Rom. Camilla Drescher Nero hat in den Abruzzen ein Haus für einen Euro gekauft. Wie sich Auswanderer diesen Italien-Traum erfüllen können.
Ein eigenes Haus in den italienischen Bergen für den Preis einer Tasse Espresso, vermutlich sogar günstiger: Was nach einem Tagtraum klingt, ist für die Dänin Camilla Drescher Noro Wirklichkeit geworden.
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Die 61-Jährige hat sich im 7200-Seelen-Ort Pratola Peligna im Herzen der Abruzzen eine Immobilie für einen Euro gekauft und so von der Aktion „Case a un Euro“ („Ein-Euro-Häuser“) profitiert. Damit versucht die Gemeinde, vernachlässigten Häusern neues Leben einzuhauchen und Personen anzulocken, die in die mittelalterliche Kleinstadt investieren.
Traumhaus für einen Euro? So viel kostete die Renovierung
Ihren Euro hat Camilla Drescher Noro in ein Anwesen mit 100 Quadratmetern Wohnfläche investiert. Hinzu kamen 12.000 Euro für die Sanierung und weitere 5000 Euro Notar- und Übertragungsgebühren. „Das Haus war in relativ gutem Zustand, und ich habe nur das Wesentliche renoviert“, erzählt die Dänin, die mit einem Italiener verheiratet war und schon seit 30 Jahren mit dem Gedanken spielte, sich in ihrer Wahlheimat ein eigenes Zuhause zuzulegen.
Doch erst während der Pandemie hat Camilla den Schritt gewagt: „Ich saß zu Hause und habe im Internet gesurft, da bin ich auf die Aktion der ‚Ein-Euro-Häuser‘ gestoßen.“ Zusammen mit ihrer Tochter Claudia besuchte sie die Gegend und war „sofort begeistert“: „Mein Haus ist nur 45 Minuten Autofahrt von Roccaraso, einem renommierten Skigebiet, und 45 Minuten von den Adria-Stränden entfernt.“
Vor allem die Lage habe sie überzeugt. Die Mutter von fünf Kindern aus Hørsholm bei Kopenhagen schwärmt für die Abruzzen, die für viele Urlauber noch ein Geheimtipp ist. Die Bergregion ist als grünes Herz Italiens bekannt und gilt als ideales Ziel für einen Aktivurlaub.
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Immobilienkauf in Italien: „Alles ist einfach abgelaufen“
Ein nicht unwesentlicher Faktor waren für Camilla Drescher Noro auch die Lebenshaltungskosten in Italien, die im Vergleich zu ihrer Heimat Dänemark sehr viel niedriger ausfallen. Inzwischen hat sie weiteren dänischen und schwedischen Freunden geholfen, ein Haus für einen Euro zu erwerben.
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„Pratola Peligna ist kein ausgestorbenes Dorf, sondern eine vitale Kleinstadt, in der viel organisiert wird – die Menschen sind offen und freundlich“, erklärt Camilla. Die Gemeinde sei ihr bei der Abwicklung und aller Bürokratie entgegengekommen. „Alles ist einfach abgelaufen. Auf der Gemeinde-Webseite sind die Prozeduren genau aufgelistet, und es gab keine unangenehmen Überraschungen.“
„Unsere Initiative zielt vor allem darauf ab, verlassene Immobilien zu renovieren, die ansonsten komplett verfallen und eine Gefahr für die Sicherheit darstellen würden“, berichtet die Bürgermeisterin von Pratola Peligna, Antonella Di Nino.
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26 Häuser wurden in ihrer Ortschaft bereits verkauft, andere sollen von der Gemeinde in den kommenden Monaten angeboten werden. Die Besitzer sind entweder ausgewandert und haben auf ihren Besitz verzichtet. Oder sie sind verstorben, und die Erben wollen sich um die Immobilien nicht mehr kümmern.
Ein-Euro-Häuser sollen Italien-Touristen anlocken
Rund 60 Gemeinden in Italien locken inzwischen mit der Aktion „Häuser für einen Euro“ neue Bewohner an. Durch dieses langfristige Projekt soll das Überleben der Dörfer gesichert und letztlich auch der Tourismus angekurbelt werden. Die Häuser von Privatpersonen werden häufig den Städten oder Gemeinden gespendet. Diese verkaufen die Gebäude dann zu einem symbolischen Wert von einem Euro, um durch den geringen Preis den Kauf so niedrigschwellig wie möglich zu gestalten.
Viele der Objekte müssen umfassend renoviert werden. Kaufinteressenten sollten also in jedem Fall mit einigen Ausgaben rechnen. Trotzdem entpuppen sich viele Häuser noch als Schnäppchen. Jede Gemeinde legt die eigenen Bedingungen für den Verkauf der fest. „Viele Ausländer machen sich Sorgen, dass etwas schieflaufen und sie hereingelegt werden könnten“, weiß Camilla aus Erfahrung. „Da aber alles von der Gemeinde abgewickelt wird, erfolgt alles in voller Transparenz.“
Derzeit verbringt die noch berufstätige Frau nur eine Woche im Monat in Pratola Peligna. Ihr Ziel ist jedoch, mindestens eine Jahreshälfte dort zu verbringen. Die Abruzzen locken im Winter mit ausgezeichneten Pisten in Skigebieten, in denen ein Winterurlaub wesentlich günstiger ist als in den Alpen. Im Sommer winkt die Region mit flachen Adria-Stränden, fernab vom Trubel populärer Badeortschaften wie Rimini und Riccione.