Berlin. Giovanni Zarrella gibt für Millionen Fans den Entertainer. Aber nicht immer konnte er so für andere da sein, wie er im Interview verrät.
- Giovanni Zarrella zieht Energie aus Begegnungen mit seinen Fans
- Dabei er hatte er selbst schon Zeiten, in denen es ihm schwerfiel, für andere da zu sein
- Im Interview verrät er, wie sich das auf seine Familie ausgewirkt hat
Als Sänger und Entertainer begeistert Giovanni Zarrella ein Millionenpublikum – etwa am 24. August mit der nach ihm benannten Fernsehshow (um 20.15 Uhr im ZDF). Auch privat versucht der 46-Jährige für seine Fans immer nahbar zu bleiben, ob in der Bäckerei oder beim Restaurantbesuch. Aber es gab eine Zeit, da war er von Selbstzweifeln zerrissen und haderte mit dem Leben.
Sie treten aktuell fast jeden Abend bei einem Konzert auf, jetzt kommt die neue Ausgabe der „Giovanni Zarrella Show“. Wie stark sind Ihre Batterien noch aufgeladen?
Giovanni Zarrella: Sehr stark. Es hört sich wie ein Klischee an, aber wenn man das macht, was man liebt, dann fällt es einem viel leichter, Anstrengungen und Stress auszuhalten. Wobei ich das nicht als Stress empfinde. Ich denke mir: „Vor fünf Jahren wären nur 300 Leute zu einem Konzert gekommen, und jetzt sind es 5000.“ Das macht mich sehr dankbar und demütig. Ich nutze aber auch meine Zeit sehr bewusst. Auf den Fahrten höre ich die Songs von den Bandproben. Dann komme ich nach Hause, verbringe Zeit mit meiner Frau und den Kindern, und als Nächstes geht es nach Dortmund zur Show.
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Ihr Körper spielt auch dabei mit?
Giovanni Zarrella: Noch sagt er nichts. Meine Devise ist: Immer gut reisen, gut essen und gut schlafen. Das heißt, wir versorgen uns nicht mit Fastfood, das geht aufs Gemüt. Und wir sehen zu, dass wir in einem schönen Hotel unterkommen, wo man gut und ausreichend schlafen kann.
Zarrella über seine Fans: „Sehe es als Berufung, Menschen Wärme zu geben“
Sie werden ja auch von vielen Fans umlagert. Wie gehen Sie damit um?
Zarrella: Meine vier Wände zuhause sind mein schützender Rückzugsort mit meiner Familie. Aber sobald ich vor die Haustür gehe, dann bin ich der Giovanni der Menschen, und ich bin es auch gerne. Das beginnt bei meinen Nachbarn und geht über den DHL-Boten bis zu den Mitarbeiterinnen der Bäckerei, wo ich einkaufe. Vor kurzem habe ich die alle in mein Konzert in Bochum eingeladen. Ich kenne viele Kollegen, die sagen: „Jetzt bin ich privat, und ich möchte keinen Kontakt.“ Das respektiere ich, aber bei mir ist das anders.
Wenn ich zum Beispiel im Restaurant sitze und gerade ein leckeres Stück Lasagne verspeise und jemand mich fragt: „Kann ich ein Foto mit Ihnen machen?“, dann sage ich niemals Nein. Denn ich weiß, dass diese Menschen sich denken: „Wenn ich ihn jetzt nicht frage, dann werde ich nie mehr die Chance dazu haben.“ Ich habe totale Akzeptanz und Verständnis dafür. Ich sehe es als meine Berufung, den Menschen Liebe und Wärme zu geben. Meine Frau sieht das ähnlich, denn sie steht auch in der Öffentlichkeit.
Und was ist, wenn Ihre Kinder betroffen sind?
Zarrella: Das ist die Ausnahme. Sie muss ich schützen. Ich möchte nicht, dass sie fotografiert werden.
Kostet es nicht Kraft, wenn die Menschen in der Öffentlichkeit ständig den Austausch mit Ihnen suchen?
