Berlin. Bill Mockridge erzählt, wie er die Vorwürfe gegen seinen Sohn Luke erlebt hat. Auch Mutter Margie Kinsky meldet sich zu Wort.
Für Bill Mockridge geht es in die letzte Runde. Aber nur mit den „Rentnercops“, deren letzte Staffel am 27. März (um 18.50 Uhr in der ARD) begann. Denn der 76-Jährige, der mit der „Lindenstraße“ deutschlandweit bekannt wurde, hat noch viele berufliche Pläne. Sein Tatendrang und Optimismus wurden in den letzten Jahren durch die Sorgen um seinen Sohn Luke eingetrübt, zu denen er sich auch im Interview äußert. Wie aufwühlend dieses Thema für ihn noch immer ist, zeigt sich auch daran, dass sich zwischenzeitlich seine Frau und Kollegin Margie Kinsky ins Gespräch einschaltet.
Die „Rentnercops“ werden nun vom Sender doch in Rente geschickt. Sie persönlich haben das hoffentlich nicht vor ...
Bill Mockridge: Auf keinen Fall. Ich brauche die Aktivität und den Beruf. Ich kann mir kein Leben ohne die Schauspielerei vorstellen, die ich seit meinem siebten Lebensjahr mache. Zum Glück habe ich mit meinem „Rentnercops“-Partner Hartmut Volle das Stück „Kardinalfehler“ angeboten bekommen, das wir die nächsten drei Jahre spielen werden. Und zwischendurch hoffe ich, viel zu drehen.
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Hatten Sie sich das Aus für die Serie gewünscht?
Mockridge: Hartmut und ich waren voll motiviert weiterzumachen. Es gibt noch so viele Themen zu erzählen. Aber die ARD fand, dass das Format nach zehn Jahren in Rente gehen sollte. Und so haben wir einen würdigen Abgang gedreht.
Bill Mockridge: Diese Methode hält ihn jung
Dass Sie vor Energie und Motivation sprühen, haben Sie wohl auch Ihrer eigenen Einstellung zu verdanken. Schon vor mehreren Jahren veröffentlichten Sie das Buch „Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig“. Was ist Ihr Rezept?
Mockridge: Es gibt viele Faktoren. Ich habe eine wunderbare Frau, die ich vor 40 Jahren kennengelernt habe. Sie hat einen besseren Menschen aus mir gemacht. Bis dahin war ich ein selbstverliebter Schauspieler ohne Familie.
Zusammen haben wir unser Springmaus-Theater aufgebaut und sechs Jungs bekommen, die alle sehr gut und witzig drauf sind. Ich lache gerne. Und wenn etwas negativ ist, versuche ich, es positiv zu sehen. Außerdem verfolge ich meine fünf „Ls“, von denen ich in dem Buch erzähle: „Laufen“, „Laben“, „Lieben“, „Lachen“ und „Lernen“.
Wie sehen diese „Ls“ bei Ihnen konkret aus?
Mockridge: Ich tue jeden Tag eine halbe Stunde etwas für meinen Körper, sodass ich ins Schwitzen komme. „Laben“ heißt gut essen – nicht zu viel, aber mit Genuss. „Lieben“ bedeutet: Ich habe eine Frau, der ich jeden Tag sage, was ich für sie empfinde. Und es tut mir gut, ihr das zu sagen.
Was das „Lachen“ angeht, bin ich seit 40 Jahren mit Comedy beschäftigt, auch meine Frau bringt mich jeden Tag zum Lachen. Und ich lerne jeden Tag, indem ich aufmerksam die Zeitung lese und Sachen google, um wahnsinnig komplizierte Zusammenhänge zu verstehen.
„Ich will mit 100 schön, stark und sexy sein“
Das heißt, Sie werden noch locker die 100 erreichen?
Mockridge: Ich will mit 100 schön, stark und sexy sein und meine 100 Kerzen ausblasen. Dann will ich drei Jahre später gesund und glücklich sterben.
Schon mit 103?
Mockridge: Es kann auch gerne länger gehen. Jeder von uns will alt werden, aber will nicht alt sein.
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Praktiziert Ihre Frau Margie Kinsky, die 65 ist, auch die fünf „Ls“?
Mockridge: Beim Essen ist sie schneller. Sie ist nicht ganz so sportlich wie ich. Aber sie ist so eine lebendige, temperamentvolle Person, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie im Alter nur ruhig dasitzt.
