Berlin. Als „Rosenheim Cop“ erlebte Igor Jeftić anfangs einen Kulturschock. Woran das lag und was es mit den Ausstiegsgerüchten auf sich hat.

Seit 2009 gehört Igor Jeftić als Kommissar Sven Hansen zum Ensemble der „Rosenheim Cops“ (ZDF). Unlängst war zu lesen, dass der 51-Jährige sich mit Ausstiegsgedanken trägt. Im Interview erklärt der Schauspieler, was an dieser Meldung dran ist, weshalb ein Leben im ländlichen Idyll der „Cops“ nicht für ihn infrage käme und wie er seine Lust am Abenteuer stillt.

Es gibt das Gerücht, dass Sie nach 14 Jahren bei den „Rosenheim Cops“ aussteigen wollen. Ist da was dran?

Igor Jeftić: Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich denke nicht ans Aussteigen und mache auch nächstes Jahr weiter. Das Ganze wird einfach jedes Jahr neu entschieden – von mir und der Produktion. Und bislang haben alle gesagt: „Ja, machen wir weiter.‘

Was wäre, wenn die Produktion Ihr Ende beschließen sollte?

Jeftić: Wenn die Produktion mich nicht dabei haben will, würde ich nicht darum kämpfen. Denn das würde bedeuten, dass sie sich das schon in den Kopf gesetzt hat. Ich würde es einfach sein lassen. Ich habe nichts zu verlieren. Das Leben geht weiter.

Fototermin
„Rosenheim Cops“ Dieter Fischer und Igor Jeftić (r.) klären als Kommissare Anton Stadler und Sven Hansen im bayerischen Rosenheim Mordfälle auf. © picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Gibt es nach so vielen Jahren überhaupt noch genügend Abwechslung, damit das Ganze interessant bleibt?

Jeftić: Auf jeden Fall, denn es kommen immer neue Episodenrollen dazu, sodass man ständig mit neuen Kollegen spielt. Und mit den festen Kollegen entspinnt man neue Ideen. Die Figur entwickelt sich auch immer ein Stückchen weiter.

Angeblich sind die Drehs stressiger geworden, weil der Zeitdruck größer ist?

Jeftić: Das stimmt. Die Taktung ist heftiger, der Drehtag praller gefüllt, so dass nichts dazwischen kommen darf. Aber das ist in der ganzen Branche so.

Das heißt, Sie erdulden das klaglos?

Jeftić: Wenn man keine Macht hat, das zu verändern, bringt alles Jammern nichts. Die Produktionsfirmen können da auch nichts dran ändern, denn das ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung.

„Rosenheim Cops“: Für Igro Jeftić war der Anfang ein „Kulturschock“

Ist es dann ein Ausgleich, wenn man in idyllischen Gegenden dreht?

Jeftić: Wenn man morgens früh aufbricht und übers Land fährt, und die Sonne geht auf, ist das schon ein Geschenk.

Möchten Sie das Landleben als Dauerzustand haben?

Jeftić: Ich dachte, wenn ich älter werde, würde ich das wollen. Aber mir sind diese Gegenden doch zu abgeschieden und teilweise zu spießig. Jeder weiß über den anderen Beschied. Wenn man nicht im Trachtenverein ist, wird man schief angeguckt. Und ich brauche auch die Infrastruktur einer Stadt wie München.

Wie war es am Anfang, als Sie sich an das Umfeld der „Rosenheim Cops“ gewöhnen mussten?

Jeftić: Ich hatte vorher zwölf Jahre in Berlin gelebt, und das war dann schon ein bisschen ein Kulturschock. Da musste ich mich schon umstellen.

Trauerfeier für verstorbenen Schauspieler Hannesschläger
Igor Jeftić ist in Serbien geboren und in Deutschland aufgewachsen. © picture alliance/dpa | Ursula Düren

Ihr familiärer Background ist indes nicht Berlin, sondern Serbien. Ihre Eltern kamen nach Deutschland, als Sie zwei waren. Inwieweit prägt Sie diese Herkunft noch?

