Berlin. Als Kaiserin „Sisi“ hat sie zwei Kinder, im echten Leben möchte Schauspielerin Dominique Devenport keine – der Grund dafür überrascht.
2021 gelang Dominique Devenport gleich nach ihrem Abgang von der Schauspielschule ein Traumstart: Sie wurde in der Titelrolle der Serie „Sisi“ besetzt, deren dritte Staffel aktuell auf RTL+ läuft (ab 27. Dezember um 20.15 im Free-TV auf RTL). Überdies ist die inzwischen 27-Jährige in der ARD-Serie „Davos 1917“ (ab 20. Dezember um 20.15 Uhr) zu erleben. In ihrer Jugend hätte sie von derlei Projekten nicht zu träumen gewagt – denn damals erlebte sie einen Alptraum namens Schule.
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Sie sind momentan gleich mit zwei Projekten im Fernsehen präsent – der neuen Staffel von „Sisi“ und der Miniserie „Davos 1917“. Waren so viele Drehs nicht ein wenig stressig?
Dominique Devenport: Es war ein bisschen viel für ein Jahr, aber das war mir im Vorhinein klar. Ich weiß das Glück, viel arbeiten zu können, sehr zu schätzen. Aber ich muss auch, um meiner mentalen und körperlichen Gesundheit willen, eine Grenze ziehen. Es war mir wichtig, dass ich nach „Sisi“ und „Davos“ ein paar Monate zu Hause sein konnte.
Wie sehen Ihre Ruhephasen aus?
Teilweise tue ich sehr aktiv nichts. Ich erlaube es mir, zu lesen und Filme zu schauen und auch viel allein zu sein, denn am Set ist man von einer Menge Menschen umgeben. Gleichzeitig habe ich aber in Rostock viele Freunde, mit denen ich Kaffee trinken oder abends länger feiern gehe.
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Welches Buch hat Sie zuletzt bei Ihrer Lektüre beeindruckt?
Nach den Drehs habe ich die Autobiografie von Elliot Page gelesen, die mich sehr tief berührt hat.
Devenport: „Wir schieben uns gegenseitig gerne in Schubladen“
Der Transgender-Schauspieler Elliot Page versuchte vor seiner Geschlechtsumwandlung den Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Auch Ihre Kaiserin Sisi musste sich gegen Schubladendenken wehren. Inwieweit sind Sie mit solchen Rastern konfrontiert worden?
Das sind drei verschiedene Leben mit drei verschiedenen Geschichten, die man so nicht miteinander vergleichen kann. Aber klar, mit Rastern werden alle im Leben konfrontiert. Wir schieben uns gegenseitig gerne in Schubladen und stellen Regeln für das Leben auf. Fixe Denkraster sind auch bei der Schauspielerei ausgeprägt. Das fängt schon bei der Frage an, für welche Rollen man eingeladen wird. Jede Darstellerin und jeder Darsteller weiß genau, welche Figuren die Leute in einem sehen.
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In welches Rollen-Schema steckt man Sie?
Aufgrund der Figuren, die ich bis jetzt gespielt habe und in Anbetracht der Castings, zu denen man mich eingeladen hat, sehen die Leute offenbar in mir die moralische Heldin der Geschichte, die für sich und andere einsteht.
Aber es könnte eine schlimmere Schublade geben...
Es freut mich, dass ich starke Frauenrollen bekomme, aber gleichzeitig möchte ich auch eine größere Bandbreite spielen. Und bei „Sisi“ verhält es sich so, dass ich da nun mal mit langen Haaren und schönen Kleidern spiele. Da nervt es mich schon, wenn die Leute nur noch das wahrnehmen. Ich denke mir: ‚Ja, ich habe verstanden, dass ihr die Haare und die Kleider schön findet – aber hattet ihr eigentlich Gedanken zur Serie?’
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Schauspielerin will nicht Mutter werden – das ist der Grund
Um Denkschablonen geht es auch in der neuen „Sisi“-Staffel, wo der junge Thronfolger auf eine Militärschule geschickt werden soll, was Ihre Kaiserin nicht so gut findet. Wie war Ihr eigenes Verhältnis zur Schule?
Es gibt einen Hauptgrund, warum ich im wirklichen Leben nicht Mutter werden möchte. Und zwar, weil es dann meine Aufgabe wäre, mein Kind täglich zum Schulgang zu zwingen. Das würde ich nicht schaffen. Höchstens eine Waldorf-Schule wäre noch denkbar.
Warum haben Sie in der Schule so gelitten?
Es hat mir nicht eingeleuchtet, warum ich von morgens bis abends dasitzen, nach vorne schauen und nicken soll, wenn die Lehrperson etwas gesagt hat. Man hat uns immer erklärt, dass wir in der Schule zu eigenständig denkenden Menschen herangebildet werden. Aber dann musste man Prüfungen und Aufsätze schreiben, wo alles nach den Kategorien von richtig und falsch bewertet wurde – sogar im Kunstunterricht. Das fand ich völlig absurd. Erst auf der Schauspielschule wurde mir das selbstständige Denken vermittelt.
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Hatten Ihre Eltern mit Ihrer Schulphobie Probleme?
Es hat ihnen für mich leidgetan, weil mir das so schwer fiel. Aber meine Noten waren im Großen und Ganzen in Ordnung. Sie haben mich auch bei meinem Plan, auf die Schauspielschule zu gehen, unterstützt, und im Gegenzug war ich bereit, die Matura beziehungsweise das Abitur zu machen. Denn dafür lohnte es sich, sich durch die Schule durchzukämpfen.
Schauspielerei gab Dominique Devenport eine neue Perspektive
Wie haben Sie begriffen, dass die Schauspielerei die große Freiheit bedeutet?
Ich habe im Schultheater gespielt, und das war der einzige Ort, wo ich gemerkt habe: Es gibt andere Umgangs- und Lebensformen und Leute, die auf der Bühne gedankliche Konzepte anders nutzen. Das war für mich der große Augenöffner. Als ich 14, 15 war, kam die Leiterin, die selbst Schauspielerin war, auf mich zu und sagte: „Es gibt Schulen, wo du dafür ausgebildet wirst.“ Dadurch habe ich begriffen, dass das ein richtiger Job war, auf den ich hinarbeiten konnte.
Jetzt stehen Sie im Theater Rostock mit dem Stück „How to grow a Superwoman in einer Stunde“ auf der Bühne, an dem sie selbst mitgeschrieben haben. Inwieweit haben Sie selbst Züge einer Superwoman?
Die Frage ist: Was ist ein wahrer Superheld? Der herkömmliche Superheld ist stärker als der Rest und deshalb manchmal sehr einsam. Aber vielleicht ist der wahre Superheld jemand, der die besondere Fähigkeit hat, mit Leuten zusammenzukommen und etwas mit anderen gemeinsam zu machen. Das finde ich viel besser.
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