Berlin. Milliarden Menschen sollen der Krankheit zum Opfer gefallen sein. Wissenschaftler verfolgen ihren Weg durch die Jahrtausende bis heute.
Seit Jahrtausenden plagt die Menschheit in den warmen Gebieten der Erde eine Krankheit: Malaria. Egal ob die Alten Ägypter, die antiken Römer oder die europäischen Kolonisatoren in Afrika, sie alle wurden Opfer des berüchtigten Malaria-Fiebers. Eine Schätzung im Fachjournal „Nature“ kam auf bis zu 50 bis 60 Milliarden Malaria-Tote in der Geschichte. Allein im 20. Jahrhundert starben 150 bis 300 Millionen Menschen an der Infektionskrankheit.
Grund genug, dass sich ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Leipziger Max-Planck-Instituts mit der Herkunft und Evolutionsgeschichte des globalen Killers beschäftigt hat. Die Forscher konnten dem Krankheitserreger einen einmaligen Einfluss auf die Weltgeschichte nachweisen.
Malaria wird durch mehrere einzellige Parasiten verursacht, die sich durch den Stich infizierter Mücken auf den Menschen übertragen. Auch heute lebt noch die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten, in denen ein Risiko an Malaria zu erkranken besteht, heißt es einem Statement des Max-Planck-Instituts. Die WHO schätzt, dass es jedes Jahr zu 250 Millionen Infektionen kommt, von denen 600.000 tödlich enden.
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Malaria hat die menschliche Evolutionsgeschichte geprägt
„Obwohl es heutzutage größtenteils eine tropische Krankheit ist, umspannte der Krankheitserreger noch vor einem Jahrhundert die halbe Welt, inklusive des Nordens der USA, Kanadas, Skandinaviens und Sibiriens“, sagt Hauptautorin Megan Michel in dem Statement. Dabei habe sich Malaria über die Jahrtausende in unser Genom eingeschrieben. „Genetische Varianten, die verantwortlich sind für verheerende Blutstörungen wie die Sichelzellanämie, könnten in menschlichen Populationen überlebt haben, weil sie eine Teil-Resistenz gegen Malaria-Infektionen verleihen“, so Michel.
Die Herkunft von zwei der tödlichsten Arten der Malaria-Parasiten, Plasmodium falciparum und Plasmodium vivax, blieb dabei lange im Dunkeln. Weil Malaria-Infektionen keine Spuren in menschlichen Skeletten hinterlassen und historische Texte unzuverlässig seien, eröffneten sich den Forschern erst mit modernen DNA-Analysen neue Möglichkeiten. So fanden die Forscher in menschlichen Zähnen die DNA-Spuren der Krankheitserreger.
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Malaria-Strang traf mit den europäischen Eroberern in Amerika ein
Mit ihrer Forschung konnten die Wissenschaftler den Weg der Parasiten nachverfolgen. Dabei machten sie vor allem Handel, Krieg und Kolonialismus als Treiber von Malaria aus.
So bewiesen sie beispielsweise anhand eines Toten aus Peru, dass der Malaria-Strang P. vivax in Amerika erst mit den europäischen Eroberern verbreitet wurde und nicht schon vorher über die Bering-Straße auf die Kontinente gelangt war. „Durch die Effekte von Krieg, Versklavung und Bevölkerungsvertreibung verstärkt, verwüsteten Infektionskrankheiten wie Malaria die indigenen Völker Amerikas während der Kolonialzeit“, erklärt die Co-Autorin Evelyn Guevera die Ergebnisse. Demnach stiegen die Sterblichkeitsraten in einigen Gebieten auf bis zu 90 Prozent.
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Europa: Malaria verbreitete sich durch Truppenbewegungen
Doch auch in Europa waren Kriege einer der Hauptgründe für die Verbreitung von Malaria. So konnten die Forscher anhand von Skeletten eines Militärfriedhofs in Belgien nachvollziehen, wie die Parasiten sich durch Söldner aus Norditalien, Spanien und anderen Mittelmeerregionen ausbreitete. Die Soldaten kämpften wahrscheinlich während des Achtzigjährigen Krieges im 16. und 17. Jahrhundert für die Habsburger Armee.
„Wir stellen fest, dass die groß angelegten Truppenbewegungen dieser Zeit eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung der Malaria spielten“, erklärt Alexander Herbig vom Max-Planck-Institut. Ähnliche Effekte gebe es auch noch heute: „In unserer globalen Welt tragen infizierte Reisende Plasmodium-Parasiten (Malaria) in Regionen zurück, in denen Malaria eigentlich ausgerottet ist“, sagt Herbig. Obwohl die Situation von Malaria-Infektionen heute in Europa radikal anders als noch vor 500 Jahren sei, gebe es Parallelen. So prägen die Arten menschlicher Mobilität das Malaria-Risiko auch in unserer Zeit.