Berlin. Julian Looman verbringt für seine Serie „The Mallorca Files“ viel Zeit auf der Urlaubsinsel. Den Ärger der Einheimischen kann er nachfühlen.
Von „SOKO Kitzbühel“ bis „Der Bergdoktor“ – Julian Looman kennt die Welt der deutschsprachigen Serien. Aber im Gegensatz zu vielen Kollegen ist der 39-jährige Österreicher auch in großen internationalen Projekten präsent – insbesondere als Hauptdarsteller der Krimiserie „The Mallorca Files“ (dritte Staffel ab 8. August auf Amazon Prime). Im Interview erklärt der Schauspieler, was ihn mit der Weltsicht seiner Figur verbindet, warum er sich schon auch mal über die Polizei lustig macht und warum er bei Niederlagen deutscher Fußballmannschaften jubelt – aber nicht immer.
Sie verbringen für die Drehs zu den „Mallorca Files“ jeweils mehrere Monate auf der Insel. Was würde Ihnen fehlen, wenn es eines Tages mit der Serie zu Ende gehen sollte?
Julian Looman: Ich liebe die Atmosphäre des Laissez-faire. Natürlich auch diese wahnsinnige Natur mit ihren Gebirgszügen, den kleinen Dörfern und dem Meer. Und das Licht ist irrsinnig schön. Jedes Mal, wenn ich lande: Ich bin im Paradies.
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Was spricht gegen ein dauerhaftes Umsiedeln?
Looman: Es wäre schon eine Option, aber an unserem Wohnort Wien sind die Kinder super in den Alltag integriert. Und ich liebe auch Wien. Ich schaue, dass ich beides verbinden kann – vielleicht über einen Zweitwohnsitz.
„Mallorca Files“-Star Julian Looman: „Für mich ist das Glas immer halb voll“
Die Mallorquiner sind ja von der Flut der Touristen nicht begeistert. Können Sie das nachvollziehen?
Looman: Total. Wir haben die ersten zwei Staffeln in der Vorsaison gedreht. Da kommt man überall gut durch. Es ist kein Problem, einen Platz in meinem Lieblingslokal zu kriegen. Die dritte Staffel dagegen mussten wir in den Sommer schieben – und auf einmal war überall Stau, an den Wochenenden ist kein Platz mehr in den Restaurants frei.
Das wahre Problem sind die Touristen, die mit dem Kreuzfahrtschiff kommen. An guten Tagen stehen 10 bis 20 davon im Hafen, dann werden die Menschenmassen in die Stadt gekarrt. Sie bleiben drei, vier Stunden in der Stadt, verschmutzen alles und fahren wieder. Hinzu kommen die vielen Luxusimmobilien, die gebaut werden. Der normale Mallorquiner kann sich das alles nicht mehr leisten.
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Abgesehen von Mallorca: Spüren Sie laut Interviews auch eine besondere Verbundenheit zu Ihrer Figur des Max Winter.
Looman: Ich habe einen offenen Zugang zu diesem Charakter, weil er viele Facetten von mir hat. Da hatte ich sofort einen guten Draht dazu. Andere Figuren sind da weiter von mir entfernt.
Welche Charaktereigenschaften verbinden Sie mit ihm?
Looman: Ich habe wie er eine sehr positive Einstellung zum Leben. Für mich und für ihn ist das Glas immer halb voll. Und Humor ist der Schlüssel zu allem.
Schauspieler Julian Looman: „Humor war immer mein Zufluchtsort“
Wann haben Sie zum letzten Mal auf Humor gesetzt?
Looman: Ich versuche, immer alles humorvoll zu sehen. Gerade habe ich im Garten einen Pool gebaut, weil ich mir Mallorca nach Wien hole. Und beim Fliesenlegen ist alles schiefgegangen. Dann muss man sehr viel Blödsinn machen – und alles ist in Ordnung, auch wenn etwas nicht waagrecht sitzt oder irgendwo ein Eckchen weggebrochen ist.
Sie waren schon immer so gepolt?
Looman: Ja, Humor war immer mein Zufluchtsort. Menschen, die lachen, sind komplett entwaffnet. Das funktioniert sogar bei der Polizeikontrolle.
