Berlin. Wer fastet, kann seiner Gesundheit viel Gutes tun. Doch oft kommt es zu Kopfschmerzen und Übelkeit. Was das Durchhalten erleichtert.

Ob Kopfschmerzen, Übelkeit, Depressionen: Während des Fastens können sich verschiedene Beschwerden bemerkbar machen. Mitunter kommt es regelrecht zu einer Fastenkrise durch die starke mentale und körperliche Belastung während einer Heilfasten-Kur. Allerdings lohnt es sich, durchzuhalten. Das sind die Hilfestellungen.

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Heilfasten zur Besserung der Lebensqualität

Fasten gilt als gesund, soll den Blutzucker- und Cholesterinspiegel sowie die Entzündungsmarker ausgleichen und Krankheiten vorbeugen. Die moderne Methode des Heilfastens soll Körper, Geist und Seele reinigen. Der Arzt Otto Buchinger (1878-1966) entwickelte diese Methode. Zwei bis vier Wochen heißt es dann für die Fastenden: Die Nahrung besteht täglich aus mindestens 2,5 Litern Wasser oder Kräutertee, eine bisschen Gemüsebrühe und Saft sowie ein wenig Honig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für eine erfolgreiche und sichere Durchführung, das Heilfasten nur in Begleitung von Ärztinnen und Ärzten sowie Therapeuten durchzuführen.

Beim Heilfasten geht es nicht unbedingt darum, Gewicht zu verlieren. Zwar ist das einer der Effekte, doch sobald die alten Ernährungsmuster nach der Fastenkur wieder aufgenommen werden, kommt das ursprüngliche Gewicht schnell wieder zurück. Bekannt ist dieses Phänomen auch als „Jo-Jo-Effekt“. Allerdings kann Heilfasten eine Umstellung der Ernährung nach dem Fasten erleichtern. Und das kann wiederum zu einer dauerhaften Gewichtsabnahme beitragen.

Ist das Hungergefühl beim Fasten groß, kann ein Glas Wasser helfen.
Ist das Hungergefühl beim Fasten groß, kann ein Glas Wasser helfen. © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose | Unbekannt

So zahlreich die Vorteile des Heilfastens sind: Der Nahrungsentzug kann dem Körper allerdings auch übel mitspielen. So können Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaf- und Kreislaufprobleme auftreten – eben die sogenannte Fastenkrise.

Mögliche Symptome der Fastenkrise

  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Unwohlsein
  • Kreislauf- und Konzentrationsstörungen
  • Schwindel und Übelkeit
  • Blähungen
  • Mundgeruch
  • Depressionen
  • Seh- und Schlafstörungen
  • Müdigkeit
  • Reizbarkeit
  • Hautunreinheiten
  • Heißhunger
  • Leicht erhöhte Temperatur

Wie lange dauert eine Fastenkrise?

Die Symptome der Fastenkrise treten meistens zwischen dem zweiten und fünften Tag der Fastenkur auf. Dann gilt: Durchhalten. Denn wenn die Symptome der Fastenkrise einsetzen, haben die Fastenden das Schlimmste bereits fast hinter sich. Und: Nach einem Tag sollte ein Großteil der Symptome bereits wieder verschwunden sein.

Auch Müdigkeit ist beim Fasten ganz normal.
Auch Müdigkeit ist beim Fasten ganz normal. © imago/Westend61 | uwe umstätter

Ob Angänger oder Fortgeschrittener: Die Fastenkrise ist ganz normal; im Prinzip ein Zeichen dafür, dass alles richtig läuft. Denn zu Beginn der Kur kann der Körper noch auf gespeicherte Energiereserven zugreifen. Wenn diese dann leer sind und der Körper keine wichtigen Nährstoffe mehr von außen erhält, muss er sich die Energie von anderen Stellen holen. Und das kann Symptome wie Schlappheit und Müdigkeit hervorrufen.

Die Fastenkrise als positives Zeichen sehen

Wenn der Körper keine Nahrung erhält, ist das Immunsystem auch nicht damit beschäftigt, die Nahrung, die im Darm ankommt, zu kontrollieren. Ernährungsexperte Matthias Riedl erklärt das in seinem „Gesünder-Leben-Podcast“ folgendermaßen: Früher seien neben dem Essen noch jede Menge Bakterien aufgenommen worden. „Da musste sofort reagiert werden, das ist lebenswichtig. Wenn wir was essen, ist das Immunsystem beschäftigt“. In einer längeren Essenspause könne sich der Körper dann der Selbstreinigung widmen, der sogenannten Autophagie.

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Je länger das Fasten dauert, desto mehr Abbauprodukte und Stoffwechselzwischen- und -endprodukte werden ausgeschieden. Und zwar über mehrere Organe wie Haut, Lunge, Leber, Darm, Nieren und so weiter. Wenn diese Produkte sich dann auf den Weg machen, den Körper zu verlassen, können sie dabei noch Beschwerden verursachen. Die gute Nachricht dabei: Nach der Fastenkrise zeigen sich meistens die positiven Vorzüge des Fastens und es kommt zu einem guten anhaltenden Körpergefühl.

