Berlin/Wien. Harald Krassnitzer kann ein „Tatort“-Jubiläum feiern, will aber nicht. Also man hat ihm ein Anti-Jubiläum auf den Leib geschrieben.
- Beim Wiener „Tatort“ am Sonntag wird ein Jubiläum gefeiert
- Doch dieses entwickelt sich anders als gedacht
So privat hat man die Wiener „Tatort“-Kommissare noch nie erlebt. Kommissar Eisner (Harald Krassnitzer) feiert seinen 60. und schaut dem eher ängstlich entgegen. Seine Tochter Claudia (Tanja Raunig) beruhigt ihn aber: „Siehst gut aus, Papa!“ Und Kollegin Fellner (Adele Neuhauser) hat nicht nur eine Geburtstagstorte gebacken: Die beiden tanzen und busseln auch miteinander. Als alle anderen Gäste fort sind, bleibt sie noch bei ihm auf dem Sofa. Alles läuft darauf hinaus, dass es zu mehr kommt. Dann schläft der Jubilar jedoch ermattet ein, die Kollegin zieht sich dezent zurück.
Als sie am nächsten Morgen zu einem Tatort gerufen werden, ist Eisner jedoch nicht zu erreichen. Seine besorgte Kollegin Fellner bittet dessen Tochter deshalb, nach ihm zu schauen. Und siehe da: Der Kommissar liegt zwar nicht auf dem Sofa, wo der Zuschauer ihn zuletzt sah, sondern auf dem Boden, scheint aber abgesehen von einem gigantischen Kater und einem Filmriss wohlauf.
Ganz anders sieht es beim Besitzer eines lokalen Tanzclubs aus, der in eben jener Nacht ermordet wurde. Am Tatort werden DNA-Spuren von Eisner nachgewiesen. Dann ist er auch noch auf einer Überwachungskamera zu sehen. Auch die Tatwaffe wird in der Nähe entdeckt. Hat der Kommissar im Vollrausch einen Mord begangen?
- „Tatort“ Zürich: Isabelle Beaujean und Tessa Ott in ihrem bisher besten „Tatort“
- „Tatort“ Dortmund: Rick Okon tauscht „Tatort“ gegen diese „schönste Tätigkeit“
- „Tatort“-Kommissar: Vladimir Burlakov verrät, was in seiner Beziehung anders läuft
- Kriminologin: „Tatort“ im Check – „Die Leichen sind zu schön“
- „Tatort“-Star: Ulrike Folkerts – „Ich hatte Angst, meinen Job zu verlieren“
- „Tatort“ München: Ermittler-Duo verrät, wie es nach dem Ausstieg weitergeht
Ein Jubiläum mit einem Jubilar, der nicht feiern will
Im realen Leben würde ein Polizeiermittler in einer solchen Situation sofort abgezogen werden. Nicht so im Fernsehkrimi. Da darf Eisner in eigener Sache ermitteln. Er möchte herausfinden, warum er nach der durchfeierten Nacht so einen schlimmen Filmriss hat. Außerdem gilt es, seine Ehre wiederherzustellen. Hat es vielleicht jemand auf ihn abgesehen? Will sich da einer rächen, den Eisner mal hinter Gitter gebracht hat? Auch in der Hinsicht wird der Fall also sehr persönlich.
Mehr zum Thema:So viel verdienen die „Tatort“-Kommissare pro Folge
Doch am Ende sind die Indizien so erdrückend, dass der Kommissar in Untersuchungshaft kommt. Und nun ist es an der Kollegin Fellner, ganz allein seine Unschuld zu beweisen. Wobei sie auch eigenen Frust bekämpfen muss, denn auch an ihre Annäherungsversuche in der Geburtstagsnacht kann sich Eisner nicht erinnern. Das wurmt sie, das nagt an ihr. Und trotzdem lässt die Kollegin sich sogar ihre Lebensversicherung ausbezahlen, um die Ermittlungen auf unlauteren Wegen voranzubringen.
Der Fall „Dein Verlust“ ist wirklich ein Jubiläum. Krassnitzer spielt den Eisner seit 25 Jahren in der ARD. Die erste Folge – noch ohne Adele Neuhauser, die erst 2011 dazustieß – lief am 17. Januar 1999. Krassnitzer ist allerdings kein Freund von Jubiläen. „Ich halte nichts davon. Gefühlt müssen wir seit zehn Jahren permanent beim ‚Tatort‘ irgendwas feiern – weil jedes Jahr irgendwo ein Jubiläum ist“, knurrte der 63-Jährige typisch österreichisch-grantelnd kürzlich im „Kölner Treff“. Also hat man ihm ein Anti-Jubiläum mit Katerstimmung auf den Leib geschrieben.
- Schlagerstar: Beatrice Egli über Liebe – „Sollen die Menschen spekulieren“
- Sängerin:Conchita Wurst – „Ich konnte das alles nie verarbeiten“
- Promi: Barbara Becker – Das ist mit allen meinen Ex-Partnern so“
- Moderatorin: Ina Müller über „LOL“ – „Es weht ein sehr rauer Wind“
Wiener Tatort zählt zu einem der besseren
Bei dem aktuellen Wiener Fall geht es auch auf sehr subtile Weise um Ermittler, die langsam zu alt für ihren Job werden. Und merken, dass sie daneben eigentlich kein Privatleben mehr haben. Das gilt nicht nur für Eisner, sondern auch für Fellner. Klar, dass die beiden da notdürftig zusammenrücken. Die Jubiläumsfolge ist äußerst spannend und ragt weit über den Wiener „Tatort“-Durchschnitt hinaus – selbst wenn der Schluss dann doch sehr konstruiert wirkt. Bleibt zu hoffen, dass sich das Ermittlerduo auch künftig noch etwas näher kommt.
„Tatort: Dein Verlust“: ARD, Sonntag, 10. März, 20.15 Uhr.