauben und darf keine Zweifel haben. Ansonsten wird man scheitern.
Mussten Sie Ihre Schlagkräftigkeit eigentlich schon mal im Alltag einsetzen?
Halmich: Gott sei Dank nicht. Bei mir reicht ein böser Blick. Da sieht man schon, wenn ich mich ärgere oder aufrege.
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Und diesen bösen Blick haben Sie oft gezeigt?
Halmich: Nicht mehr. Aber früher gab es endlose Diskussionen, ob Frauen überhaupt boxen dürfen. Diese harte Zeit hat mich geprägt. Ich musste immer zwei Kämpfe führen. Im Ring konnte ich Einfluss nehmen, aber meinen Kritikern war das oft nicht möglich – außer indem ich Leistung gezeigt habe. Heute bin ich relativ entspannt und lasse mich nicht so leicht aus der Fassung bringen.
Mit einer Sache tut sich Halmich besonders schwer
Können Sie einen Stefan Raab verstehen, der einfach nicht aufgeben will?
Halmich: Das ist mir nicht fremd. Ich bin auch so ein Gewinnertyp und tue mich mit Niederlagen unheimlich schwer. Stefan Raab ist ähnlich. Weil ich ihn als einzige Frau zweimal besiegt habe, will er sich dieser Herausforderung noch mal stellen. Er geht nie den leichten Weg, und das nötigt mir großen Respekt ab. Bei uns treffen da also zwei Verrückte aufeinander.
Welchen Herausforderungen stellen Sie sich denn normalerweise jetzt?
Halmich: Ich halte Vorträge bei Firmen, wo ich von meinem Weg erzähle, setze mich für gleiche Bezahlung ein. Ich kommentiere Boxkämpfe. Es hat sich ständig etwas Neues ergeben. Ich hatte nach meiner Sportkarriere nie einen Tag Langeweile und bin immer gut gebucht gewesen. Die Anfrage für den Kampf mit Stefan Raab hat allerdings alles auf den Kopf gestellt. Das Schlimme ist, ich habe wieder Feuer gefangen.
Das heißt, Sie wollen wieder anfangen zu boxen?
Halmich: Nein, unter keinen Umständen. Nach dem 14. September werde ich das reine Boxtraining wieder einstellen. Denn ich kann nicht einfach so trainieren. Bei mir steht der Wettkampfgedanke im Vordergrund. Wenn ich boxe, dann möchte ich das auf dem höchsten Niveau tun. Aber wenn man einmal Weltmeisterin war, dann kann man leider nicht anders.
Reichen die Vorträge und Moderationen, um Ihren Ehrgeiz zu befriedigen?
Halmich: Den habe ich nur beim Boxen. Ich komme ansonsten gut ohne Adrenalin klar. Ich bin auch fein damit, dass ich nicht mehr den Applaus von einem Massenpublikum habe. Da haben männliche Boxkollegen eher ein Problem damit.
Welcher Typ Mann ist eigentlich für Sie interessant?
Halmich: Es gibt keinen speziellen Typ. Aber ein Mann ist für mich dann sexy, wenn er angekommen ist und er weiß, was er im Leben will. Die Männer, die noch unschlüssig sind, brauche ich nicht mehr.
Halmich: Darum sollten mehr Frauen und Mädchen boxen
Können Sie Männer verstehen?
Halmich: Männer ja, aber Stefan bleibt für mich ein großes Geheimnis.
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Männerboxen ist schon seit den 90er-Jahren olympische Disziplin. Für Frauen gibt es sie erst seit 2012. Sollten mehr Mädchen Boxen lernen?
Halmich: Auf jeden Fall. Selbstverteidigung ist für Mädchen supergut. Sie gehen viel selbstbewusster durchs Leben. Mir hat der Boxsport so viel gebracht – Disziplin, Respekt, das Verständnis für Regeln und ein gutes Miteinander. Man kann sich auf mich 100 Prozent verlassen. Aber Mädchen sollten das auch nur dann machen, wenn sie den Wunsch dazu verspüren.
Sie haben keine Kinder. Ist das Elterndasein vielleicht noch härter als der Boxkampf?
Halmich: In der Tat, meine Lebensplanung hat keine Kinder vorgesehen, auch wenn ich Kinder liebe. Aber wenn ich Eltern in meinem Freundes- und Bekanntenkreis sehe, dann denke ich mir oft: Ich möchte nicht tauschen. Alle Erziehungsberechtigten haben meinen Respekt.