Jeftić: Es ist ein bisschen merkwürdig. Einerseits bin ich hier aufgewachsen und habe einen deutschen Pass, aber andererseits kann ich nicht von einer gemeinsamen Geschichte reden.  Genetisch bin ich zu 100 Prozent serbisch, aber vom Verhalten und Denken und Gerechtigkeitssinn her bin ich sehr deutsch geprägt. Wenn ich wiederum irgendwo serbisch höre, schlägt mein Herz schneller.

Igor Jeftić über jugoslawischen Bürgerkrieg: „Ich verstand erst gar nicht, was da los war“

Wie haben Sie den jugoslawischen Bürgerkrieg in den 1990ern erlebt?

Jeftić: Ich war völlig platt, dass so etwas passieren konnte. Seinerzeit drehte ich eine Serie und war voll beschäftigt, deshalb verstand ich erst gar nicht, was da los war. Ich war mit meinen Verwandten in telefonischem Kontakt, aber ich konnte nicht hinreisen, weil ich noch einen serbischen Pass hatte und sofort an der Grenze eingezogen worden wäre.

Ihr Weltbild wurde erschüttert?

Jeftić: Ja. Zumal ich immer ein sehr warmes Verhältnis zu Jugoslawien hatte. Das war ein Gefühl von Geborgenheit und Familie. Wenn dann gröbste Gewalt und Kriegsverbrechen geschehen, zerbricht die Vorstellung von diesem Land.

Wie war es, als Sie wieder zurückkehren konnten?

Jeftić: Am Anfang war es schwierig, in Belgrad herumzulaufen. Da herrschte eine aggressive Stimmung geprägt von Ex-Militärs und Mafia. Als Ausländer wurde man schief angeschaut. Die Bevölkerung war komplett anders. Inzwischen hat sich das wieder gelegt, wenngleich es dem Land wirtschaftlich nicht gut geht.

Igor Jeftić: „Bayern fand ich zu satt und selbstherrlich“

Wie wohl fühlen Sie sich in Bayern, wo Sie jetzt seit vielen Jahren leben?

Jeftić: Als ich in München an der Schauspielschule war, fand ich Bayern zu satt und zu selbstherrlich. Deshalb wollte ich nach Berlin, wo das Abenteuer stattfand und die Leute hingingen, die hungrig waren. Irgendwann hatte ich allerdings genug davon.

Eine Szene aus der ZDF-Serie „Rosenheim-Cops“: Igor Jeftić (m.) ermittelt als Kommissar Sven Hansen.
Eine Szene aus der ZDF-Serie „Rosenheim-Cops“: Igor Jeftić (m.) ermittelt als Kommissar Sven Hansen. © dpa | Linda Gschwentner

Ihr Abenteuerhunger ist jetzt gestillt?

Jeftić: Der ist schon noch vorhanden. Die „Rosenheim Cops“ bieten Abenteuer und gleichzeitig Sicherheit. Und ich stille ihn auch beim Reisen.

Was war Ihr abenteuerlichstes Reiseerlebnis?

Jeftić: Ich war einmal mit meinem Bruder im Dschungel in Thailand unterwegs, als uns plötzlich das Benzin ausging. Als wir den Motor ausgemacht haben, hörten wir ringsum verdächtige Geräusche. Da hatten wir schon Bammel. Wir kamen noch rechtzeitig heraus und fanden eine Tankstelle. Eine ähnliche Situation hatte ich mit meiner Freundin, als wir auf Sizilien Corleone besucht haben. Auf dem Rückweg haben wir uns heillos verfahren, der Tank ging zur Neige und es wurde dunkel. Auch da haben wir nur mit Glück zurückgefunden.

Nehmen wir an, Sie hätten in einer Serie nach Wunsch mitspielen können, welche wäre das?

Jeftić: Ich fand die „Sopranos“ sehr gut, auch „Gomorrha“ und „Breaking Bad.“ Aber ich habe mich dann doch für die „Cops“ entschieden (lacht).