Wie komme ich gut durch die Fastenkrise?

Die zertifizierte Heilfastenbegleiterin Sandra Exl empfiehlt auf dem Heilfasten Fachportal „Lanaprinzip Heilfasten“ verschiedene Möglichkeiten, um die Fastenkrise zu lindern. Als generelles Hilfsmittel empfiehlt sie frische Luft. Am besten in Kombination mit Bewegung oder zumindest mit Atemübungen. Was bei folgenden Beschwerden außerdem hilft:

Übelkeit ist eine häufige Nebenwirkung des Fastens.
Übelkeit ist eine häufige Nebenwirkung des Fastens. © Christin Klose/dpa-tmn | Unbekannt
  • Kopfschmerzen: Als erster Schritt soll ein großes Glas Wasser getrunken werden. Wichtig seien außerdem Ruhe, eventuell ein Mittagsschlaf oder ein Einlauf.
  • Kreislaufprobleme und Übelkeit: Die Biologin empfiehlt, Hände und Unterarme sowie Füße und Unterschenkel in kaltes Wasser zu tauchen oder kalt abzuduschen. Auch ein Ingwer-, Pfefferminz- oder Rosmarintee oder ein frisch gepresster Apfelsaft mit Ingwer sollen hier Abhilfe schaffen.

Um die Stoffwechseltätigkeit zu erhöhen und für Entspannung zu sorgen, empfehlen die Ernährungsexperten aus der NDR-Sendung „Die Ernährungs-Docs“ einen Leberwickel. Und so funktioniert er:

  1. Eine Wärmflasche mit heißem, aber nicht kochendem, Wasser bis zur Hälfte befüllen.
  2. Einen Waschlappen oder ein kleines Handtuch mit warmem Wasser befeuchten.
  3. Auf den Rücken legen und den Lappen auf der rechten Seite des oberen Bauchs ablegen.
  4. Darauf die Wärmflasche und dann den Oberkörper mit einem trockenen Handtuch umwickeln.
  5. In eine warme Decke eingehüllt für 20-30 Minuten liegen bleiben.

In jedem Fall lautet der eingängige Rat im Umgang mit der Fastenkrise: auf den eigenen Körper hören. Dem zwangsläufig auftretendem Hunger könne man mit einem großen Glas Wasser oder Tee entgegenwirken. Das helfe auch gegen schlechte Laune, denn Hunger und Ärger liegen nah beieinander.

Wie lässt sich der Fastenkrise vorbeugen?

Klar ist: auf die Fastenkrise kann man sich vorbereiten. Angst davor sollte man keine haben. Schließlich ist es ja etwas Gutes und ein Anzeichen für das erfolgreiche Wirken des Heilfastens. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, sich am Tag vor der Fastenkur emotional auf das Heilfasten vorzubereiten. An diesem Tag soll dann auch kein Koffein, Alkohol oder Nikotin zu sich genommen werden. Damit sich der Körper langsam an den Verzicht gewöhnen kann, sollte schon vorher langsam der Konsum dieser Stoffe reduziert werden. Bei einem kalten Entzug von beispielsweise Kaffee können Symptome wie Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme eher auftreten, als bei einer schrittweisen Entwöhnung.

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Auch im Vorfeld auf eine vegane und basenüberschüssige Ernährung umzusteigen, soll den Einstieg ins Heilfasten erleichtern und einer Fastenkrise vorbeugen. Für einen Basenüberschuss sollen mehr basen- als säurebildende Lebensmittel gegessen werden, also Gemüse, Obst, Kartoffeln, Salat, Pilze und Kräuter. Säurebildende Lebensmittel wie Fleisch, Nudeln, Reis, Brot, Süßigkeiten sollten gestrichen oder wenigstens reduziert werden.

Bei welchen Symptomen sollten Sie das Fasten abbrechen?

So wichtig Durchhalten ist: Wenn die Symptome einfach zu unangenehm sind, unerträglich werden oder über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, sollte das Fasten abgebrochen werden. Dann gilt wie auch am Ende der Fastenperiode: Das Fastenbrechen sollte möglichst vorsichtig gestaltet werden. Auch, um das gewonnene gute Körpergefühl möglichst lange zu behalten. Als der Klassiker des Fastenbrechens gilt der Apfel, der roh oder gedünstet gegessen werden kann.

Die Ernährungs-Docs empfehlen dann zum Mittag eine Gemüse-Kartoffel-Suppe und abends Naturreis mit Gemüse. Auch an den folgenden Tagen sollte die Ernährung wieder schonend aufgebaut werden. Beispielsweise mit Brei, einem Apfel und Beeren zum Frühstück, bunte Salate oder Kartoffeln mit Gemüse zum Mittagessen und zum Abend eine Gemüsesuppe.