Berlin. Fernseharzt Philipp Danne verrät, warum er selbst nicht das Zeug zum Mediziner hätte und welche geheime Leidenschaft ihn jung hält.
Eigentlich ist Philipp Danne mit seinen Serien wie „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ (donnerstags um 18.50 Uhr in der ARD) voll ausgelastet. Aber der 39-jährige Schauspieler findet sowohl Zeit dafür, seine Kindheitserinnerungen zu pflegen, als auch mit seinem karitativen Engagement in die Slums von Afrika zu fliegen. Für die größten emotionalen Herausforderungen sorgt indes Dannes zweijähriger Sohn.
Das Drehpensum bei „Die jungen Ärzte“ ist relativ anstrengend. Wie hoch ist Ihr Gebrauch an Energiedrinks?
Philipp Danne: Die sind tatsächlich ein Thema. Wir haben eine Pause von maximal fünf Minuten zwischen den einzelnen Bildern. Und ich brauche schon eine gewisse Menge von Koffein, um durch den Tag zu kommen. Natürlich setzt das auch Vorbereitung voraus. Wer da mit vier Stunden Schlaf aufkreuzt, kann es gleich vergessen.
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Können Sie vor lauter Koffein dann schlafen?
Danne: Doch, denn es wirkt bei mir kaum noch. Aber ich hatte nie den Punkt, wo mir das alles zu anstrengend wurde. Ich liebe ja das, was ich mache. Ich sehe das eher als eine positive Herausforderung. Ich fände es viel härter, wenn ich irgendwo arbeiten müsste, wo es mir nicht gefällt.
Philipp Danne: „Ich bin eine männliche Pippi Langstrumpf“
Fühlt man sich nach fast zehn Jahren Einsatz als Fernseharzt auch im normalen Leben ein bisschen wie ein Mediziner?
Danne: Eher nicht, aber wenn es in einer Unterhaltung um medizinische Themen geht, hört man meistens mit einem Ohr mit. Ich habe Ärzte im Freundeskreis, und wenn ich im Gespräch etwas ergänze und die meinen: „Ja, das stimmt“, dann bin ich sehr stolz. Aber es ist ein gefährliches Halbwissen. Wenn ich selbst etwas habe, gehe ich brav zum Arzt.
Sie spielen in der Serie inzwischen den Ausbilder der Assistenzärzte. Lieben Sie es, Wissen an Jüngere weiterzugeben?
Danne: Ich musste mich erst mal an die Vorstellung gewöhnen, dass inzwischen eine Generation nach mir kommt. Es macht mir auf jeden Fall Spaß, mit jungen Kollegen zu arbeiten. Und wenn ich ihnen bei drehtechnischen Fragen etwas mit auf den Weg geben kann, das ich für mich selbst herausgefunden habe, bin ich ganz froh.
Sie sagten, Sie mussten sich daran gewöhnen, zu einer Generation der Älteren zu gehören. Was war das für ein Gefühl?
Danne: Nächstes Jahr werde ich 40, und ich freue mich darauf. Dadurch, dass ich vor zwei Jahren Vater geworden bin, habe ich mehr Verantwortung und bin reifer geworden. Aber im Kopf bin ich immer noch irgendwie 20. Ich bin eine männliche Pippi Langstrumpf, die nicht großartig älter wird. Ich versuche, mir meine Jugendlichkeit zu bewahren.
Deswegen bewahrt Danne sein altes Spielzeug in Glasvitrinen auf
Was tun Sie dafür?
Danne: Ich liebe Erinnerungen an meine Kindheit und deshalb habe ich wahnsinnig viel Spielzeug aufbewahrt – meine Actionfiguren und Comics von damals. Das steht alles in einem Raum in Glasvitrinen. Es wird fantastisch sein, wenn mein Kleiner entsprechende Vorlieben entwickelt. Dann kann ich das alles noch einmal aus Kinderaugen miterleben. Wenn man das Kind im eigenen Selbst ein bisschen bewahrt, hat man nicht so viele Probleme, älter zu werden.
