Wellington/ Neuseeland. 2003 wurde die Aktentasche eines neuseeländischen Journalisten gestohlen. Ein wichtiges Dokument tauchte jetzt auf dem antarktischen Meeresgrund auf.
Das Leben schreibt manchmal die seltsamsten Geschichten. Eine geradezu unglaubliche Geschichte spielte sich nun in Neuseeland ab oder genauer gesagt zwischen Neuseeland und der Antarktis.
Passiert war Folgendes: Im Jahr 2003 brachen Ganoven in das Auto des neuseeländischen Radioproduzenten David McCaw ein und stahlen seine Arbeitsmappe. „Der Inhalt der Aktentasche wurde weggeworfen, einschließlich der Zugangskarte, die ich in der Tasche aufbewahrte“, schrieb er in einer E-Mail an das neuseeländische Forschungsinstitut Niwa, eine Abkürzung, die für National Institute of Water and Atmospheric Research steht. Über genau dieses Institut hat er die Karte nun – 21 Jahre später – zurückerhalten.
Die gestohlene Aktentasche selbst war bereits wenige Tage nach dem Diebstahl bei einer Polizeistation in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington abgegeben worden. Jemand hatte sie ganz offenbar aus dem Hafen gefischt, denn sie war patschnass und enthielt nur noch einige durchnässte Dokumente. Die Karte, die McCaw Zugang zu seinem Arbeitgeber Radio New Zealand gab, blieb jedoch verschwunden.
- Urlaub: Billig reisen, wenn nirgendwo Ferien sind – Das sind die Termine 2024
- Risk Map: Gefährliche Reiseziele – In diesen Ländern sollten Sie keinen Urlaub machen
- Sparen: Urlaub planen leicht gemacht – So reisen Sie günstig
- Reiseplanung: Brückentage 2024 – So holen Sie die meisten freien Urlaubstage heraus
Zugangskarte tauchte tausende Kilometer entfernt wieder auf
13 Jahre später – im Jahr 2016 – tauchte ein Angestellter von Niwa im Meer vor der Antarktis, genauer gesagt am Cape Evans. Er wollte die Tiere studieren, die im Ozean vor dem Kontinent aus Eis leben. Dabei entdeckte er etwas auf dem Grund des Meeres, das er zunächst für eine Kreditkarte hielt. „Die Sicht war nicht so toll“, berichtete Rod Budd. Er tauchte hinab, um die Karte zu holen und steckte sie zunächst in seine Tasche. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Gegenstände unter das Eis fallen“, meinte Budd. „Insbesondere in diesem Teil der Antarktis, in dem viele Wissenschaftler arbeiten.“
Zurück in seinem Zimmer wusch er die Karte und stellte fest, dass es sich um eine Zugangskarte handelte. Der Name und das Bild seines Besitzers waren deutlich zu erkennen: David McCaw, Radio New Zealand. Da McCaw nicht mit auf der Expedition war, nahm der Niwa-Mitarbeiter an, dass er separat in der Antarktis gewesen sein musste und die Karte dabei verloren habe. Er nahm sich vor, sie McCaw bei seiner Rückkehr nach Neuseeland wiederzugeben. Doch zurück in der Heimat konnte er weder eine Telefonnummer noch eine E-Mailadresse des Radio-Produzenten auftreiben.
Wie gelangte die Karte in die Arktis?
Mehrere Jahre zogen ins Land, bis Budd die Geschichte schließlich gegenüber dem Kommunikationsteam des Instituts erwähnte. Die Kommunikationsmanagerin Sarah Fraser macht sich sofort an die Arbeit. Über Kontakte machte sie David McCaws E-Mail-Adresse ausfindig und schrieb ihm eine Nachricht, um ihn über den Fund seiner Karte zu informieren. Wenig ahnten die Niwa-Kollegen jedoch, wie bizarr die Geschichte noch werden sollte, nachdem die Karte einst in Wellington gestohlen worden war und McCaw es sich nicht erklären konnte, wie sie letztendlich auf den Meeresboden in der Antarktis gelangte.
Das Rätsel zog die Forscher des neuseeländischen Instituts in den Bann: Wellington und Cape Evans in der Antarktis trennen immerhin 4000 Kilometer. Die naheliegendste Erklärung erschien den Forschern eine Meeresströmung. Doch laut des Niwa-Ozeanografen Craig Stevens gibt es keine Meeresströmung, die die Karte direkt von Wellington zum Cape Evans transportieren hätte können.
- Unterwasser-Archäologie:Wrack von legendärem U-Boot aus Zweitem Weltkrieg gefunden
- Kannibalismus: Archäologen machen schaurige Entdeckung in Jamestown-Kolonie
- Altes Ägypten: Krebsoperationen schon vor 4300 Jahren?
- Antike:Archäologen entdecken römischen Luxus-Swimmingpool
- Niederbayern: Skelett von steinzeitlichem „Bürgermeister“ aufgetaucht
Mögliche Theorie: Ein Wal als Karten-Taxi
Ein mögliches Szenario wäre laut Stevens, dass die Karte von Wellington in eine Meeresströmung namens Western Boundary Current in Richtung Nordpazifik geraten und an Samoa vorbeigezogen wäre. Hätte sie es geschafft, weiter an der Oberfläche zu schwimmen, wäre sie über Indonesien und durch den antarktischen Zirkumpolarstrom letztendlich am Cape Evans gelandet. „Aber das würde 1000 Jahre dauern“, meinte Stevens. Stattdessen war die Karte aber maximal 13 Jahre unterwegs.
Andere mögliche Szenarien könnten sein, dass sie sich an einem Forschungsschiff verfing und auf diese Weise in die Antarktis gelangte oder dass der Dieb selbst in der Antarktis zu Besuch war und die Karte dabei verloren hat. Selbst die bizarre Idee, dass ein Wal sie verschluckt und in der Antarktis wieder ausgeschieden hat, überdachten die Forscher. „Möglicherweise werden wir die Antwort nie erfahren“, schrieben sie in einer Mitteilung. Doch immerhin habe sich David McCaw sehr darüber gefreut, seine verlorene Karte – mehr als 20 Jahre später – zurückerhalten zu haben.