Zarrella: Nein, denn das gibt auch mir Kraft. Ich bekomme ganz viel zurück. Weil die Menschen das Gefühl haben, dass ich ohne Schutzpanzer vor ihnen stehe, fühlen sie sich mit mir verbunden. Sie sind ehrlich und direkt und erzählen mir Dinge, die mich zutiefst berühren. Zum Beispiel, wenn mir eine Nachbarin einen Brief einwirft, wo sie schreibt, dass sie krank ist und eine schwere Zeit hat, aber dass ihr meine Sendung drei Stunden Hoffnung gegeben hat.
Nach der letzten Sendung hat mir die Pflegerin einer Frau aus dem Hospiz geschrieben: Diese Frau sei mein allergrößter Fan, ob ich nicht mal mit ihr telefonieren könne. Da ich eine etwas entspanntere Woche hatte, bin ich im Hospiz vorbeigekommen. Diese Frau hat sich so gefreut. Und das hat ihr so viel Kraft gegeben. Ich sagte ihr: „Du musst mir versprechen, dass wir uns in drei Monaten beim Konzert in Bochum sehen.“ Und vor wenigen Tagen war sie da.
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Passiert so etwas häufiger?
Zarrella: Immer wieder. Das habe ich schon in den Zeiten von Bro‘Sis erlebt. Wir haben damals ein krebskrankes Mädchen besucht, und der Arzt meinte zu ihrer Mutter, dieses Treffen hätte ihr einen solchen Schub gegeben, dass sie viel länger durchgehalten hat, als erwartet. Wir Künstler müssen bewusst mit dem umgehen, was wir hinaustragen. Unsere Verantwortung ist riesig, weil wir auch für die Gefühlslage der Menschen verantwortlich sind.
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Doch wer viel gibt, kann auch ausgenutzt werden. Passiert Ihnen das nicht?
Zarrella: Mein Team lässt solche Leute nicht an mich heran. Aber mich erschüttert die Vielzahl der Menschen, die die Gutmütigkeit der Leute in den sozialen Medien ausnutzen. Sie erstellen Fake Accounts von Künstlern, schreiben die Fans an und holen sich deren WhatsApp-Kontakte und stellen Geldforderungen.
Davon waren Sie auch schon betroffen?
Zarrella: Ja. Ich habe Fälle, wo mir Bekannte sagten: „Hast du mich über einen anderen Account als sonst angeschrieben?“ – „Nein, habe ich nicht.“ Das ist eben eine Schattenseite der sozialen Netzwerke.
Suchen Sie sich für Ihre Sendung bewusst Kollegen aus, die das gleiche Ethos wie Sie verkörpern?
Zarrella: So gehen wir nicht vor. Die Auswahl wird von der Redaktion getroffen. Und man möchte eine breite Schicht an Zuschauern erreichen, damit sich möglichst viele Leute unterhalten fühlen. Deshalb haben wir ein sehr großes Künstlerraster, das zum Beispiel in der aktuellen Sendung von Shirin David über Alphaville bis zu Andrea Berg reicht.
Aber waren Sie immer so positiv eingestellt?
Zarrella: Die Zeit zwischen 2005 und 2008 war sehr schwierig, denn das war eine Phase des Übergangs. 2006 ging es mit Bro‘Sis zu Ende, und das war für mich das Ende eines Traums. Ich dachte, wir werden für immer zusammenbleiben so wie die Rolling Stones und das ist mein Leben. Ich musste dann akzeptieren, dass das nicht so ist. Mit meiner jugendlichen Leichtigkeit war es vorbei. Ich war in einer Spirale gefangen, in der ich das Gefühl hatte: Die ganze Welt ist gegen mich.
Gleichzeitig wollte ich für meine Frau ein zuverlässiger Partner sein. Ich wollte ihr ein sicheres Zuhause geben, sodass sie sagen konnte: Ich möchte Kinder haben und mal fünf Jahre nichts tun. Aber dazu war ich nicht imstande, weil ich mit mir selbst zu kämpfen hatte. Das hat mich innerlich kaputt gemacht.
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Was hat Ihnen dann wieder aus dieser Spirale heraus geholfen?
Zarrella: Ich habe damals viel nach außen projiziert: Was können die Leute für mich tun, damit die Dinge für mich funktionieren? Aber dann habe ich begriffen: Ich muss ins Innere schauen und bei mir selbst anfangen. Die Frage ist: Was kann ich tun, damit ich ein besserer Mensch bin und auch meinen Job besser machen kann? Man darf nicht sein Glück bei anderen suchen.
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