Berlin. Killerwale um die iberische Halbinsel werden immer forscher. Segel-Urgestein Kito de Pavant hat sich gegen neugierige Orcas gewehrt.

Orcas treiben weiter um die iberische Halbinsel herum ihr Unwesen. Bereits seit zwei Jahren nimmt die Zahl feindseliger Begegnungen zwischen Booten und Killerwalen vor der Küste Spaniens und Portugals zu. In den letzten Monaten hat die Bedrohungslage allerdings besorgniserregend an Dynamik gewonnen. Offenbar durch die jüngsten Berichte alarmiert, hat sich ein französischer Profisegler gegen eine neugierige Orca-Schule mit einer ungewöhnlichen Maßnahme zur Wehr gesetzt. Der 63-jährige Seemann Kito de Pavant zündete eine Seenotfackel und fuchtelte damit nach den aufdringlichen Meeressäugern – mit Erfolg.

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Die Orcas ließen sich durch das grell-rote Leuchten der bis zu 2600 Grad heißen Fackel vertreiben. Zu der Begegnung war es vor dem portugiesischen Cabo de São Vicente am Südwestzipfel des europäischen Kontinents gekommen. „Seit 40 Jahren fahre ich hier mindestens zweimal im Jahr vorbei, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, zitiert das Fachmagazin „Segelreporter“ den erfahrenen Hochseeprofi. Vor allem in den beiden letzten Jahren haben sich Zusammenstöße von Seglern und einer Orca-Familie, die offenbar Gefallen daran gefunden hat, Segelboote und Yachten zu beschädigen, intensiviert.

Kito de Pavant hat als Hochsee-Segelprofi über mehrere Jahrzehnte hinweg schon viel erlebt. Die Annäherung eines Orca an der Südwestspitze Portugals schockierte ihn allerdings.
Kito de Pavant hat als Hochsee-Segelprofi über mehrere Jahrzehnte hinweg schon viel erlebt. Die Annäherung eines Orca an der Südwestspitze Portugals schockierte ihn allerdings. © picture alliance/dpa/MAXPPP | Quentin Déhais

Orcas gelten als Könige der Meere und grausame Jäger. Die auch als Schwertwal bekannte Delfinart ist nicht nur extrem schnell und wendig, sondern bringt mit einem Gewicht von bis zu acht Tonnen eine gewaltige Kraft mit. Die intelligenten Raubtiere machen oft im Verbund Jagd auf Robben. In jüngerer Vergangenheit spezialisierte sich eine Gruppe vor der südafrikanischen Küste darauf, Weiße Haie zu bejagen. Rund um die Iberische Halbinsel sind dagegen bei einer Familie scheinbar zum Spaß kleine Boote ins Visier geraten.

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Die Begegnung vor Cabo de São Vicente stellt einen weiteren Ausbruch aus den jahrzehntelangen Beobachtungen von Orcas durch Meeresbiologen und Kapitänen dar. Das Kap am Südende der Algarve, unweit des beliebten Urlaubsortes Sagres, war bisher von Orca-Attacken verschont geblieben. Nun kam eine Schule von Schwertwalen dem Segelboot von Kito de Pavant so nahe, dass er zu dem bereits beschriebenen drastischen Mittel griff. Weil sich die bisherigen Orca-Attacken stets in der Straße von Gibraltar im Mittelmeer abspielten, war das Aufeinandertreffen für de Pavant „ziemlich überraschend. Wir haben es nicht kommen sehen.“

Neues Videomaterial zeigt, wie sich mindestens ein Orca bei voller Fahrt scheinbar spielerisch dem Heck des Segelboots nähert. Von einer Begleiterin gefilmt und angefeuert, entzündet de Pavant kurzerhand die Seenotfackel und fuchtelt damit über der Wasseroberfläche herum. Nach einigen Sekunden scheint das Tier genug von den augenschädlichen Flammen zu haben und lässt sich zurückfallen. Für de Pavant war es nicht die erste Begegnung mit Großtieren auf hoher See. 2016 musste er den Versuch einer Weltumsegelung aufgeben, nachdem sein Boot mit einem Buckelwal kollidiert und anschließend nicht mehr hochseetauglich war.

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