Berlin. Der Schauspieler verrät, wie wichtig ihm Disziplin ist, wo er Moral und Anstand aktuell vermisst und ob er ein strenger Vater war.
Nach langem ist Till Demtrøder wieder in einer großen Serienhauptrolle zu sehen. In „Das Küstenrevier“ geht er ab 11. Januar täglich auf SAT.1 um 19 Uhr als Kommissar auf Spurensuche. Was er daran schätzt und weshalb ihm das auch große Kraft abverlangt, erklärt der 56-Jährige, der mit Serien wie „Großstadtrevier“ oder „Der Landarzt“ eine große Fangemeinde fand, im Interview. Doch sein Leben beschränkt sich keinesfalls auf die Schauspielerei, denn er hatte auch drei Töchter großzuziehen. Überdies spielen seine Schlittenhunde eine wichtige Rolle.
Es hat nach Ihrem Ausstieg aus dem „Großstadtrevier“ fast 15 Jahre gedauert, bis Sie wieder in eine Kommissars-Rolle geschlüpft sind ...
Till Demtrøder: Durch die vielen Wiederholungen des „Großstadtreviers“ war ich ständig auf dem Bildschirm präsent, und viele bekamen gar nicht mit, dass ich dort längst nicht mehr mitwirke. So sagten sich die Produzenten: „Wenn wir ihn wieder als Polizisten besetzen, dann machen wir uns selbst Konkurrenz.“ Deshalb kam die Anfrage für „Das Küstenrevier“ wie gerufen. So ein Format mit Mitte 50 an Land zu ziehen, fand ich richtig toll. Zumal ich dann auch noch in meinem geliebten Terrain im Norden bleiben kann.
Warum lieben Sie dieses Terrain so sehr?
Demtrøder: Ich brauche Blick in die Ferne und eine Handbreit Meer unter dem Kiel, denn ich bin absoluter Wassersportler. Die Küste, der Wind, die Wellen, die Schiffe, das platte Land, das ist meine Heimat. Ich bin in Hamburg geboren und hier aufgewachsen. Mich ziehen hier keine zehn Pferde weg.
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Demtrøder: „Ich habe mir diese Belastungen selbst auferlegt“
Doch auch wenn das Umfeld Ihrer Serie so traumhaft ist – 80 Folgen zu drehen, ist ganz schön sportlich ...
Demtrøder: In der Tat. Ich gehe um sechs in der Früh aus dem Haus und komme gegen 20:30 Uhr zurück. Dann muss ich noch drei Stunden Text lernen und danach beantworte ich die Mails der PR-Firma, die ich außerdem betreibe. Nach Drehende vor der Weihnachtspause am 22. Dezember bin ich förmlich nach Hause gekrochen. Aber ich teile mir meine Kräfte ein, und abgesehen davon habe ich mir ja diese Belastungen selbst auferlegt.
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Könnten Sie nach Ihren ganzen TV-Erfahrungen auf Kommissar umsatteln?
Demtrøder: Ich bin viel mit Polizisten auf Streife gefahren und habe sogar einen Polizeistern als Ehrenkommissar bekommen. Aber ich glaube nicht, dass ich das beruflich machen würde. Dafür ist mir der Beruf zu undankbar. Es geht mir total nahe, wenn ich sehe, dass Polizisten keinen Respekt bekommen und angegriffen werden.
Was müsste passieren, dass sich die Dinge wieder ändern?
Demtrøder: Es sind härtere Strafen nötig, die die Leute abschrecken. Der Staat hat die Aufgabe, Straftaten Einhalt zu gebieten. Dann würde es zum Beispiel auch nicht mehr passieren, dass Juden hierzulande wieder um ihr Leben fürchten müssen. Das ist etwas, was das letzte Jahr für mich extrem eingetrübt hat. Aber effektiv muss das bereits in den Familien anfangen. Da werden Moral, Anstand und Disziplin nicht mehr richtig ernst genommen.
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Schauspieler Demtrøder: Auf diese Rolle ist er besonders stolz
Sie haben ja mal in Bad Segeberg ein klassisches moralisches Vorbild gespielt – nämlich Old Shatterhand ...
Demtrøder: Der war der Star meiner Kindheit und mein Leitfaden. Diese Rolle spielen zu können, hat mich schon stolz gemacht.
Sie sind auch körperlich heldentauglich. Zu Ihren Fähigkeiten zählen laut Ihrer Website Kajakfahren, Jagdreiten, Surfen, Fechten, Tauchen und noch vieles mehr.
Demtrøder: Ich bin weitläufig interessiert, aber ich kann nicht alles gleich gut. Beim Kajakfahren genieße ich das Leben – ob ich mit Freunden über die mecklenburgische Seenplatte fahre oder zweimal die Woche über die Alsterkanäle paddle. Das einzig Abenteuerliche ist das Jagdreiten, wo ich dann schon mal über Stock und Stein galoppiere.
Sind Sie hart im Nehmen?
Demtrøder: Es ist alles eine Frage der Disziplin. Es gibt viele Warmduscher, die sich mit einer Haarwurzelentzündung krank melden, und ich schleppe mich hin und stehe meinen Mann. Ich dusche kalt, halte mich fit und ernähre mich gesund, weil ich weiß, ich darf nicht ausfallen.
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Till Demtrøder: „Heutzutage können meine Töchter mich verstehen“
Außerdem veranstalten Sie zugunsten der Welthungerhilfe die „Baltic Lights“ – ein Schlittenhunderennen mit 60.000 Zuschauern auf Usedom, das von 1. bis 3. März stattfindet. Manche Tierschützer kritisieren diesen Sport ...
Demtrøder: Diese Kritik geschieht nur aus Unwissenheit. Schlittenhundeführer lieben ihre Tiere. Keines der Tiere macht etwas, was es nicht möchte. Ich fahre auch selbst Rennen, und starte dabei nur mit reinrassigen Schlittenhunden. Die wollen arbeiten und ziehen, das entspricht ihrem Naturell. Ich merke ja auch, wie sich meine Hunde freuen. Das ist ein wunderbarer Sport, bei dem der Mensch im Einklang mit Tier und Natur ist.
Bei den „Baltic Lights“ kümmert sich Ihre Tochter Natalie um die Live-Übertragung, beim Küstenrevier arbeitet Ihr Protagonist mit seiner Tochter zusammen. Was haben Sie bei der Erziehung Ihrer drei Töchter richtig gemacht?
Demtrøder: Das hat viel mit Respekt und Toleranz zu tun. Kinder müssen schnell lernen, Verantwortung zu übernehmen, und die muss man ihnen geben. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen. Als meine mittlere Tochter, die 28 ist, die Aufgabe bei Baltic Lights übernommen hat, habe ich sie trotz ursprünglicher Skepsis machen lassen. Das hat sich ausgezahlt. Aber ich habe das auch erst mal lernen müssen. Gerade als meine große Tochter, die inzwischen 33 ist, klein war, war ich nur der Wochenendvater, weil ich drei, vier Serien gleichzeitig drehte.
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Konnten Sie richtig streng sein?
Demtrøder: In mancher Hinsicht schon. Ich habe bereits vor 20 Jahren Angst gehabt, was das Internet mit uns machen wird. Und so habe ich die Bildschirmzeit meiner Töchter begrenzt. Wenn sie sie nicht eingehalten haben, habe ich den Stecker gezogen. Damals habe ich die Klagen gehört „Oh Mann, Papa ...“. Aber heutzutage können sie mich verstehen.