Rom. Baia, das Saint-Tropez des alten Roms, ist im Meer versunken. Früher wurde hier entspannt und gefeiert. Was Touristen heute erwartet.
Versunken im Golf von Neapel befindet sich die vermutlich erste „Wellness-Oase“ der Weltgeschichte: Baia. Der ehemalige Badeort lag ganz in der Nähe des heutigen Neapel und war bekannt für seine Heilquellen. Sommerresidenzen, Thermen, Grotten, Saunen und sogar ein antikes Casino – der exklusive Badeort war einst das Saint-Tropez und zugleich das Las Vegas des alten Roms.
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Vulkanische Aktivitäten sorgten vor circa 1700 Jahren schließlich dafür, dass Baia nach und nach im Meer versank. Die Siedlung, 80 Kilometer nördlich von Pompeji, ging unter. Noch heute sind aber die Überbleibsel der versunkenen Stadt im klaren Wasser, dem „Atlantis vom Golf von Neapel“, zu erkennen. In einem der wenigen Unterwasser-Archäologie-Parks der Welt werden sie Touristen zugänglich gemacht.
Baia: Hier trafen sich die alten Römer
Im „Parco Sommerso di Baia“ werden heute nicht nur Schnorchel- und Tauchtrips angeboten. Edle Marmorböden, kostbare Mosaike, kunstvolle, mit Algen und Muscheln besetzte Statuen – einiges liegt so nah unter der Wasseroberfläche, dass man es auch von Boten mit gläsernen Böden aus bewundern kann. An Land gibt es sogar eine bis heute funktionierende Sauna zu bestaunen.
Wer es sich leisten konnte, baute sich prächtige Häuser mit Bootsanlegern, Thermen, ausgedehnten Gärten und Terrassen. Julius Caesar unterhielt hier eine Villa; Cicero, Marcus Antonius und Nero zog es an diesen Ort, an dem die strengen Ehe- und Sittengesetze des Augustus außer Kraft gesetzt waren. Der Dichter Ovid empfahl Baia gar als Paradies für Liebesspiele.
Unterwasserpark überrascht immer wieder mit neuen Funden
„Baia ist einzigartig, es ist ein Pompeij unter Wasser“, berichtet Enrico Gallocchio, Direktor des Parks, stolz. Und noch längst nicht alle Wunder Baias sind erforscht: Allein in diesem Jahr machten Taucher mehrere neue Entdeckungen.
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Durch Luftaufnahmen und Schallwellenuntersuchungen wurden Forscher auf einen 2000 Jahre alten Marmorboden in beinahe unversehrtem Zustand aufmerksam. Dabei dürfte es sich um die Überreste eines römischen Speisesaals handeln, der mit einem schachbrettartigen Muster ausgelegt war.
Ein weiterer wichtiger Fund für den Park: ein monumentaler Raum von 10 Metern Breite aus der römischen Zeit. Darin fanden die Archäologen Spuren von Marmordekorationen auf den Böden und an den Wänden, ein Detail, das auf eine luxuriöse Villa schließen lässt.
Einige Schätze Baias wurden geplündert
Ein Stück römische Geschichte unter Wasser – auch die Unesco hat die Einmaligkeit des Parks erkannt und Baia als Paradebeispiel für die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes ausgezeichnet. Das Bewusstsein für die Bewahrung der römischen Stätten war jedoch nicht immer so groß: In den 1950er-Jahren begannen Hobbytaucher vom sandigen Grund der Bucht Bleistücke aus der Römerzeit an die Oberfläche zu bringen.
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Archäologen vermuteten schon damals, dass unter dem Meeresboden noch viel mehr versteckt sein dürfte. Immer mehr Mosaike und Statuen wurden entdeckt, die Schätze im Meer teilweise geplündert. Erst als vor 20 Jahren ein Schiff beim Ankern eines der Mosaike zerstörte und Umwelt- und Bürgerinitiativen protestierten, richtete die Region Kampanien eine Schutzzone ein.
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Sightseeing im U-Boot: Das bietet der Unterwasserpark
Inzwischen ist der 2002 eingerichtete Archäologiepark zur Attraktion für Touristen aus aller Welt und der Tourismus wiederum zu einer der Haupteinnahmequellen der Gegend geworden. Baia erstreckt sich auf einem geschütztem Areal von 200 Hektar und ist ein wahrhaftiges Taucherparadies. Acht Tauchwege in einer Tiefe von 5 bis maximal 13 Metern locken sowohl Taucher als auch weniger erfahrene Schnorchler an.
Ein Tauchgang kostet 40 Euro. Mit Flossen und Tauchermasken werden Besucher von erfahrenen Guides auf Touren begleitet. Wer es bequemer haben will, bekommt für zwölf Euro ein Ticket für einen Ausflug an Bord der drei Boote, die im Areal verkehren. Ein U-Boot mit 15 Plätzen gehört ebenfalls zum Angebot.