Washington. Immer neue Vorwürfe um Rapper Sean Combs kommen ans Licht. Warum Rechtsexperten in seinem Verhalten Parallelen zu Trump sehen.
Seit Jahren stehen gegen den Rapper und Musikproduzenten Sean „P. Diddy“ Combs (54) Vorwürfe der Vergewaltigung im Raum: Bundesstaatsanwälte aus New York werfen ihm unter anderem Menschenhandel und Sexualverbrechen vor. Es sind Anschuldigungen, die kurz vor Ostern mit Razzien in Combs‘ Anwesen in Los Angeles sowie Miami einen neuen Höhepunkt erreichten. Zu seiner Verteidigung bedient sich der Rapper nun einer Taktik, die Rechtsexperten zu den Markenzeichen des früheren Präsidenten Donald Trump zählen: Combs kritisiert die Justiz, anstatt für die eigenen Vergehen die Verantwortung zu übernehmen.
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Der dreifache Grammy-Gewinner, der auch als Unternehmer und Schauspieler erfolgreich ist, weist nicht nur sämtliche Vorwürfe zurück. Sein Team bläst, so wie es bei Trump nach jeder Anklage der Fall ist, zum Gegenangriff. Konkret: Misa Hylton, ehemalige Geliebte des Rappers, wirft den FBI-Agenten vor, bei der Razzia Ende März in Los Angeles zwei der Söhne von Combs „terrorisiert“ zu haben.
Razzien bei P. Diddy: Anwälte kritisieren „Militäraktion“
Die Ordnungshüter im noblen Stadtviertel Holmby Hills hätten das 1.700 Quadratmeter umfassende belagert, durchwühlt und dabei „ungehemmte militärische Gewalt“ angewandt, wetterte Hylton, die Combs heute noch unterstützt. Während der „Militäraktion“ hätten die Bundespolizisten seine Söhne, Justin Dior (30) sowie dessen 25-jährigen Halbbruder King, komplett traumatisiert.
„Die Vorgehensweise war verwerflich“, schimpfte Hylton und wiederholte damit Vorwürfe, die zuvor die Rechtsanwälte des Entertainers erhoben hatten. Die Anwälte untermauerten ihre Kritik an den Beamten durch Aufzeichnungen von Sicherheitskameras. Darauf ist ein Polizist zu sehen, der eine Schusswaffe direkt auf Justin Dior richtet und einen anderen, der ein Lasergewehr in die Richtung von Halbbruder King hält.
Von offizieller Seite ist bisher nur bekannt, dass es sich bei den Razzien um „Strafverfolgungsmaßnahmen“ handelte. Das bestätigte bald nach den Durchsuchungen das Heimatschutzministerium. Die Zuständigkeit des Ministeriums für Heimatschutz lässt sich damit erklären, dass einige der angeblichen Opfer des Rappers womöglich aus dem Ausland kamen und illegal in die USA geschleust wurden.
Rapper bestreitet Vorwürfe – ähnliche Taktik wie Donald Trump
Der Sänger, auch unter den Künstlernamen Puff Daddy, Diddy und zuletzt Sean „Love“ Combs bekannt, hat wie auch in der Vergangenheit sämtliche Vorwürfe kategorisch bestritten. Rechtsexperten ziehen auch deshalb den Vergleich zu Trump, weil Combs ähnlich wie der frühere Präsident versuche, die Kläger sowie die Polizisten als Vertreter der Justiz und somit das gesamte Rechtssystem zu diskreditieren.
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„Es ist ein klassischer, Trump-artiger Schachzug“, stellt der Anwalt Michael Harris fest. „Combs will den Spieß komplett umdrehen, die Justiz dämonisieren und damit von seinen eigenen mutmaßlichen Verbrechen ablenken“, so der Strafverteidiger.
Sean Combs: Die Anklageliste ist lang
Unterdessen ist zweifelhaft, ob die Strategie aufgehen und Diddy in seinen eigenen Verfahren helfen wird. Denn das Stigma eines Sexualverbrechers haftet dem Mega-Star, dessen Vermögen die Finanzzeitschrift Forbes auf eine Milliarde Dollar geschätzt hat, schon seit Jahren an. So hatte der Produzent Rodney „Lil Rod“ Jones, gerade im Februar behauptet, der Sänger habe ihn über ein Jahr unter Drogen gesetzt und sexuell misshandelt.
Zwei Monate davor hatte eine Frau, deren Name nicht veröffentlicht wurde, den Milliardär verklagt, weil er sie 2003 als Siebzehnjährige betäubt und vergewaltigt haben soll. Der Fall wurde später durch einen außergerichtlichen Vergleich beendet. Deutlich weiter gingen die Anschuldigungen von Combs‘ früheren Geliebten, der Sängerin Cassie Ventura, und zwei weiteren Frauen. Ventura sagte, dass der Künstler sie geschlagen und wiederholt vergewaltigt habe. Auch habe er sie gezwungen, in seiner Gegenwart Sex mit männlichen Prostituierten zu haben.
Noch weiter in die Vergangenheit reichen die Vorwürfe von Joi Dickerson Neal. Sie unterstellt Combs, er habe sie in den 90er-Jahren unter Drogen gesetzt, sie dann vergewaltigt und während des Übergriffs mit der Videokamera gefilmt. Anschließend habe er die Aufzeichnungen ohne ihre Zustimmung unter Freunden und Geschäftspartnern verbreitet, behauptet Dickerson Neal.
Steile Karriere trotz traumatischer Kindheit
Die Faszination um Combs begründen Entertainment-Experten mit seinem Werdegang und dem steilen Höhenflug in der Unterhaltungsindustrie. Die Mutter des gebürtigen New Yorkers arbeitete als Fotomodell und Lehrerin. Vater Melvin diente in der US-Luftwaffe, handelte aber nebenbei mit Drogen und wurde in seinem Auto erschossen, als Combs nur zwei Jahre alt war. Mit 20 Jahren bekam der Studienabbrecher ein Praktikum bei dem Plattenlabel „Uptown Records“. Er diente sich bei dem Unternehmen hoch, war für neue Talente zuständig und entdeckte Superstars wie Mary J. Blige.
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Ein paar Jahre später gründete er sein eigenes Label, „Bad Boy Entertainment“, das Combs zu seinem immensen Vermögen verhalf. Gleichwohl stand er seit seiner Jugend in dem Ruf, ein Partylöwe mit einem Hang zu Exzessen gewesen zu sein. Diese könnten Combs nun im Alter von 54 Jahren zum Verhängnis werden.