Berlin. „Höhle der Löwen“-Star Carsten Maschmeyer verrät, warum seine Jugend nicht immer leicht war und was ihm im Geschäftsalltag wichtig ist.

Mit „Die Höhle der Löwen“ (montags, 20.15 Uhr, VOX) wurde der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer (64) auch zum TV-Star. Dass der Ehemann von Schauspielerin Veronica Ferres (58) diesen Einsatz genießt, liegt auch daran, dass er seine persönlichen Prioritäten neu definiert hat. Denn der Ehrgeiz, den er in seiner Jugend entwickelte, hatte auch negative Auswirkungen. Als Vorbild für sein neues Leben dienen ihm auch seine Kinder.

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Sie sind jetzt seit 2016 bei „Die Höhle der Löwen“ dabei. Wird Ihnen das als Unternehmer, der in vielen verschiedenen Geschäftsfeldern aktiv war und ist, nicht langweilig?

Carsten Maschmeyer: Vor jeder Staffel fragen wir uns, welche Ideen noch kommen sollen. Und jedes Mal überraschen uns die Gründerinnen und Gründer mit Erfindungen, die die Welt in Teilen gesünder, nachhaltiger, bequemer und einfacher machen sollen. Viele dieser Deals würden wir unter normalen Umständen wohl gar nicht zu Gesicht bekommen. Und wenn wir dort investieren, dann wird das Produkt gleich einem Millionenpublikum vorgestellt, was zugegebenermaßen ein Wettbewerbsvorteil ist.

Carsten Maschmeyer über Kindheit: „Wenn man nichts hat, muss man etwas unternehmen“

Aber würden Sie es sich überlegen, wenn die Start-ups, in die Sie investieren, Verluste einfahren?

Maschmeyer: Jeder sollte seine Berufswahl überdenken, wenn die Niederlagen die Siege übertreffen. Aber bislang haben wir sehr viel Erfolg. Das Start-up presize.ai, das bei Online-Bestellungen von Kleidung hilft, die richtige Größe zu erkennen, wurde von Facebook gekauft. Die Banking-App Finanzguru, bei der ich eingestiegen bin, wurde ursprünglich mit fünf Millionen Euro bewertet. Jetzt ist sie fast 200 Millionen wert. Diese Performance ist so überragend, dass sie die paar Investments, die schieflaufen, überkompensiert.

Am Anfang Ihrer Karriere stand eine schwierige Kindheit. Ihre Mutter war erst alleinerziehend und lebte mit Ihnen in Armut. Dann bekamen Sie einen strengen Stiefvater. Inwieweit hat das Ihren Willen zum Erfolg geprägt?

Maschmeyer: Ich habe nicht wie meine leiblichen Kinder die Geborgenheit eines Urvertrauens gespürt. Aber durch die widrigen Umstände war ich darauf angewiesen, etwas zu tun. Wenn man nichts hat und nichts kriegt, muss man etwas unternehmen. Ich kannte Hunger, denn das wenige Geld, das ich bekam, war für die Essensmarken in der Schule bestimmt. Aber ich habe es als Taschengeld genutzt. Ich glaube, dass ich dadurch mehr improvisiert habe, mehr Risiken eingegangen bin, viel versucht und probiert habe. Und wenn man viel mehr versucht und probiert, dann klappt auch einiges. Rückblickend war mein Leben eine Lernreise.

Seit 2014 verheiratet: Carsten Maschmeyer und die Schauspielerin Veronica Ferres.
Seit 2014 verheiratet: Carsten Maschmeyer und die Schauspielerin Veronica Ferres. © picture alliance/dpa | Felix Hörhager

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Star-Investor über Tablettensucht: „Dank meiner Frau überwunden“

Wie haben Ihre Lernschritte ausgesehen?

Maschmeyer: Statt mit 15 abends in die Disco oder auf Partys zu gehen, wo meine Klassenkameraden ihre Erfahrungen mit Apfelschnaps gesammelt haben, war ich auf dem Sportplatz. Ich habe gelernt, wenn ich intensiver, öfter und länger trainiere, werde ich ein besserer Läufer. Ich war ja dann Bezirksjugendmeister im Mittel- und Langstreckenlauf.

