Berlin. Die Schauspielerin hat nach einer persönlichen Krise wieder neuen Mut geschöpft. Wer ihr hindurch half und wie es ihr heute geht.
Aglaia Szyszkowitz hat neben großen Erfolgen wie „Jenny Berlin“ oder „Billy Kuckuck“ auch manche persönlichen Herausforderungen erlebt. So berichtete die 56-Jährige in ihrem autobiografischen Buch „Von der Rolle“ (192 Seiten, Molden Verlag) von ihrem körperlichen und mentalen Zusammenbruch, der unter anderem mit dem Auszug ihrer beiden Söhne zusammenhing.
Anlässlich ihres neuen Fernsehfilms „Ein Sommer im Schwarzwald“ (am 21. Januar um 20.15 Uhr im ZDF) verrät die Schauspielerin, wer ihr durch ihre schwere Phase half, auf welche wichtigen Fragen sie Antworten sucht und wie sie sich ihren Ängsten stellt.
„Ein Sommer im Schwarzwald“ handelt von einer Frau, die neuen Zugang zum Leben finden muss. Sie selbst waren mit einer tiefen persönlichen Krise konfrontiert, wie Sie in Ihrem autobiografischen Buch „Von der Rolle“ berichteten. Hat so ein Filmprojekt dann auch eine therapeutische Wirkung?
Aglaia Szyszkowitz: Nein, denn dazu sind Dreharbeiten nicht da. Man ist zu sehr auf die Rolle fokussiert, auch wenn es da Parallelen gibt. Meine Figur kann mit Schmerz nicht umgehen und verschließt sich vor der Welt. Es hat mich gereizt, so einen Menschen zu spielen, der durch die Begegnung mit einer jungen Frau wieder aufgerüttelt wird. Wobei wir den Film 2023 gedreht haben, und der Höhepunkt meiner Krise war 2022.
Aglaia Szyszkowitz: Diese wichtigen Lebensfragen stellt sie sich
Hatten Sie damals auch die Sehnsucht, sich in so ein Idyll wie im Schwarzwald zurückzuziehen?
Szyszkowitz: Den Schwarzwald selbst mag ich nicht so sehr, der ist mir zu dunkel. Aber ich habe mich schon eine Zeit lang zurückgezogen. Das ist wohltuend und wichtig. Aber irgendwann wird es langweilig, und man will zurück ins Leben und in die Action. Das kann ich jetzt wieder genießen.
Es ist schön, wieder zu drehen und in die Welt hinauszugehen. Zugegebenermaßen würde ich jetzt noch gerne eine Ayurveda-Kur in Indien machen, wofür mir die Zeit fehlt. Aber ich konnte unlängst auf Teneriffa drehen. Da darf ich mich nicht beklagen.
Inwieweit haben Sie sich als Mensch durch Ihre Krise verändert?
Szyszkowitz: Es hat eindeutig eine gewisse Vertiefung gegeben. Ich bin bewusster geworden und ein Stück ernster. Ich sehe die Dinge nicht mehr durch die „Lustig-Tralala“-Brille. Früher bin ich leichtfüßig durchgetanzt, aber jetzt ist ein Reifungsprozess passiert, der mich extrem nachdenken lässt: Was will ich noch mit meinem Leben anfangen? Womit und mit welchen Menschen verbringe ich meine Zeit? Ist mein Beruf noch erfüllend genug? Zum Beispiel habe ich jetzt die Sehnsucht, mich sozial zu engagieren.
Ihre Beziehung zu ihrem Mann half ihr durch die Krise
Ist man froh, solche Veränderungen durchzumachen, auch wenn sie schwierig sind?
Szyszkowitz: Es gehört zum Leben dazu, dass es Zeiten gibt, wo es einem nicht so gut geht und man die Dinge nicht mehr so selbstverständlich und locker nimmt wie in den 30 Jahren zuvor. Um manche Themen kommt man einfach nicht drumherum. Meinem alten Vater geht es gesundheitlich nicht gut, was mich sehr bewegt. Mich beschäftigt auch sehr, dass meine Kinder aus dem Haus sind. Denn ich bin ein Familienmensch und mag es gerne, wenn alle zusammen sind.
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Verstehen Ihre Kinder dieses Bedürfnis?
Szyszkowitz: Mein 20-jähriger Sohn muss sich gerade abnabeln. Das verstehe ich auch. Er arbeitet als Tauchlehrer auf Naxos. Und der 25-Jährige, der Medizin studiert, hält stärker Kontakt, weil er diesen Abnabelungsprozess schon abgeschlossen hat.
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Was hat Ihnen geholfen, aus der Krise herauszukommen?
Szyszkowitz: Viel in der Natur sein, viel Wandern und Schwimmen. Ich habe eine gute Psychotherapie gemacht und viele Gespräche mit lieben Menschen, Freundinnen und Freunden geführt, die mir aus ihrer Erfahrung heraus gute Tipps gegeben habe. Wichtig war es auch, dass ich mich auf die Liebesbeziehung mit meinem Mann konzentriert habe. Und förderlich ist außerdem die Arbeit – meine Lesungen, Auftritte, Filmprojekte.
Wie schwer fällt es, wenn Sie diese Erfahrungen in einem Interview wieder Revue passieren lassen?
Szyszkowitz: Es ist eher schwierig, immer wieder darüber zu sprechen. Aber wenn man ein Buch darüber schreibt, muss man damit rechnen, dass man darauf angesprochen wird. Ich habe mir lange überlegt, ob ich das mache, aber ich habe mich dafür entschieden, weil das Thema seelische Gesundheit in unserer Gesellschaft zu sehr tabuisiert ist.
Das Gleiche gilt für die Wechseljahre. Man sollte darüber offen sprechen, denn es gibt viele andere Menschen, die damit auch zu kämpfen haben, und die wissen sollten, dass man das mit guten Therapeuten und der richtigen Umgebung angehen muss.
„Versuche, mich bewusst meinen Ängsten zu stellen“
Was gibt es denn noch an positiven Auswirkungen dieser Veränderungen?
Szyszkowitz: Man nimmt das Schöne, einschließlich Begegnungen mit Menschen, intensiver wahr und ist dafür auch dankbarer, weil man sich bewusst macht, was das für ein Geschenk ist.
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Was waren die schönsten Erlebnisse der letzten Monate?
Szyszkowitz: Ich habe mit meinem Mann Bergtouren gemacht und nach einer anstrengenden Dreistundentour auf dem Gipfel zu stehen, ist besonders schön. Das Gleiche gilt für eine Reise nach Naxos, wo mein Mann und ich unseren Sohn besucht haben. Es war zauberhaft, in dieser leicht melancholischen Stimmung der Spätsaison gemeinsam essen zu gehen.
Es hat mich auch sehr gefreut, wie mein Sohn von seinen Schülern als Tauchlehrer geschätzt wird. Ein anderer Höhepunkt war, als ich mit meinem Mann Rezepte von Ottolenghi ausprobiert und damit Freunde bekocht habe. Und zu guter Letzt fällt mir ein, wie ich mit einer Kollegin bei relativ hohem Seegang im kalten Bodensee schwimmen war..
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Schwimmen bei hohem Seegang klingt nach Herausforderung. Sind Sie insgesamt furchtloser geworden?
Szyszkowitz: Nein. Aber ich versuche es jetzt eben immer wieder, mich bewusst meinen Ängsten zu stellen.
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