Berlin. Forscher finden östlich der Kanarischen Insel Lanzarote untergegangene Inseln und Vulkane. Könnten sie das Vorbild für Atlantis sein?
Hat die Zivilisation von Atlantis wirklich existiert? Und wenn ja, wo? Eines der ältesten Streitthemen unter Archäologen und Historikern ist, wie viel Wahrheit in der antiken Geschichte des griechischen Philosophen Platon steckt. In einem seiner berühmten Dialoge beschreiben Charaktere die untergegangene Insel Atlantis, die westlich der Straße von Gibraltar liegt. Vulkan-Forscher haben nun einen möglichen Schauplatz der Legende ausgemacht: vor den Kanarischen Inseln.
Die Wissenschaftler fanden östlich vor den Kanaren einen riesigen Unterwasserberg, der vor Millionen Jahren in das Meer stürzte. Er besteht aus kleineren untergegangenen Inseln, die die Inspiration für Atlantis gewesen sein könnten. „Das könnte der Ursprung der Atlantis-Legende sein“, sagte Luis Somoza, Geologe und Projektkoordinator, gegenüber „Live Science“.
„Sie waren in der Vergangenheit Inseln und sind gesunken, sie sinken immer noch, wie die Legende von Atlantis erzählt“, zitiert ein Statement Somoza. Der Berg mit den Inseln liegt östlich Lanzarote, der östlichsten Insel der zu Spanien gehörenden Kanaren.
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Atlantis: Inseln vor den Kanaren wurden vom Gewicht ihrer Lava ins Meer gestürzt
Wie „Live Science“ berichtet, hat der Unterwasserberg einen Durchmesser von ungefähr 50 Kilometer und beginnt in 2,3 Kilometer Tiefe. In Anspielung auf Atlantis nannten die Forscher den Berg „Los Atlantes“. Das gleichnamige Atlantis-Projekt des Spanischen Instituts für Geologie und Bergbau (IGME-CSIC) sucht den Meeresboden um die Kanarischen Inseln nach Unterwasservulkanen und anderen hydrothermalen Aktivitäten ab.
Vor 56 bis 34 Millionen Jahren, dem Eozän, wäre Los Atlantes eine Reihe von Inseln gewesen, deren Vulkane fast ständig aktiv waren. Als die Ausbrüche stoppten, verfestigte sich die Lava und wurde dichter, wodurch die Inseln im Meer versanken. Einige der Merkmale dieser Inseln sind jedoch erstaunlich gut erhalten.
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Inseln tauchten während der Eiszeit wieder auf
„Wir haben Strände, Klippen und Sanddünen auf dem flachen Gipfel des Seebergs identifiziert“, sagte Somoza gegenüber „Live Science“. Einige der Strände liegen nur 60 Meter unter der Wasseroberfläche. Während der letzten Eiszeit, als sich die Ozeane dramatisch absenkten, könnten die Inseln wieder zu sehen gewesen sein. Die Inseln könnten Lebensraum für Wildtiere gewesen sein, wird Somoza zitiert. Als der Meeresspiegel am Ende der Eiszeit wieder anstieg, versanken die Inseln wieder im Atlantik.
Mit einem ferngesteuerten Tauchboot drang das Forschungsteam vor den Kanaren in Tiefen von bis zu 2500 Meter vor. Die Forscher wollen nach eigener Aussage die vulkanische Risiken um die Urlaubsinseln herum besser einschätzen können. Zuletzt brach 2021 der zentrale Vulkan von La Palma aus.
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Atlantis wurde bereits in Amerika vermutet
Die Legende von Atlantis wird in zwei Schriften von Platon erwähnt: „Timaeus“ und „Critiason“. Im 360 v. Chr. geschriebenen fiktiven Dialog „Timaeus“ beschreiben ägyptische Priester die Insel Atlantis, die größer sein soll als Libyen und Kleinasien zusammen. Demnach hätten 9000 Jahre zuvor die mächtigen Prinzen von Atlantis viele Inseln des Mittelmeers unterworfen. Schließlich stürzten Erdbeben die dekadenten Bewohner von Atlantis zusammen mit ihrer Insel in das Meer.
Heute ist der überwiegende Teil der Fachwelt überzeugt davon, dass es sich bei Atlantis um eine Legende handelt. Trotzdem glaubten viele Menschen im Mittelalter und auch noch nach der Renaissance an den untergegangenen Inselstaat. Amerika, Skandinavien und auch die Kanarischen Inseln wurden bereits als mögliches Atlantis diskutiert.
Als wahrscheinlichste Inspiration für den Mythos nennen Historiker jedoch den Vulkanausbruch auf der griechischen Insel Thera 1500 v. Chr. Zur gleichen Zeit zerstörte auch eine Reihe von Erdbeben die Zivilisation auf Kreta. Eine Kombination aus beiden Katastrophen könnte die Legende um Atlantis befeuert haben.
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