Um Medizin zu studieren, brauchte ich gute Noten und habe deswegen intensiver, öfter und länger gelernt. Das hat mir unter dem Strich für meine Karriere und den beruflichen Erfolg genutzt. Für die persönliche innere Ruhe hat es mir geschadet. Meine Kinder dagegen haben eine andere Work-Life-Balance, weil sie diese überehrgeizige Art von Antrieb nicht haben können beziehungsweise müssen.

Sie sprechen ja Ihre Tablettensucht an ...

Maschmeyer: Ich habe das dank meiner Frau überwunden, weil sie mir einen hervorragenden Professor besorgt hat, der mich davon geheilt hat. Es war mein großes Glück, sie vor über 15 Jahren kennenzulernen. Auch habe ich verstanden, dass mein früheres Motto des „Schneller, höher, weiter“ nur bis zu einem gewissen Grad gut ist.

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Der Unternehmer Carsten Maschmeyer: Das Finanzmagazin „Forbes“ schätzte sein Vermögen zuletzt auf rund 1,5 Milliarden Euro.
Der Unternehmer Carsten Maschmeyer: Das Finanzmagazin „Forbes“ schätzte sein Vermögen zuletzt auf rund 1,5 Milliarden Euro. © picture alliance / Geisler-Fotopress | gbrci/Geisler-Fotopress

Sie wirken ja auch sehr harmonisch. Aber in der Welt der Wirtschaft wird auch mit harten Bandagen gekämpft. Nicht umsonst heißt es „Die Höhle der Löwen“. Wie gehen Sie mit Konkurrenz um?

Maschmeyer: Was die Sendung angeht, so kämpfen wir ja nicht, sondern jeder legt sich ins Zeug, wenn er den Zuschlag haben möchte. Wenn die Kamera aus ist, verstehen wir uns genauso gut wie vorher. Bei meinem Kollegen Ralf Dümmel dauert es manchmal eine Stunde länger, weil er sich am meisten freut und am längsten leidet. Ich bin da etwas gelassener.

Maschmeyer: „Es geht um die Ergebnisse“

Und wie ist es im normalen Geschäftsalltag?

Maschmeyer: Wir haben einen Wettbewerb, und dafür gibt es klare Spielregeln. Für mich ist Wirtschaft vor allem der Umgang mit Mitarbeitenden und Kundinnen und Kunden. Dabei ist ganz wichtig, dass wir in unseren Firmen eine absolute Offenheit für Ideen haben – ob die von Praktikanten oder der Geschäftsführung kommen. Wir begreifen das Leben eben als Lernreise. Man muss Dinge ausprobieren, selbst wenn dabei Fehler passieren.

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Ich habe auch den Leitsatz: Egal, wann und wo gearbeitet wird, es geht um die Ergebnisse. Außerdem investieren wir in Unternehmen mit hohen ethischen Werten, die die Welt nachhaltiger, gesünder und umweltfreundlicher machen. Nur mit so einer Unternehmenskultur können wir junge Leute gewinnen. Mit einem höheren Gehaltsscheck allein überzeugen wir keine Nachwuchskräfte.

Man sagt doch der Generation Z nach, dass sie nicht so leistungsbereit sei.

Maschmeyer: Ich kann das nicht bestätigen. Junge Leute nutzen technische Lösungen wie KI, um schneller ans Ziel zu kommen. Sie sind neuen Lösungen gegenüber sehr aufgeschlossen und brauchen einen positiven Sinn in ihrer Arbeit. Sie sind Überzeugungstäter, aber bestimmt nicht faul.

Wie gelingt es Ihnen als 64-Jährigem, mit der jungen Generation mitzuhalten?

Maschmeyer: Ich habe das Glück, dass ich tolle junge Kinder habe, mit denen ich mich gerne intensiv austausche. Durch meinen Beruf habe ich den Vorteil, dass ich viele Gründerinnen und Gründer kennenlerne. Das sind in der Regel viel jüngere Menschen, die mir ständig neue Dinge zeigen. Und jeden Tag komme ich ins Büro und nehme mir eine junge Mitarbeiterin oder einen jungen Mitarbeiter zur Seite und frage: Wie mache ich das? Wie installiere ich das? Ich bin wie jemand, der ständig neue Vokabeln lernt, nur dass das in meinem Fall technische Innovationen sind. Das macht mich dann noch neugieriger.