Vorwürfe gegen Sohn Mockridge: „Wir haben Jobs und Kunden verloren“
Hält es einen auch jung, wenn man sechs Söhne hat? Oder ist das eher aufreibend?
Mockridge: Es war ohne Frage anstrengend, aber wir hatten auch wahnsinnig viel Spaß, zumal wir die Kinder unbedingt haben wollten. Ich sage immer wieder: Es gibt für alles eine Zeit im Leben. Jetzt hätte ich keine Nerven mehr dafür, in einem Haus mit sechs kleinen Jungs zu leben. Margie und ich sind gerne alleine ohne Kinder und haben Zeit für uns, aber wir lieben es, die Enkelkinder zu besuchen.
Mit Ihrem Sohn Luke waren in den letzten Jahren viele Sorgen verbunden. Er wurde von seiner Ex-Freundin, der Podcasterin Ines Anioli, sexueller Übergriffe bezichtigt. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein. Doch weitere sehr kritische Recherchen folgten.
Margie Kinsky: Es wurde ihm wirklich übel mitgespielt. Ich habe Luke gesagt: „Lass die Finger von der Frau. Kannst du der wirklich über den Weg trauen?“ Als Eltern kennst du deine Kinder am besten. Wir wissen, wie wir ihn erzogen haben. Für uns alle, auch seine Geschwister und die Oma, war klar, dass wir zusammenhalten und wie eine Wand gegen alle stehen. Aber es war schrecklich. Er musste ja auch in die Klinik. Und uns hat das auch finanziell einiges gekostet, denn wir haben Jobs und Kunden verloren. Man hat mir beispielsweise einmal gesagt: „Als Mutter von ihm kannst du keine Mutter spielen.“
Mockridge: Was am meisten wehtut, sind die Kolleginnen und Kollegen, die das hartnäckig weiter glauben. Alle wissen jetzt die Wahrheit, es ist doch alles aufgeklärt. Wenn die Polizei und die Staatsanwaltschaft feststellen, dass das nicht stimmt, kann man dann nicht dem Rechtsstaat vertrauen? Ich frage mich, warum einige Kollegen an falschen Behauptungen festhalten. Ist das Neid?
2019 erstattete Ines Anioli (37) Anzeige gegen ihren Ex-Freund Luke Mockridge (35). Sie bezichtigte ihn unter anderem der versuchten Vergewaltigung. Mockridge bestritt die Vorwürfe stets. Ende 2020 stellte die Staatsanwaltschaft Köln das Ermittlungsverfahren mangels hinreichenden Tatverdachts ein. Der „Spiegel“ berichtete 2021 über den Fall. Mehrere Frauen hatten mit dem Magazin gesprochen und gaben ebenfalls an, Mockridge als übergriffig, „aggressiv“ und „rücksichtslos“ erlebt zu haben. Luke Mockridge wies diese Vorwürfe zurück und klagte gegen die Berichterstattung. Einige Passagen wurden dem „Spiegel“ seither gerichtlich untersagt. Das Magazin legte Widerspruch ein und will gegen die Entscheidung gegebenenfalls bis zum Bundesverfassungsgericht vorgehen. Der Großteil des „Spiegel“ -Artikels darf nach wie vor veröffentlicht bleiben (Anm. d. Red.)
Deswegen gab Bill Mockridge die Theaterleitung ab
Nehmen Ihnen diese Anfeindungen, die sich auch gegen Sie als Vater richten, die Lust am Arbeiten?
Mockridge: Nein, es ist nur schwer, wenn du das Kind leiden siehst. Er leidet immer noch, aber es wird immer besser. Es wird vielleicht noch eine Zeit dauern, und dann wird man hoffentlich sagen: Es war eine schwarze Zeit, aber Luke ist wieder voll da.
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Wie nehmen Sie war, dass Aussagen und Verhalten von Männern heute anders beurteilt werden als früher?
Mockridge: Neulich hat jemand bei einer Talkshow gesagt: „Ich lasse mir den Mund nicht verbieten und rede, wie mir die Schnauze gewachsen ist.“ Doch das geht nicht. Ich finde die neue Sensibilität wichtig. Aber es hieß immer: Comedy muss alles können. Das ist nicht mehr der Fall.
Wenn ich ein falsches Wort benutze, bin ich ein unsensibler alter, weißer Mann. Das gibt mir schon zu denken, dass man so aufpassen muss, was man sagt. Deshalb habe ich auch die Leitung unseres Springmaus-Theaters an unseren ältesten Sohn Nicholas übergeben. Denn der kann mit jungen Comedians viel besser reden als ich.
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