Rom. Das Erbe des römischen Kaisers Nero im italienischen Anzio fasziniert Menschen aus der ganzen Welt – doch die Ruinen sind bedroht.
Im gesamten Gebiet des ehemaligen römischen Imperiums gibt es nur einen Ort, der Nero bis heute ehrt: Anzio am Tyrrhenischen Meer. In diesem Küstenort, knapp 60 Kilometer südlich von Rom gelegen, wurde der wegen seines Größenwahns und seiner Grausamkeit in Verruf geratene römische Kaiser im Jahr 37 n. Chr. geboren. Hier besaß er eine prunkvolle Villa, die ihm als Sommerresidenz diente.
Die Ruinen direkt am Meer ziehen Schaulustige aus der ganzen Welt an, wegen heftiger Niederschläge in den vergangenen Jahren sind sie jedoch ernsthaft bedroht: Ein tiefer Riss beunruhigt Archäologen, ein Teil der Villa könnte demnach im Meer versinken. Die Polizei hat jetzt das Gelände gesperrt. Experten prüfen Maßnahmen, um die gefährdeten Teile der Villa, die zum Archäologiepark Anzios gehört, zu retten.
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Neros Villa: Diese archäologischen Schätze sind bis heute erhalten
In römischer Zeit war die Ortschaft mit dem lateinischen Namen Antium ein beliebter Badeort, in den vornehme Römer sich im Sommer zurückzogen. Die Reste der einst grandiosen Residenz des Kaisers Nero, die sich über Hunderte Meter auf einem Steilufer über dem Meer erheben, zählen zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der 58.000 Einwohner-Stadt.
In ihrer Blüte erstreckte sich Neros Villa weit ins Landesinnere und entlang der Küste auch über den Strand hinaus. Einige beeindruckenden architektonische, darunter verschiedene Skulpturen, sind bis heute erhalten und wurden im Innern der Villa gefunden. Eine davon ist die Statue des „Mädchens von Antium“, die 1878 nach einem Mauersturz zum Vorschein kam.
„Neros Residenz ist weltweit ein einmaliger Ort, er ist aber stark vernachlässigt worden und muss mit drastischen Maßnahmen gerettet werden“, fordert Patrizio Colantuono, der für den archäologischen Park von Anzio zuständig ist. Der Strand vor der Villa ist Touristen frei zugänglich, aber Colantuono drängt, dass das Gelände abgesperrt wird, damit es besser geschützt werden kann.
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Kaiser Nero wohnte prunkvoller als gedacht
Jahrzehnte lang haben Kunstdiebe ungestört hier gegraben und Funde im Ausland verkauft. Colantuono hofft auf Investitionen, um sein zum Park gehörige Museum mit seinen 2.000 Exponaten besser ausstatten zu können. „Wir haben Kunstwerke von unermesslichem Wert, die jedoch wegen Platzmangels nicht wirklich zur Geltung kommen“, so Colontuono. „Dabei ist Anzio ein in der Geschichte des antiken Roms einmaliger Ort.“
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Zu den Artefakten aus der Zeit des Kaisers Nero zählen auch Statuenfragmente und das Bruchstück eines Gebälks, das 2002 unter einer zwei Meter dicken Sandschicht entdeckt wurde. Die Zufallsfunde scheinen die These der Wissenschaftler zu bestätigen, dass die Residenz des Kaisers in Antium bei weitem größer war, als die bislang bekannten Reste vermuten ließen.
Mit dem sinkenden Stern Roms geriet auch Antium mehr und mehr in Vergessenheit. Bereits im Frühmittelalter begann der Ort zu verfallen. Ins Licht der Geschichte rückte Anzio neuerlich 1378 durch eine vor seiner Küste geschlagenen Seeschlacht zwischen den Venezianern und den Genuesen. Einen Hafen, östlich der römischen Anlagen, bekam Anzio erst wieder Ende des 17. Jahrhundert, als die Stadt in den Kirchenstaat des Papstes eingegliedert wurde.
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Anzio – wie der Ort den Kaiser noch heute huldigt
Zu Ehren des Kaisers, der dem Ort einen gewissen Bekanntheitsgrad verlieh, wurde 2010 eine zirka zwei Meter große Statue direkt am Meer gewidmet. Dabei handelt es sich um eine recht beeindruckende Darstellung des etwa 20-jährigen Nero, auf einer Säule stehend. Mit ausgestrecktem rechten Arm deutet er auf das Meer.
Auf der Tafel am Sockel steht der Herrschername auf Italienisch – Nerone Claudio Cesare Augusto – und das Datum der Geburt im damaligen Antium am 15. Dezember 37 n. Chr. Darunter ist zu lesen: „Während seiner Herrschaft erfreute sich das Imperium einer Zeit des Friedens, großer Pracht und wichtiger Reformen.“ Von den zahlreichen Verbrechen, die dem Kaiser während seiner 14-jährigen Regentschaft zur Last gelegt wurden – darunter Christenverfolgung, Gräueltaten gegenüber Frauen, Mord und Brandschatzung – ist dagegen nichts zu lesen.
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