Berlin. Die Zahlen sind hoch, Corona scheint zurück. Wie kann man sich sinnvoll vor einer Infektion schützen? Experten verraten, was sie tun.
- Deutschland befindet sich derzeit in einer neuen Corona-Welle
- Die hohen Fallzahlen lassen viele Patienten, aber auch Ärzte aufhorchen
- Einige Top-Mediziner verraten, wie sie auf die vielen Infektionen reagieren
Wir befinden uns mitten in einer neuen Corona-Welle. Auch sonst ist die Lage an der Virenfront angespannt. Rhinoviren etwa sind ebenfalls weit verbreitet. Wenn nicht bei sich selbst, beobachten viele derzeit typische Symptome in ihrem Umfeld: laufende Nase, Niesen, Husten, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen oder gar Fieber, in manchen Fällen kommt auch noch eine Bindehautentzündung hinzu.
Es scheint, als könne man einer Infektion aktuell kaum entgehen. Wie blicken Virologen, Immunologen, Infektiologen, die aktiv an der Pandemie-Bekämpfung beteiligt waren, auf die derzeitige Infektionswelle? Haben Sie ihr Verhalten aufgrund der Entwicklungen angepasst?
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Thomas Mertens, Virologe am Universitätsklinikum Ulm und Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut:
„Ich habe mein Verhalten angepasst, aber überhaupt nicht ängstlich. Ich teste mich und meine Frau, wenn der Verdacht auf Covid-19 besteht, und zwar aus zwei Gründen: Erstens bin ich immer an einer medizinischen Diagnose interessiert und zweitens möchte ich wissen, ob ich für andere Menschen ansteckend bin, zumal wenn sich darunter Menschen befinden können, die ein Risiko für eine schwere Erkrankung bei einer durch mich übertragenen Infektion haben. Die verfügbaren Antigen-Schnelltests sind unterschiedlich empfindlich und genau. Die meisten sind gut geeignet, eine akute Infektion recht sicher zu erkennen.
Ich finde es sehr gut, dass die Verantwortung jetzt bei jedem einzelnen liegt und es keine allgemeinen Verordnungen mehr gibt. Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, dass wir durch vernünftiges Verhalten unser
eigenes Infektionsrisiko
und auch die Weiterverbreitung des Virus beeinflussen können. Etwa indem man unnötige Treffen in kleinen Räumen in epidemischen Zeiten vermeidet, regelmäßig lüftet und vorsichtig ist beim Kontakt mit gefährdeten Mitmenschen. Das mache ich auch.“
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Reinhold Förster, Immunologe an der Medizinischen Hochschule Hannover, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI):
„Ich bin zum Glück aktuell gesund und muss ohnehin weniger reisen als vor der Pandemie. Aber hätte ich Erkältungssymptome, würde ich in öffentlichen Verkehrsmitteln und dort, wo viele Menschen unterwegs sind, definitiv Maske tragen.
Das ist einfach eine vernünftige und anständige Maßnahme, um Mitreisende und sein Umfeld generell nicht unbedingt auch noch zu infizieren. Aber es ist nicht so, dass ich aufgrund der aktuellen Lage Treffen mit Menschen vermeiden würde oder ähnliches. Das überhaupt nicht.“
Julian Schulze zur Wiesch, Infektiologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf:
„Hätte ich nicht selber gerade erst eine Covid-Infektion hinter mir, wäre sicherlich spätestens jetzt der Zeitpunkt, dass ich mich hätte
. Ansonsten versuche ich große Menschenmassen zu vermeiden – insbesondere, wenn ich in den kommenden Tagen etwas vorhabe.
Auch bei meinen Patientinnen und Patienten halte ich Abstand, erinnere sie ans Impfen und ermuntere sie Maske zu tragen. Und – das finde ich ganz wichtig – wenn ich draußen Menschen mit Maske begegne, etwa im Bus, bekommt der- oder diejenige auch mal einen anerkennenden Blick oder wertschätzenden Kommentar, wenn es angebracht ist. Schließlich ist das Tragen einer Maske auch ein soziales Phänomen.
Am Ende geht es darum anzuerkennen, dass es das Virus, genau wie viele andere Viren, weiterhin gibt. Dass wir als Gesellschaft weiterhin damit leben müssen und auch das Risiko nicht unterschätzen sollten. Gleichzeitig sollten wir aber auch nicht zu ängstlich reagieren und uns beispielsweise völlig abkapseln. Auch das wäre insgesamt nicht hilfreich.“
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Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München:
„Ich hatte meinen Impfschutz gegen Covid-19 und die Influenza bereits Ende September auffrischen lassen und fühle mich gut gerüstet für den Winter. Atemwegsinfektionen sind am Ende nicht gänzlich vermeidbar. Wir müssen uns daher darauf konzentrieren, besonders vulnerable Menschen wirksam zu schützen und die Immunität in der Bevölkerung ausreichend hoch zu halten.“
Andreas Stallmach, Infektiologe und Leiter des Long-Covid-Zentrums am Universitätsklinikum Jena:
„Ich bin am Wochenende Zug gefahren und habe dabei wieder Maske getragen. Auch sonst versuche ich mich wieder an die während der Pandemie weit verbreiteten Corona-Hygiene-Regeln zu halten: Ich achte wieder verstärkt darauf, dass ich mir regelmäßig die Hände wasche, regelmäßig lüfte, um die Viruskonzentration in der Luft zu reduzieren und so weiter.
Am Ende geht es um die Dinge, die man eigentlich generell mit Blick auf Infektionsschutz beachten sollte. Das kommuniziere ich aktuell auch gerade im Familienkreis wieder viel. Es geht um ganz einfache, banale Dinge, die dazu führen, dass wir keine respiratorischen oder weniger respiratorische Infektionen bekommen: Impfen, Maske tragen, wenn viele Menschen zusammenkommen, Hände waschen, Lüften. Das halte ich für sinnvoll.“
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Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI):
„Im Moment halte ich mich an die offizielle Stiko-Empfehlung und habe mich noch nicht mit dem angepassten Corona-Impfstoff boostern, aber gegen Grippe impfen lassen. Bei Covid-19 vertraue ich auf meine Grundimmunität durch bisherige Impfungen und Infektionen, sollte ich es mir diesen Winter wieder einfangen.
Aber das gilt nur solange keine Variante da ist, bei der ich wirklich Sorge hätte, womöglich schwer zu erkranken. Solange werde ich meine Immunität vermutlich durch eine Infektion wieder auffrischen. Denn, klar schadet es nicht, der ein oder anderen Infektion aus dem Weg zu gehen. Aber alle Krankheitserreger zu vermeiden würde bedeuten, man müsste sich spätestens im Herbst und Winter komplett isolieren. Das will ich nicht und ich glaube auch nicht, dass das die Allgemeinbevölkerung braucht.“
Bernd Salzberger, Infektiologe am Universitätsklinikum Regensburg und Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie:
„Im Krankenhaus trage ich jetzt schon länger im Patientenkontakt wieder Maske. Und wenn ich eine laufende Nase habe – was in letzter Zeit häufig vorkommt –, teste ich mich auch auf Corona. Aber meine Tests waren in diesem Herbst bislang immer negativ. Toi, toi, toi. Abgesehen davon bin ich geimpft. Denn eine Impfung verhindert ja vor allen Dingen einen schweren Covid-19-Verlauf. Und das ist gerade auch in meinem Alter richtig relevant.“
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