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Aber Ihr Sohn wird Ihnen dann Ihre Spielzeuge streitig machen...
Danne: Das geht langsam los. Meine Autos stehen bei ihm schon hoch im Kurs. Ich erkläre ihm: „Das ist Papas Auto, das ist etwas Besonderes“. Das hat ihn allerdings nicht davon abgehalten, von einem Modellauto die Tür abzureißen.
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Und Sie standen unter Schock...
Danne: Ich bin schon für 10 Sekunden eingefroren und habe diese Tür einfach nur angestarrt. Danach habe ich mich an den Gedanken gewöhnt. Die meisten Sachen stehen in dem bewussten Raum, aber wenn ich mit ihm zusammen drin bin, versucht er mich zu überreden, dass ich besonders spannende Autos oder Figuren raushole. Nicht ganz so selten ist er damit auch erfolgreich.
Wie kommt Ihre Frau damit klar, dass Sie zwei Kinder zuhause hat?
Danne: Sie liebt eben auch diese Seiten an mir. Jeder hat eben sein Ding, das ihn ausmacht.
Philipp Danne: „Ich bin ein durch und durch kölscher Jung“
Ihre Kindheit war vermutlich dann sehr angenehm.
Danne: Ich habe sehr positive Erinnerungen, auch wenn meine Eltern getrennt waren. Mein Vater hat auf Mallorca gelebt, und ich habe ihn mehrmals im Jahr besucht, aber vor allem bin ich bei meiner Mutter in der Altstadt von Köln aufgewachsen. Ich bin ein durch und durch kölscher Jung, so wie meine Frau ein kölsches Mädchen ist.
Karnevalsprinz waren Sie aber noch nicht?
Danne: Nein, aber ich habe mal den Prinzen in der „Kleinen Meerjungfrau“ gespielt, und darüber habe ich mich so gefreut, dass ich das Lied „Einmol Prinz zo sin en Kölle am Rhing“, also „Einmal Prinz zu sein in Köln am Rhein“, ungefähr drei Wochen jeden Tag gesungen habe, bis es meiner Frau zu den Ohren hinaus hing.
Philipp Danne über Besuch in Krisengebiet: „Das war schon heftig“
Zu Ihrer Rollenpalette gehört auch die Titelfigur in „Der Ranger – Paradies Heimat“. Hätten Sie das Zeug für so einen Beruf oder wäre Arzt eher Ihr Fall?
Danne: Weder noch. In mir steckt kein Arzt, weil ich eine Spritzenphobie habe. Auch ein Medizinstudium würde ich wohl niemals durchstehen können. Genauso wenig bin ich ein großer Naturmensch, der permanent durch die Wälder streift und auf das Vogelzwitschern hört. Aber genau diese Unterschiede zu meinen eigenen Vorlieben machen die Rollen für mich so interessant.
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Statt durch die Natur zu laufen, sind Sie für die wohltätige Organisation German Doctors unterwegs, die deutsche Ärzte in die globalen Krisengebiete schickt. Was haben Sie dabei für Eindrücke gesammelt?
Danne: Ich war unter anderem im Korogocho-Slum in Nairobi, der am Rande einer Müllkippe gebaut wurde. Kürzlich ist das Gebiet von einer Sturzflut überschwemmt worden. Die Zustände vor Ort sind absolut katastrophal. Momentan kann man dort jeden Cent an Spendengeldern gebrauchen. Wir sind da die Müllberge hochgestapft, und man sieht eine ganze Landschaft aus Müll vor sich, auf der überall Menschen nach Essen suchen und mit Marabu-Vögeln um die letzten Reste kämpfen.
Ich kann mich an eine Gruppe von Kindern erinnern, die mit Glasscherben spielten – das war ihr Ersatz für Murmeln. Ein kleines Mädchen in einem total zerrissenen Kleidchen hatte einen scharfkantigen Flaschenhals, den sie mit der Hand streichelte. Als wir sie über den Übersetzer fragten, warum sie das tun würde, meinte sie: „Ich hätte gerne eine Puppe, und das ist jetzt meine Puppe.“ Das war schon heftig.