Berlin. Der Schweizer Act Nemo räumte beim ESC 2024 den Sieg ab und identifiziert sich als non-binäre Person. Ein kleines Glossar mit Erklärungen.
Der Name Nemo ist passend gewählt: Er geht zurück auf den Disney-Animationsfilm „Findet Nemo“ aus dem Jahr 2003, der die Geschichte des gleichnamigen Clownfisches erzählt. Was dazu gesagt werden muss: Clownfische wechseln im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht, von männlich zu weiblich. Der Schweizer Act Nemo, Gewinner des ESC 2024, singt im Song „The Code“ von seinem Ausbruch aus den klassischen Geschlechtsmustern und identifiziert sich selbst als non-binär.
Was ist damit genau gemeint? Bei der Vielzahl der Begriffe für Geschlechtsidentitäten kann schnell durcheinander kommen, wer sich nicht etwas detaillierter mit dem Thema beschäftigt. Dabei muss man zwischen medizinischen Aspekten und zum Teil selbstgewählten Geschlechterrollen unterscheiden. Ein Überblick über Begriffe, deren Gebrauch häufig alles andere als einheitlich ist:
Geschlechtsidentitäten: Non-binär, trans, divers & Co. – Die wichtigsten Begriffe erklärt
Cis-Menschen/Cis-Gender: Wer sich mit dem Geschlecht identifiziert, das ihm bei Geburt zugewiesen wurde, wird Cis-Mensch genannt. Dies trifft auf den weitaus größten Teil der Bevölkerung zu. Das lateinische „cis“ bedeutet „diesseits“ – als Gegenwort zu „trans“, „jenseits“ und „über“.
Intersexualität: Bei intersexuellen Menschen sind nicht alle geschlechtsbestimmenden Merkmale wie Chromosomen, Hormone und Geschlechtsorgane biologisch eindeutig nur einem Geschlecht zuzuordnen. Sie verfügen – vollständig oder teilweise – über männliche und weibliche Merkmale. Ein anderer, alter Begriff ist Zwitter. Das lateinische „inter“ bedeutet unter anderem „zwischen“.
Non-binär: Der Begriff wird als Selbstbezeichnung von Personen verwendet, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen lassen, also sich nicht ausschließlich als Mann oder Frau identifizieren.
Divers: Divers ist ein juristischer Personenstand, den es in Deutschland seit 2018 und in Österreich seit 2019 gibt – in der Schweiz allerdings noch nicht. Er ermöglicht intergeschlechtlichen Personen einen offiziellen Geschlechtseintrag.
Transgender: Umfasst meist all jene, deren soziales Geschlecht nicht – oder nicht immer – mit dem biologischen identisch ist. Nicht jeder Transgender-Mensch möchte jedoch seinen Körper so verändern, wie es viele Transsexuelle wollen. Um die verschiedenen Gruppen zusammenzufassen, wird manchmal als Oberbegriff einfach die Vorsilbe mit einem Stern verwendet: trans*. Das soll Offenheit signalisieren und auf die Vielfalt von Selbstbildern hinweisen, die im Laufe eines Lebens wechseln können. Manche reden hier von transgeschlechtlichen Menschen.
Transsexualität: Bezeichnet das starke Gefühl, mit dem „falschen“ Geschlecht auf die Welt gekommen zu sein. Den Betroffenen ist es oft ein Bedürfnis, ihren Körper mit Hormonen oder mit Operationen dem bevorzugten Geschlecht anzugleichen.
Eurovision Song Contest 2024: Das sind die ESC-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer
- Albanien: Besa – „Titan“
- Armenien: Ladaniva – „Jako“
- Aserbaidschan: Fahree feat. Ilkin Dovlatov – „Özünlə Apar“
- Australien: Electric Fields – „One Milkali“
- Belgien: Mustii – „Before The Party‘s Over“
- Dänemark: Saba – „Sand“
- Deutschland: Isaak – „Always On The Run“
- Estland: 5Miinust und Puuluup – „(Nendest) Narkootikumidest Ei Tea Me (Küll) Midagi“
- Finnland: Windows95man – „No Rules“
- Frankreich: Slimane – „Mon Amour“
- Georgien: Nutsa Buzaladze – „Fire Fighter“
- Griechenland: Marina Satti – „Zari“
- Italien: Angelina Mango – „La Noia“
- Irland: Bambie Thug – „Doomsday Blue“
- Island: Hera Björk – „Scared Of Heights“
- Israel: Eden Golan – „Hurricane“
- Kroatien: Baby Lasagna – „Rim Tim Tagi Dim“
- Lettland: Dons – „Hollow“
- Litauen: Silvester Belt – „Luktelk“
- Luxemburg: Tali – „Fighter“
- Malta: Sarah Bonnici – „Loop“
- Moldau: Natalia Brabu – „In The Middle“
- Niederlande: Joost Klein – „Europapa“ (disqualifiziert)
- Norwegen: Gåte – „Ulveham“
- Österreich: Kaleen – We Will Rave“
- Polen: Luna – „The Tower“
- Portugal: Iolanda – „Grito“
- San Marino: Megara – „11:11“
- Schweden: Marcus & Martinus – „Unforgettable“
- Schweiz: Nemo – „The Code“
- Serbien: Teya Dora – „Ramonda“
- Slowenien: Raiven – „Veronika“
- Spanien: Nebulossa – „Zorra“
- Tschechien: Aiko – „Pedestal“
- Ukraine: Alyona Alyona & Jerry Heil – „Teresa & Maria“
- Vereinigtes Königreich: Olly Alexander – „Dizzy“
- Zypern: Silia Kapsis – „Liar“
Transvestit: Menschen, die das Bedürfnis haben, immer mal wieder für längere oder kürzere Zeit in die Kleidung des anderen Geschlechts zu schlüpfen. Auch Haare, Accessoires und Bewegungsstil passen sie an – und zwar im Bewusstsein, diesem Geschlecht nicht anzugehören.
Queer: Das Wort aus dem Englischen wird sehr unterschiedlich übersetzt: eigenartig, verquer, schwul – teils auch als Schimpfwort. Politisch wurde es in den USA zum Dachbegriff für verschiedene Randgruppen. Bei uns fasst das Wort queer heute oft viele Menschen zusammen, die ihre Identität, ihre Sexualität oder beides als abweichend von der Mann-Frau-Norm empfinden. Das kann auch Asexualität, Menschen in mehr als einer Partnerschaft und solche, die zwischen Geschlechterrollen wechseln, einbeziehen.
Abkürzungen wie LGBT und LSBTTIQ: LGBT steht für die englischen Begriffe Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bi (bisexuell) und Trans. Manchmal ist auch die Rede von LSBTTIQ, was dann lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer meint. Allerdings: Das sind oft Insider-Vokabeln. Außerdem fühlen sich nicht alle wohl unter dem ganz großen Dach: Transmenschen verbindet manchmal nicht so viel mit Schwulen und Lesben – und umgekehrt.