Hendersonville/ USA. US-Tierärzte stehen vor einem Rätsel. Ein weiblicher Stachelrochen ist schwanger, obwohl sie nicht in der Nähe eines Männchens war.
Es klingt so absurd, dass es fast schon wieder wahr sein muss: In den USA könnte ein Stachelrochen von einem Hai geschwängert worden sein. Wissenschaftlern zufolge wäre das zwar ein sehr seltenes, aber durchaus mögliches Naturphänomen.
Doch erstmal einmal der Reihe nach. Im „The Aquarium and Shark Lab by Team Ecco“ in Hendersonville im Bundesstaat North Carolina lebt der weibliche Stachelrochen Charlotte gemeinsam mit mehreren Haien in einem Becken. Vor kurzer Zeit stellten die Tierpfleger dann Schwellungen an Charlottes Körper fest. Aus Sorge, dass es sich dabei um eine schwerwiegende Krankheit handeln könnte, wurde der Stachelrochen per Ultraschall untersucht. Das Ergebnis war für die Tierärzte und -Pfleger gelinde gesagt eine Überraschung.
In einem Blogeintrag schreibt die Managerin des Aquariums, April Smith: „Wir stellten fest, dass diese Schwellungen intern waren. Deshalb nahmen wir an, dass es sich dabei um Krebs handelt. Ich kontaktierte unseren Tierarzt Dr. Rob Jones, der dann erkannte, dass es ich bei den Schwellungen um Eier handelte.“ Den Ultraschalls zufolge ist Charlotte schwanger mit zwei Jungen, möglicherweise sogar dreien.
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Wie wurde Rochen Charlotte schwanger?
Wie Charlotte schwanger wurde, ist immer noch nicht abschließend geklärt. Fest steht nur, dass sie nicht mit einem männlichen Stachelrochen in Kontakt gekommen sein kann, da sie ausschließlich mit zwei jungen weißgepunkteten Bambushaien in einem eigenen Aquarium lebt.
Die wohl wahrscheinlichste Erklärung für die Schwangerschaft wäre eine sogenannte Parthenogenese, im Volksmund auch Jungfernzeugung genannt. Dabei kann ein Weibchen einen oder mehrere Klone von sich selbst erschaffen, ganz ohne sexuellen Kontakt und ohne männliches Spermien – ein natürlicher Überlebensvorgang in der Natur. Diese Klone sind dementsprechend immer weiblich.
Das Weibchen will so sicher stellen, dass die eigene Art überleben kann und nicht ausgelöscht wird. So etwas passiert vor allem dann, wenn keine Männchen zur Paarung zur Verfügung stehen, etwa in abgelegenen Ecken im Ozean – oder eben in Zoos und Aquarien.
Könnte ein Hai der Vater sein?
Dennoch stehen die Tierwärter vor einem möglichen Sensationsfund. Auf der Haut von Stachelrochen Charlotte wurden Bissspuren entdeckt, die wohl einem der jüngeren Haie im Becken zuzuordnen sind. Smith schreibt dazu: „Dann ist uns ein Licht aufgegangen. Hai-Bisse zur Paarung. Hat eines unserer jungen Haimännchen sich mit Charlotte gepaart?“
Denn: Bei der „normalen“ Paarung der Haie müssen das Männchen und das Weibchen Bauch an Bauch liegen. Über das sogenannte Klammerorgan, dem Geschlechtsorgan männlicher Haie, wird dann das Spermium in die Kloake des Weibchens übertragen. Damit der Hai mehr Halt beim Geschlechtsverkehr hat, verbeißt er sich oft in den Brustflossen seiner Partnerin. Ein raues Liebesspiel, das deutliche Spuren hinterlässt – und genau solche wurden jetzt bei Charlotte entdeckt.
Haie faszinieren Sie?Dann sollten Sie sich dieses Rätsel um einen weißen Hai nicht entgehen lassen!
Ob wirklich ein Hai der Vater ist oder ob die Parthenogenese „schuld“ an Charlottes Schwangerschaft ist, wird sich erst klären lassen, wenn der Nachwuchs geboren wurde oder es im Ultraschall deutliche visuelle Hinweise gibt, dass Charlotte Mischlingskinder auf die Welt bringt.
Haie und Stachelrochen sind nah mit einander verwandt, weshalb eine erfolgreiche Kreuzung theoretisch zumindest möglich sein könnte. Die Kinder von Charlotte können ab jetzt jederzeit auf die Welt kommen. Die ersten Erkenntnisse sollen dann auf der Facebookseite des Aquariums bekannt gegeben werden.