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Wie funktioniert das?
Looman: Ich sage immer sofort zu den Beamten: „Hat euch die Mama heute gleich angezogen?“ Die müssen auch ein bisschen lachen. Und wenn man Glück hat, kommt man mit einem blauen Auge davon. Wenn nicht, dann zahle ich die Strafe – und die Polizisten tun mir leid.
Das mag vielleicht in Österreich funktionieren – aber in Deutschland?
Looman: Ich bin noch nicht mit der deutschen Polizei in Berührung gekommen. Aber sie macht einen sehr freundlichen Eindruck.
Looman über EM-Pleite: „Hauptsache, Deutschland gewinnt nicht“
Sie sind halb Österreicher, halb Holländer. Wie zeigen sich diese verschiedenen Charakterzüge?
Looman: Der Holländer ist immer sehr freundlich und hat Lust auf Small Talk. Der Österreicher dagegen kann manchmal sehr griesgrämig sein. Das kombiniert sich bei mir ganz schön. Wenn mir der grantige Wiener begegnet, wird der Holländer in mir zum Leben erweckt – und ich versuche, dem mit Freundlichkeit zu begegnen. In Holland dagegen ist es umgekehrt. Wenn ich zum Beispiel die Zutaten für Spaghetti Bolognese im Supermarkt aufs Förderband lege, dann kann es passieren, dass mir jemand sein Rezept dafür aufdrängen will. Und das finde ich dann auch nervig.
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Was verbindet beide Nationen?
Looman: Der Fußball. Hauptsache, Deutschland gewinnt nicht. Dieser Gedanke vereint uns.
Haben Sie die Champagnerkorken knallen lassen, als Deutschland bei der Europameisterschaft ausgeschieden ist?
Looman: Nein, weil ich viele Sympathien für das deutsche Team habe. Und ich finde, dass die das gegen die Spanier, die auch die Besten waren, sehr gut gemacht haben. Ich habe viel Schadenfreude gespürt, als die Bayern in der Champions League in letzter Minute ausgeschieden sind, zumal ich eher für Dortmund bin.
Aber eigentlich ist mir Deutschland sehr ans Herz gewachsen. Ich habe 2014 in Nordrhein-Westfalen Theater gespielt, und da habe ich mit dem ganzen Team das WM-Finale erlebt. Das werde ich nie vergessen. Und 2006 war ich in Stuttgart, wo Deutschland beim Sommermärchen das kleine Finale gewonnen hat. Natürlich gibt es aber noch die ewige Schadenfreude über den Sieg der Österreicher in Cordoba 1978. Aber das führt jetzt weit von den „Mallorca Files“ weg.
Diese Einstellung hat Julian Looman zu seiner jüngsten Rolle verholfen
Wie hat es sich eigentlich ergeben, dass Sie eine Rolle bekommen haben, die so für Sie maßgeschneidert ist?
Looman: Ich glaube, dass das 95 Prozent Glück ist. In diesem Fall hätte ich das Online-Casting fast nicht gemacht. Ich hatte eigentlich keine Zeit, die ganzen Szenen innerhalb eines Tages einzusprechen, aber meine Frau meinte: „Mach halt, ist ja egal.“ Jetzt bin ich irrsinnig dankbar, dass ich diese Rolle spielen darf.
Ist es nicht auch enervierend, dass man in diesem Job so sehr vom Glück abhängig ist?
Looman: Ja, aber das ist unser Risiko. Gleichzeitig ist es der schönste Job der Welt. Es gibt den Spruch „Glück ist, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.“ Du musst dranbleiben und darfst nicht aufgeben. Irgendwann ist dir das Glück hold. Ich wollte zum Beispiel unbedingt international arbeiten. Also habe ich sämtliche Casting-Direktoren weltweit angeschrieben, um mich vorzustellen. Ich war immer sehr proaktiv und wollte meine Hausarbeit machen. Wenn es nicht klappt, dann hat es eben nicht sollen sein.
Ihre Frau, die Musicaldarstellerin ist, sieht das ähnlich?
Looman: Ja, auch wenn sie ein wenig nüchterner als ich ist. Ihre Devise lautet „Ohne Fleiß kein Preis“. Und das kann ich auch unterschreiben.